The Walking Dead: Roman (German Edition)
mit der Barstow Bluegrass Boys Band und seinen Tagen als DJ für den WBL R -Sender, der Macon und Umgebung beschallte. Sie erzählen von seinem Temperament, seiner Großmut, seinen Frauengeschichten und seinem Glauben an Jesus.
Philip lässt sie reden. Es ist gut, endlich wieder ihre Stimmen zu hören, und die Anspannung des Tages scheint ein wenig nachzulassen. Vielleicht ist das ein Teil des Loslassens. Oder sie müssen sich an die neue Situation gewöhnen.
Später sitzt Philip allein in der Küche und schenkt sich den letzten Rest Whiskey ein, als April zu ihm tritt.
»Hör zu … Ich wollte mit dir reden … Darüber, was heute passiert ist …«
»Vergiss es«, erwidert Philip und starrt in das Whiskeyglas.
»Nein. Ich hätte … Ich hätte schon früher etwas sagen sollen. Ich stand unter Schock.«
Er blickt sie an. »Aber das weiß ich doch. Tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Wirklich. Es tut mir sehr leid, dass du das hast mit ansehen müssen.«
»Du hast das getan, was du tun musstest«, sagt April.
»Ich danke dir, dass du mir das sagst.« Philip legt ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich habe deinen Daddy vom ersten Moment an gemocht. Er war ein Prachtkerl. Und er hatte ein gutes und langes Leben.«
Sie kaut auf der Innenseite ihrer Wange. Philip merkt, dass sie an sich halten muss, um nicht wieder loszuweinen. »Ich dachte, ich hätte mich damit abgefunden, ihn einmal zu verlieren.«
»Niemand ist auf so etwas vorbereitet.«
»Stimmt. Aber so … Ich versuche immer noch, das Ganze zu verstehen.«
Philip nickt. »Verdammt dumm gelaufen.«
»Ich meine … Das kann doch nicht einfach so passieren … Da weiß man ja gar nicht mehr, woran man sich noch festhalten soll.«
»Ich weiß, was du damit sagen willst«, erwidert Philip.
Sie senkt den Blick und schaut auf ihre zitternden Hände. Vielleicht spielt sich die Szene noch einmal vor ihrem inneren Auge ab, wie Philip mit dem Baseballschläger auf ihren Vater eindrischt. »Was ich eigentlich sagen wollte … Ich gebe dir keine Schuld für das, was du getan hast.«
»Danke.«
Sie mustert sein Glas. »Haben wir noch etwas von dem billigen Wein übrig?«
Philip findet den Wein und gießt ihr ein Glas davon ein. Eine Weile sitzen sie schweigend da und trinken. Endlich ergreift Philip das Wort. »Und was ist mit deiner Schwester?«
»Was soll mit ihr sein?«
»Sie scheint nicht …« Er verstummt, da er die richtigen Worte nicht findet.
April nickt. »Nachtragend zu sein?«
»So ähnlich.«
Sie lächelt ihn bitter an. »Sie hat mir immer noch nicht verziehen, dass ich ihr in der Grundschule einmal ein paar Cent stibitzt habe.«
Während der nächsten Tage rückt die neu gefundene Familie enger zusammen. Die Chalmer-Schwestern durchleben ihre Trauer, indem sie sich über Nichtigkeiten streiten, die anderen mit Schweigen strafen oder sich für längere Zeit in ihre Zimmer einschließen, um zu weinen oder beleidigt zu sein.
April scheint diese Zeit besser zu verkraften als ihre Schwester. Sie räumt die Sachen ihres Vaters aus und zieht mit Sack und Pack ins Schlafzimmer, sodass Philip ihr altes Zimmer haben kann. Er richtet es für Penny gemütlich ein und stellt unter anderem einige Malbücher, die er in den anderen Wohnungen gefunden hat, auf die Regale.
Das Mädchen hat April ins Herz geschlossen. Sie verbringen Stunden zusammen, erkunden die anderen Zimmer, spielen miteinander und experimentieren, wie man ihre kargen Essensrationen auf einem Spiritusbrenner zu einem kreativen Abendessen umgestalten kann. Paradebeispiel wird ein Auflauf aus zerbröseltem Beef-Jerky, Pfirsich und Rosinen mit Gemüse aus der Dose – und dazu weiteres zerbröseltes Beef-Jerky als Garnitur.
Allmählich lösen sich die Schwaden der Untoten in der unmittelbaren Umgebung des Hauses auf. Einzelne Nachzügler hängen noch herum, sodass die Blake-Brüder und Nick bei ihren Einsätzen in der Nachbarschaft noch einmal so richtig wüten können. Philip merkt, dass Brian immer verwegener wird und sich sogar aus dem Haus traut – wenn auch nur kurz. Nick Parsons blüht geradezu auf.
Er richtet sich in einem Zimmer in einem Apartment am östlichen Ende des Flurs im ersten Stock ein – es ist Wohnung 2F –, und sucht Bücher und Magazine aus den anderen Wohnungen zusammen, bis er sich einigermaßen bequem eingerichtet hat. Zudem verbringt er viel Zeit auf dem Balkon, wo er Skizzen von der Umgebung anfertigt, Karten herstellt, die Bibel liest,
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