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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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weiter. »Siehst du den Bus? Ungefähr einen halben Häuserblock von hier?«
    Philip kann ihn gut erkennen – ein großes, silberfarbenes Fahrzeug des städtischen Transportunternehmens MARTA .
    »Über der Tür beim Spiegel rechts. Siehst du es?«
    Tatsächlich. Philip erkennt eine Art Symbol. Es steht über der Eingangstür und wurde mit der Hand hingekritzelt. Ein hastig gesprühter roter Stern mit fünf Zacken. »Und was soll das?«
    »Die Zone ist sicher.«
    »Die was?«
    »Ich habe mich ein bisschen in der Gegend umgeschaut – die Straße hier hinunter und die andere wieder hoch«, erklärt Nick mit dem naiven Stolz eines kleinen Jungen, der seinem Vater die erste selbstgebastelte Seifenkiste zeigt. »Da drüben ist ein Friseur. Lupenrein sauber und sicher wie eine Bank. Die Tür ist nicht einmal abgeschlossen.« Dann deutet er weiter die Straße hinauf. »Da um die Ecke steht ein leerer Sattelanhänger, der noch relativ in Ordnung ist. Er steht einfach da und hat eine richtig widerstandsfähige … Wie heißt es noch mal? Falttür? Hinten – du weißt schon.«
    »Nick, was soll das?«
    »Es sind alles sichere Zonen. In denen man sich schnell mal verstecken kann. Sagen wir, du bist gerade dabei, Proviant zu holen, und es passiert etwas. Sichere Zonen gibt es überall. Jeden Tag finde ich eine neue. Und ich markiere sie, sodass wir alle Bescheid wissen. Es gibt so viele Verstecke, man sollte es nicht glauben.«
    Philip blickt ihn an. »Du bist bis zum Ende der Straße gegangen? Allein?«
    »Natürlich. Weißt du …«
    »Verdammt noch mal, Nick! Du solltest dich nicht so weit hinauswagen. Vor allem nicht ohne Verstärkung.«
    »Philly …«
    »Nein! Dein ›Philly‹ kannst du dir in diesem Fall sparen, Mann. Ich meine es ernst. Ich will, dass du dich vorsiehst, verstehst du mich? Ich meine es todernst.«
    »Okay, okay. Ist ja gut.« Nick schlägt Philip zur Beruhigung auf den Oberarm. »Ich hab’s kapiert.«
    »Gut.«
    »Aber du musst zugeben – das hier ist cool. Vor allem, wenn man bedenkt, in welcher Scheiße wir stecken.«
    Philip zuckt mit den Schultern und schaut auf die Straße mit den kleinen Kannibalenfischen, die ziellos umherirren. »Ja, nicht übel.«
    »Wir könnten es schlechter getroffen haben, Philly. Die Gebäude hier sind niedrig, sodass man die Gegend gut überblicken kann. Außerdem haben wir genügend Platz in unserem Haus, um uns nicht gegenseitig auf die Zehen zu treten, und es gibt Lebensmittelläden und andere Geschäfte direkt um die Ecke. Ich glaube, wir könnten sogar einen Generator auftreiben und vielleicht ein Auto kurzschließen, um ihn zu uns zu transportieren. Ich kann mir vorstellen, dass wir es uns in diesem Haus noch ein wenig gemütlicher einrichten, Philly … Ich weiß nicht … Vielleicht sogar für länger.« Er scheint den Gedanken zu mögen. »Vielleicht für immer … Verstehst du?«
    Philip starrt durch die schmierigen Scheiben auf die Totenstadt voll leerer Gebäude und umherwandelnder Zombies. »Inzwischen ist alles für immer, Nicky.«
    Brian fängt in der Nacht wieder zu husten an. Das Wetter hat umgeschlagen. Mit jedem Tag wird es kälter und feuchter, und Brians Immunsystem hat mit den neuen Bedingungen zu kämpfen. Kaum ist die Sonne untergegangen, kühlt die Wohnung radikal ab. Am nächsten Morgen fühlt sie sich wie eine Tiefkühltruhe an, und der Boden unter Brians Socken hat sich in eine Eisfläche verwandelt. Mittlerweile trägt er drei Pullover und einen gestrickten Schal, den ihm Nick von Dillard’s mitgebracht hat. Mit seinen fingerlosen Handschuhen, dem Schopf widerspenstiger schwarzer Haare und seinen eingefallenen Edgar-Allan-Poe-Augen sieht er immer mehr wie ein Obdachloser aus einem Charles-Dickens-Roman aus.
    »Ich glaube, dass es Penny guttut, hier zu sein«, meint Brian zu Philip, als sie abends auf einem Balkon im ersten Stock stehen. Die Blake-Brüder genießen ein Glas des billigen Weins nach dem Abendessen und betrachten die desolate Skyline. Die kühle Abendbrise zerzaust ihnen die Haare, und der Gestank der Zombies lauert hinter dem Geruch frischen Regens.
    Brian starrt auf die entfernten Silhouetten dunkler Gebäude, als ob er in Trance verfallen wäre. Für jemanden im Amerika des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist es so gut wie unmöglich, eine große Metropole stockfinster zu sehen. Aber genau das ist der Anblick, der sich jetzt den Blake-Brüdern bietet: eine Skyline so schwarz, dass sie einem Gebirgszug bei Neumond

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