Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme

Titel: Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
Vom Netzwerk:
die Kanonen im Unterdeck.
    Immer wieder musste Rian den Elfen ausweichen. Mal drückte sie sich gegen die Brüstung, dann lief sie auf den Hauptmast zu und konnte sich im letzten Moment unter einer Kanonenkugel wegducken, die über das Schiff hinausschoss und auf der anderen Seite ins Wasser platschte.
    »Weg da, du nichtsnutziges Ding!«, fauchte eine Elfe in Meerkatzengestalt und schubste die Prinzessin grob in den Treppenaufgang, wo auch Pirx, Grog und Schnickschnack seit einer Weile mit hochgezogenen Schultern hockten und das Spektakel beobachteten.
    Ein klackerndes Geräusch zeigte an, dass Kapitän und Steuermann das Ruder losgelassen hatten. Ein Ruck ging durch das Schiff. Arun schrie: »Feuer aus allen Rohren!«
    Unter einem dreifachen Donnerschlag spuckten die mächtigen gusseisernen Rohre der
Jolly Joker
ihre Ladung aus. Dann erklang ein Klatschen, ein Krachen, das Splittern von Holz in der Ferne. Rian reckte den Kopf in die Höhe. Die Kugel hatte Suradets Schiff nur angekratzt.
    »Nachladen und Bug drei Grad Steuerbord!«, befahl Arun und schrie im nächsten Moment auf, als Suradets Antwort auf den Beschuss in die Bordwand des Hecks einschlug. Zu niedrig, um die Segel zu treffen. Zu hoch, um wirklich gefährlich zu sein. Die schlimmsten Treffer waren die, die knapp über der Wasseroberfläche ein Leck rissen, erklärte Schnickschnack den Gästen aus Earrach. Denn dann drang Wasser ins Schiffsinnere.
    Der Papagei war der Einzige, der den Kampf so richtig zu genießen schien. Jeder Kanonendonner entlockte ihm einen Jauchzer, und er rief immer wieder: »Suradet kommt! Suradet kommt, um mich zu befreien!«
    Rian korrigierte ihn nicht. Sie wünschte vielmehr, es wäre so. Und sie verfluchte Arun im Stillen dafür, dass er ihr in seiner Kajüte die ach so kostbare Jungfräulichkeit nicht endlich genommen hatte.
    »Suradets Schiff ändert den Kurs!«, rief der Elf vom Ausguck herab. »Er steuert jetzt geradewegs auf uns zu!«
    »Verdammter Fischköter!«, fluchte Arun von oben. »Was hast du vor? Bist du tatsächlich so sehr von dir und deiner
Schönen Molly
überzeugt, dass du glaubst, dein Kahn könnte uns einfach rammen und zermalmen?«
    »Käpt’n, er kommt zu schnell auf uns zu! Und mit ihm das Meer. Dem Anschein nach reitet er auf einer Riesenwelle!«
    Rian hörte Arun knurren. Dann klackten schwere Schlösser, und ein Deckel wurde quietschend zurückgeklappt.
    »Er will mit seinen Flaschen wieder einen Sturm zusammenbrauen«, flüsterte Pirx.
    Neugierig geworden, drückte Rian sich die Treppe zum Steuerdeck hinauf. Also deshalb nannten sie ihn den Korsaren der Sieben Stürme! Weil er tatsächlich Stürme in Flaschen gefüllt und verkorkt hatte. Sie nahm sich vor, ihn unbedingt danach zu fragen, wie er das geschafft hatte.
    Arun zog den ersten Stöpsel. Er wedelte den nebligen Dampf beiseite, schloss die Flasche und öffnete eine weitere und noch eine und noch eine. Immer nur kurz entließ er einen Hauch der Sturmessenzen, bis sie sich als ein einziger grauschwarzer Wirbel vor ihm drehten. Arun wartete ab, bis Suradets Schiff mit der sich auftürmenden Welle im Rücken schon so nah war, dass sein siegessicheres Lachen bereits an Rians Ohren drang. Erst da ließ Arun seinen Sturm auf den Feind los und schleuderte ihn wie eine gigantische, in sich selbst drehende Kanonenkugel auf die
Schöne Molly
.
    Der Wirbel schlug in der Mitte des Schiffes ein und fraß sich wie ein breiter werdender Orkanwirbel durch Planken und Taue, Masten und Segel, Kanonenrohre und Fässer. Holz splitterte und schwirrte durch die Luft. Immer tiefer bohrte sich der Sturm, bis er wie ein schwarzer lichtloser Schlund seinen Rachen aufsperrte und alles, was vom Schiff noch übrig war, hinabriss. Das Meer schlug über ihm zusammen, dann herrschte Stille.
    Rian starrte Arun betroffen an. »Und das alles meinetwegen?«, fragte sie.
    Der Pirat nickte.
    »Warum? Was ist so Außergewöhnliches an mir? Ich bin doch nicht die einzige Jungfrau auf der Welt.«
    Der Steuermann kicherte, aber das kümmerte Rian nicht. Offenbar wusste sowieso jeder von ihrem
Zustand
. Und manch einer ganz offensichtlich mehr, als er verraten wollte.
    Wütend marschierte sie auf Arun zu und brüllte ihm ins Gesicht: »Sag es mir endlich! Was ist so schrecklich an mir, dass du lieber flüchtest, als mit mir ins Bett zu steigen? Du tust es doch mit sonst jeder!«
    Der Pirat sah sie aus seinen blautürkisfarbenen Augen an und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als

Weitere Kostenlose Bücher