Therapielexikon der Kleintierpraxis
und kann in bestimmten Fällen durch eine systemische Antibiose ergänzt werden, da eine Infektion die Narbenbildung behindert.
• Heilungsfördernde Substanzen verbessern durch Neovaskularisation die Versorgung der Zellen (z. B. Vitamin-A-Augentropfen [div. H. M.]), Acetylcystein-Augentropfen bei einschmelzenden Ulzera.
• Es sollte keine Augensalbe angewendet werden, da die Hornhaut für ihren Stoffwechsel viel Sauerstoff benötigt und der Fettfilm eine Barriere zur Luft darstellt.
• Der Einsatz von Medikamenten auf Kortisonbasis ist ausdrücklich kontraindiziert, da sie eine Narbenbildung behindern und die lokalen Abwehrmechanismen schwächen. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer
Uveitis anterior
kann eine systemische Kortikoidtherapie allerdings notwendig sein.
Spezielle Therapien
• Einfaches oberflächliches Ulkus: Augentropfen mit Breitspektrumantibiotikum.
• Rezidivierendes oberflächliches Ulkus: Nach Schmerzkontrolle durch 1 %ige Atropin-Augentropfen:
•Chirurgische Therapie: Debridement mit Wattestäbchen (am besten steril, trocken), dann oberflächliches, schachbrettartiges Einritzen der Kornea („grid Keratotomie“, „cross hatching“).
•Oder durch partielle Keratektomie die das Ulkus umgebenden Epithelfragmente entfernen, die eine Vernarbung behindern.
• Tiefe Ulzera: Die medikamentöse Therapie zielt primär darauf ab, die auslösenden Ursachen des Ulkus zu entfernen.
•Es wird eine Antibiose eingeleitet, bei Verdacht auf
Pseudomonas
evtl. nach Antibiogramm. Zusätzlich Antikollagenasen.
•Wenn das gesamte Stroma bis zur Descemet-Membran mit einbezogen ist, muss chirurgisch behandelt werden: Tarsorrhaphie oder Nickhautschürzefür 20 Tage. Bei Therapieversagen ist auf ein lamelläres Korneatransplantat zurückzugreifen.
• Kollagenase-bedingtes Ulkus: Dieses Enzym kann bei jedem stromalen Ulkus beteiligt sein.
•Therapie mit Acetylcystein und Gentamicin-Augentropfen
(Soligental
®).
•Da die Ulzera die Neigung haben, sich zu verschlechtern, muss bei Versagen der medikamentösen Therapie eine Abdeckung mithilfe eines Bindehautlappens, eine Tarsorrhaphie oder eine Blepharotarsorrhaphie erfolgen. Kortikoide sind absolut kontraindiziert.
• Ulzera nach Verätzung mit Chemikalien:
• Durch Säure: Neutralisieren mit 3 %igem Natriumhydrogenkarbonat. Antibiotika-Augentropfen.
• Durch Laugen: deutlich gravierender. Neutralisieren mit Borsäure oder 0,5 %iger Essigsäure. Gegen
Pseudomonas
wirksame Breitspektrumantibiotika: Gentamicin-Augentropfen
(Soligental
®), Antikollagenasezubereitungen.
Kortikoidtherapie
Die Kortikoide sind aufgrund der Vielzahl ihrer Wirkungsorte die wirksamsten Antiphlogistika. Das heißt nicht, dass sie keine Nebenwirkungen haben, die manchmal schädlicher sind als die Ausgangserkrankungen, die ihren Einsatz erforderten. Daher ist es wichtig, für die Kortikoidtherapie exakte „Verabreichungs- und Kontrollregeln“ aufzustellen.
Die durch eine eindeutige Abfolge histopathologischer Veränderungen strukturierte Entzündung kann dennoch, je nach befallenem Organ, Erreger und Infektionsdauer unterschiedliche Läsionen hervorrufen. Folglich ist eine Kortikoidtherapie nicht immer die beste Antwort auf eine vorhandene Entzündung, vor allem, wenn es sich nicht nur um „eine“, sondern „mehrere Kortikoidtherapien“ handelt.
Verabreichungsregeln
So wenig wie möglich
Da die Entzündung im Vordergrund steht, ist der Griff zu den Kortikoiden häufig verlockend. Man sollte jedoch das Risiko einer Kortikoidtherapie gegen die Schwere der Grunderkrankung abwägen. Eine endgültige Entscheidung ist häufig schwierig und hängt von zahlreichen Kriterien ab: Zustand des Tiers (s. u. absolute und relative Kontraindikationen), Ausmaß der durch den phlogogenen Prozess verursachten Gewebeschädigung bzw. seines Risikos für den Patienten, das Umfeld, in dem das Tier gehalten wird (Umgebung, Besitzer) sowie die Pathogenese. (Bei Beteiligung von immunvermittelten Störungen vom Typ Allergie oder Autoimmunität versteht es sich von selbst, dass die Kortikoide besonders indiziert sind,da sie eine spezifische kurative Wirkung mit der klassischen antiphlogistischen Wirkung kombinieren.)
Tab. 1.89 Vergleich der biologischen Aktivität der wichtigsten Kortikosteroide
Entzündungshemmende Wirkung
Glukokortikoide
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