Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
böse in die Runde. „Pass mal auf, du Tunte, tut mir leid, dass ich deinen Metallhaufen entweiht habe, aber wenn du es so mit der Skulptur hältst, wie mit deinen Büchern, ist an deinem Kunstsinn eh nichts dran.“
Mit zwei raschen Schritten trat er auf das Regal zu, dessen Inhalt er bereits auf interessanten Lesestoff überprüft hatte. Er zog Nakovs „Finsterrebellion“ hervor und fragte: „Worum geht es in diesem Buch?“
Pacco sah ihn mit heruntergeklappter Kinnlade an und antwortete konfus: „Ich habe es noch nicht gelesen.“
„ Aha. Es geht um die Frage, inwieweit Gewalt uns entmenschlicht. Gut geschrieben, Schauplatz der Handlung ist der Kohlekrieg.“
Tornado zog ein anderes Buch hervor.
„Tila, „Der Bruch“. Gelesen?“
„ Natürlich!“, entrüstete sich der Gastgeber.
„ Worum geht’s?“
„ Das ist schon Jahre her, als dass ich mich konkret erinnern kann. Ich lese so viele Bücher, dass ich manches vergesse.“
Tornados Augen blitzten blau und wurden zu schmalen Strichen. „Das Buch ist erst vor drei Monaten erschienen!“, schrie er wütend in die verblüffte Partyrunde. „Du liest überhaupt nicht viel, das ist ja so was von klar! Deine Bücher sind Jungfrauen! Glaub mir, ich weiß, wie ein Buch aussieht, das gelesen wurde. Du machst dir nicht einmal die Mühe den Klappentext zu studieren, falls jemand fragt, so eingebildet bist du. Ich könnte dir erzählen, was in deinen verfickten Büchern steht und du behauptest einfach, ich könnte gar nicht lesen!“ Peinlich berührt stellte er fest, wie er angestarrt wurde und trumpfte, auf seinen Platz zusteuernd, trotz seiner Verlegenheit auf: „Bildung ist wie dein Schwanz. Freu dich, dass du einen hast, aber wedele nicht damit vor anderen Leuten herum.“
Biscuit lachte. Bevor der zur Salzsäure erstarrte Pacco ihn eigenhändig rausschmeißen würde, fühlte Tornado, wie sein Sitznachbar ihn am Arm packte und freundlich vorschlug: “Da du deine Mahlzeit wohl kaum hier beenden können wirst, lass uns woanders was essen gehen.“
Verblüfft nickte Tornado. Noch während Biscuit ihn aus dem Ausgang schob, zückte er bereits sein Handy, um Kai eine Nachricht zu tippen. Er konnte nicht einfach gehen, ohne seinem Freund Bescheid zu geben.
„ Der Dunkelhaarige?“, erkundigte sich Biscuit.
„ Äh. Jepp.“
Erst als er neben dem Fremden im Auto saß, nahm er sich die Zeit ihn länger zu betrachten. Ihm fielen die müden Augen, deren Farbe ein goldener Laubton war, und die scharf gezeichnete Nase als Erstes auf. Das braune Haar, das ihm bis zur Nasenspitze reichte, fiel unfrisiert zur Seite.
„ Äh, warum genau sitzen wir jetzt noch mal in deinem Auto?“, fragte Tornado, von den Ereignissen überrumpelt.
Der andere versenkte die Seitenscheibe im Türrahmen und zündete sich eine Zigarette an. Kalte Herbstluft wehte um ihre Köpfe.
„Du hast Scheiße gebaut, ich habe Spaß daran gehabt und jetzt bekommst du was zu essen“, fasste der Fremde lakonisch zusammen.
„ O-okay. Ich dachte, frag einfach mal.“ Er zweifelte, dass es eine gute Idee gewesen war, einfach in ein fremdes Auto einzusteigen und unbemerkt schob er seine Hand in die Hosentasche, um seinen Mittelfinger prophylaktisch in seinen Schlüsselring einzuhaken.
„ Und wie heißt du?“
„ Meine Name ist Biscuit Moody.“
Tornado lachte ihn aus. „Nicht wahr! Du heißt nicht ernsthaft wie ein Kuchen!“
Der andere wandte ihm sein Gesicht zu, lächelte und antwortete ohne jeden Unmut in der Stimme: „So ist es.“
„ Sorry, ich mei n’ s nicht böse. Ich heiße übrigens Tornado Maka.“ Er hielt ihm die Hand hin und fühlte, wie der Kuchenmann sie mit verhaltener Kraft schüttelte.
„ Ich schätze, das passt.“ Sie schwiegen ein wenig und Tornado lockerte den Griff um die scharfkantigen Schlüssel.
„ Wo fahren wir hin?“
„ Zu mir nach Hause.“
Der Griff verstärkte sich wieder.
„Meine Mutter hat mir aber verboten mit fremden Männern nach Hause zu gehen“, versuchte Tornado dem Kuchenmann sein Unbehagen zu signalisieren.
So ganz stimmte das nicht. Die Frau, wie er sie nannte, gab ihm keine weiteren Anweisungen, außer der höflichen Bitte alsbald zu sterben. Ansonsten sagte sie lediglich, er sei die Krönung ihres verschissenen Lebens. Mann, er musste dringend mehr Geld verdienen, um endlich in eine eigene Wohnung ziehen zu können!
Wieder lächelte Biscuit freundlich. „Du erweckst nicht den Eindruck eines Menschen, der auf seine
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