Therapielexikon der Kleintierpraxis
Wirkung
Hydrokortison
1
1
Prednisolon
4
4
Methylprednisolon
5
5
Dexamethason
29
25
Betamethason
30
7
Flumethason
30
25
Triamcinolon
3
3
9α-Fluoroprednisolon
17
25
So kurz und so niedrig dosiert wie möglich
Im gegenteiligen Fall steigt das Risiko für Nebenwirkungen. Dieser Grundsatz führt dazu, dass wenn möglich die orale Kortikoidtherapie mit Präparaten mit „kurzer Halbwertszeit“ einer „parenteralen Kortikoidtherapie mit Retardwirkung“ vorzuziehen ist.
Kortikoide mit Retardwirkung werden derzeit verunglimpft, obwohl sie in ihrer Anwendung sehr praktisch und somit für die Veterinärmedizin sehr geeignet sind. Sie stehen in der Kritik wegen der allgemein unregelmäßigen Ergebnisse, ihrer lang anhaltenden Nebennierensuppression und vor allem wegen des stärker als bei anderen Darreichungsformen ausgeprägten Risikos, ein iatrogenes Cushing-Syndrom auszulösen.
Es erscheint jedoch notwendig, diese Kritik differenziert zu betrachten im Hinblick auf die jeweilige Tierart (Katzen vertragen eine Kortikoidtherapie mit Retardwirkung besser als Hunde) und Rasse (z. B. sind Pudel wesentlich anfälliger für ein iatrogenes Cushing-Syndrom als Deutsche Schäferhunde) sowie die Art der durch die Erstinjektion ausgelösten Reaktionen (z. B. Bedeutung von Polyurie-Polydipsie).
Tatsache ist, dass diese Wirkstoffe sehr bedeutsam für die lokale Anwendung in Form von Injektionen sind, die nicht zu häufig wiederholt werden können, wie z. B. intraartikuläre und subkonjunktivale Injektionen.
Kortikoide mit „kurzer Halbwertszeit“ können eine große therapeutische Wirkung haben, ohne dabei die physiologische Aktivität der Nebennieren mehr als nur partiell zu beeinträchtigen.
Nach Ausschluss der Kontraindikationen
• Absolute Kontraindikationen:
•Starke Niereninsuffizienz.
•Offensichtlicher Diabetes mellitus.
• Relative Kontraindikationen:
•Virusinfektion.
•Hämorrhagische Gastroenteritis.
•Immunsuppression.
•Starke Leberinsuffizienz.
•Epilepsie.
Die wichtigsten Nebenwirkungen und unerwünschten Begleiterscheinungen
Iatrogenes Cushing-Syndrom
Das Auftreten eines iatrogenen Cushing-Syndroms ist in der Praxis das mit der Anwendung von Kortikoiden verbundene Hauptrisiko.
Beim Hund ist das Syndrom wesentlich ausgeprägter als bei der Katze und scheint bei manchen Rassen stärker aufzutreten (Pudel, Boxer), insbesondere bei Anwendung von Präparaten mit Retardwirkung.
Das Cushing-Syndrom umfasst die Gesamtheit klinischer Manifestationen aufgrund überhöhter natürlicher Glukokortikoidspiegel (spontanes Cushing-Syndrom) oder aufgrund exogen zugeführter Glukokortikoide (iatrogenes Cushing-Syndrom).
Dabei ist zu betonen, dass sich beide Formen in ihrem klinischen Bild stark gleichen, weshalb die Bezeichnung Syndrom gerechtfertigt ist (
Hyperadrenokortizismus
).
Auswirkungen auf das Zentralnervensystem
Einige Stunden nach Verabreichung des Kortikoids (v. a. bei einem älteren Tier) kann man i. d. R. die folgenden klinischen und eher positiv zu wertenden Erscheinungen beobachten: Der Patient ist aufmerksamer, aufgeweckter, sein Appetit ist zurückgekehrt bzw. hat sich verstärkt. Diese Beobachtungen lassen sich folgendermaßen erklären: Kortikoide haben eine starke und komplexe Wirkung auf das Zentralnervensystem, da sie in manchen Schlüsselbereichen des Enzephalons auf zahlreiche Rezeptoren treffen. Vereinfacht ausgedrückt, kann man sagen, dass sie auf die Psyche (Psychoanaleptika) stimulierend und desensibilisierend wirken. Das erklärt sich zum Teil durch ihre Antiserotonin-Wirkung (veränderter Stoffwechsel von Tryptophan mit vermehrter Synthese inaktiver Bestandteile) und durch die Hyperglykämie. Die gängigste und banalste Folge dieser Stimulation ist die sehr regelmäßig beobachtete Hyperphagie. Bei bestimmten Rassen und hierfür prädisponierten Individuen wurde eine epileptogene Wirkung der Kortikoide beobachtet, die den verstärkten Einsatz von Antikonvulsiva erforderlich machte (nebenbei sei erwähnt, dass Barbiturate die Halbwertszeit von Kortikoiden beträchtlich verringern).
Diabetogene Risiken
Kurzfristig: Risiko einer „hepatischen Enzephalopathie“:
Bei einer sehr begrenzten Anzahl von Fällen und ausschließlich bei Tieren in sehr schlechtem Allgemeinzustand zum Zeitpunkt der Verordnung scheint das durch das zentrale Nervensystem ausgelöste „passagere Wohlbefinden“ sehr schnell einer Entkräftung mit Bewusstseinsstörungen und Ataxie Platz zu machen.
Weitere Kostenlose Bücher