Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
unbefugt Zugang zu einem Spind verschafft hatte, seien ihm nicht bekannt.
Theo sprach langsam und deutlich. Wenn er dazu aufgefordert wurde, wiederholte er seine Aussage. Links von ihm saß seine Mutter, rechts sein Vater. Ike, der immer noch empört darüber war, dass die Polizei es wagte, seinen Neffen zu verdächtigen, hatte sich am Ende des Tisches niedergelassen. Detective Hamilton saß Theo direkt gegenüber und erklärte ihm geduldig den Ablauf. Neben Hamilton stand auf einem Stativ eine Videokamera, die alles aufzeichnete.
Theo berichtete wahrheitsgemäß und in allen Einzelheiten über seinen kurzen Zusammenstoß mit dem Polizeibeamten Stu Peckinpaw am Dienstagabend und erläuterte die Begleitumstände. Er war ganz sicher, Big Mac’s Systems nie betreten zu haben, und schlug vor, die ausgestellten Rechnungen zu prüfen, um nachzuweisen, dass er dort nie etwas gekauft hatte.
Als er fertig war, wurden Kamera und Tonband ausgeschaltet, und die Atmosphäre entspannte sich deutlich. Die Abnahme der Fingerabdrücke wurde auf später verschoben, weil– wie Detective Hamilton erklärte– auf den Tablet-Computern keinerlei Abdrücke gefunden worden waren.
» Da ist jemand äußerst gründlich vorgegangen.« Hamilton sah Theo an. » Alles abgewischt. Vermutlich wurden Handschuhe getragen.«
Theo hätte nicht sagen können, ob Hamilton ihn immer noch verdächtigte. Als guter Ermittler ließ er sich nicht in die Karten schauen und schien jeden für einen potenziellen Straftäter zu halten.
» Was ist mit dem anonymen Anrufer?«, wollte Ike wissen. » Konnten Sie den Anruf zurückverfolgen?«
» Konnten wir«, erwiderte Hamilton knapp. Es war offensichtlich, dass er sich von Ike nicht unter Druck setzen lassen wollte. » Allerdings kam der von einem Münztelefon in der Nähe des Krankenhauses. Es wird sich also nur schwer feststellen lassen, wer den Anruf getätigt hat.«
» Wann ist er eingegangen?«, fragte Woods Boone.
» Um zwanzig nach neun«, erwiderte Hamilton.
» Als Theo um acht Uhr vierzig an seinem Spind war, waren die Tablets noch nicht da«, fuhr Mr. Boone fort. » Also muss der Dieb seinen Schrank irgendwann während der ersten Unterrichtsstunde geöffnet haben. Nachdem er die Tablets dort versteckt hatte, ist er entweder selbst zu dem Münztelefon am Krankenhaus gerast oder hat nach getaner Arbeit einen Komplizen benachrichtigt, der wiederum die Polizei informiert hat. Wahrscheinlich Letzteres. Wir haben es also mit einer kriminellen Bande zu tun.«
Detective Hamilton sah Woods Boone durchdringend an. Der erwiderte den Blick.
» An Ihnen ist wohl ein Ermittler verloren gegangen«, sagte Hamilton.
» Es ist doch offensichtlich, dass jemand Theo etwas anhängen will. Das war arrangiert. Keine Ahnung, wer dahintersteckt und warum. Klar ist nur, dass Theo nichts damit zu tun hatte. Er ist das Opfer, kein Verdächtiger.«
» Ich habe ihn auch nicht als Verdächtigen bezeichnet, Mr. Boone«, erwiderte Hamilton kühl. » Die Straftat ist noch keine vierundzwanzig Stunden her, also geben Sie uns bitte ein wenig Zeit. Die Ermittlungen laufen gerade erst an.«
» Wie geht es für Theo jetzt weiter?«, wollte Mrs. Boone wissen.
» Er kann gehen. Wenn wir noch einmal mit ihm sprechen müssen, melden wir uns telefonisch. Wir haben nicht vor, ihn mitten in der Nacht festzunehmen.« Hamilton klang etwas genervt, vermutlich weil er es gleich mit drei Juristen aufnehmen musste. » Wir müssen allen Spuren nachgehen und herausfinden, wer diese Straftat begangen hat. Das ist unser Job. Wir wissen nicht, ob Theo die Wahrheit sagt. Er klingt durchaus glaubwürdig, aber ich bin Polizist und habe schon viele Straftäter ihre Unschuld beteuern hören. Ich hoffe, wir wissen bald mehr, und Theos Aussage bestätigt sich. Bis dahin glaube ich niemandem.«
» Sie glauben mir nicht?«, fragte Theo verletzt.
» Hör mal, Theo, ich kann nicht hundertprozentig feststellen, ob du lügst oder die Wahrheit sagst. Als zuständiger Ermittler kann ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht beurteilen. Wir haben in dieser Sache bisher nicht viel in der Hand. Das, was wir haben, deutet aber auf dich hin. Verstehst du das?«
Theo nickte zögernd, war aber offensichtlich nicht zufrieden.
Hamilton sah auf seine Uhr und klappte eine Akte zu. » Vielen Dank fürs Kommen. Wie gesagt, wir melden uns.«
Als die kleine Gruppe der Boones die Polizeistation verließ, war keinem zum Lächeln zumute.
Theo saß in seinem Büro in der
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