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Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)

Titel: Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Violet Mascarpone
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Aber sobald er lesen lernte, waren die Buchstaben zu seinem Privatuniversum geworden, in das niemand eindringen konnte. Er war wahllos. Die bedeutendsten Werke vermochten ihn ebenso zu fesseln wie billiger Schund.
     
    Tornado nahm den ersten Gast aus den Augenwinkeln wahr, stopfte sich ein Handtuch hinter den Schürzenbund und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Art Kundschaft freundlich zu empfangen. Sie begannen als eingespieltes Team zu arbeiten, während die Bar sich langsam füllte. Kai konnte blitzschnell kopfrechnen, merkte sich jede Bestellung und schien nie auf die Striche auf den Bierdeckeln angewiesen zu sein.
    Einem Pärchen servierte er einen Gin Tonic und eine Cola, die er behutsam auf dem Boden vor dem knienden Jungen absetzte, der ein dunkles Halsband trug, dessen Metallring die schummrige orange Barbeleuchtung blitzend reflektierte.
    Tornado, der mit halbem Auge auf Kai achtete, nahm den langhaarigen Gast, der alleine an der Ecke der Theke saß wahr. Er bohrte seinen Blick in Kai, der die Schultern unbehaglich anspannte. Kai zog seine Hand weg, als der andere nach der Piña Colada griff und sie dabei absichtlich und mehr als anzüglich berührte. Tornados Aufmerksamkeit war geweckt, als der Zopfträger Kai zu sich winkte.
    „Verkauft ihr hier auch Zigaretten?“
    „ Draußen ist ein Automat …“
    „ Super, dann hol mir eine Schachtel Heert.“
    Tornado hörte Kai steif antworten: „Ich kann hier nicht weg. Du musst schon selber gehen.“
    Der Gast griff über die Barriere nach dem schmalen Handgelenk und umklammerte es. „Gewöhn dich schon mal daran, zu machen, was ich dir sage.“
    „ Lass mich in Ruhe, Arschloch“, entgegnete er auf die Art, wie Tornado so etwas aussprach, aber es gelang ihm nur eine schwache Imitation.
    „ Ich sehe doch, was dir gefällt.“ Sein Blick fiel auf den abklingenden Bluterguss um Kais linkes Auge.
    „ Loslassen.“
    Ohne Rücksicht auf die Bestellungen, die er mit halbem Ohr aufnahm, war Tornado mit wenigen Sätzen am anderen Ende der Theke. Mit einer schnellen Bewegung bekam er den Hemdkragen des Gastes zu fassen und zog ihn unsanft zu sich. Der Barhocker fiel scheppernd um und Tornado verengte die Augen. „Finger weg, du ekelhaftes Stück Scheiße. Wenn du dein Mädchengesöff noch länger genießen möchtest, dann merke dir: Fass ihn nicht an, sieh ihn nicht an, geh ihm nicht auf den Sack. Verstanden?“
    Der andere wich erschrocken zurück. „Ich ... Sorry, ich wusste nicht, dass er dir gehört.“
    Tornado sah rote Sprenkel vor seinen Augen und er begann gefährlich leise zu sprechen: „Er gehört mir nicht. Niemand kann einem anderen gehören. Wann versteht ihr Pisser das endlich mal? Selbst wenn er mein Lover wäre, ist er nicht mein Besitz, wie sehr dein Schwanz sich das auch wünscht. Bottoms sind kein Besitz. Sie gehören niemandem. Sie sind frei. Seid ihr selbsternannten Meister denn alle ein Haufen gehirnamputierter Arschgeigen?“ Nun schrie er fast. Dieses Besitzertumgeschwätz konnte ihn um den Verstand bringen. Ein Grund, warum seine sexuellen Kontakte sich auf wenige lehrreiche Stunden mit Atmos beschränkten, dem jeder Kitsch fremd war. Niemals würde er Besitz sein. Und wer seine Intelligenz mit derartigen Albernheiten beleidigte, sollte sich lieber schnell an all die Klischeemasos da draußen halten.
    Er fühlte Boss' Hand auf seiner Schulter und ließ den Zopfträger langsam los.
    „Sorry, der Cocktailjunge ist manchmal ein bisschen impulsiv“, entschuldigte sich sein Chef beschwichtigend bei seinem verblüfften Kunden.
    Verärgert zog er Tornado in die Küche. „Du musst aufhören, immer so ein verdammtes Fass aufzumachen, wenn jemand sich deiner Prinzessin nähert! Du vertreibst mir zahlende Kundschaft!“ Er schlug ihm verärgert auf den Hinterkopf.
    „Ach,“ grummelte Tornado. „Du solltest dem Idioten lieber Hausverbot erteilen. Wir hinter der Theke sind die einzigen armen Schweine, die nicht fliehen können, wenn Zauberlocke scharf auf nen Fick ist!“
    Boss schubste ihn aus der Küchentür. „Komm runter und mach deinen Job, Tornado“, verlangte er grimmiger, als er tatsächlich empfand.
    Huna schob den Lautstärkeregler auf vierzehn. Scheiß-Gezanke.
     
     
    Dankbar blinzelte Kai ihn an, als er sich wieder hinter der Theke einfand. Der Abend verlief ohne weitere Unterbrechungen. Als die Küche offiziell geschlossen war, übernahmen Huna und Boss die Arbeit der Jungs, damit sie eine kurze Zigarettenpause auf

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