Therapielexikon der Kleintierpraxis
Antibiotikatherapie
•In der Theorie soll vor jeder Behandlung die Isolierung des verantwortlichen Erregers oder aber ein entsprechender Verdacht anhand klinischer Kriterien stehen.
•Muss eine Notfalltherapie erfolgen, wird zuvor direkt vom Infektionsherd eine Probe entnommen, um eine Kontamination durch Saprophyten zu vermeiden (z. B. wird bei einer Bronchopneumopathie eine Probe durch Tracheaspülung entnommen und nicht durch Rachentupfer und noch vielweniger durch Nasentupfer). Die Identifizierung des Erregers ist immer sinnvoll, aber die Sensibilität auf Antibiotika
in vitro
korreliert nicht immer mit den klinischen Ergebnissen. Die MHK und die Konzentration des Antibiotikums im menschlichen Organismus bei normaler Dosierung berücksichtigt die Empfindlichkeit oder Resistenz eines Stamms gegenüber einem beliebigen Antibiotikum. Diese Parameter sind weit davon entfernt, auf die Veterinärmedizin übertragen werden zu können.
Kombinationen
Die Antibiotikatherapie wird mit einem einzigen Antibiotikum durchgeführt. Kombinationen sind nur bei Nachweis von Mischinfektionen oder in Notfällen indiziert, wenn der ursächliche Erreger nicht festgestellt werden kann. Es dürfen dabei niemals mehr als zwei Antibiotika verwendet werden ( Tab. 1.11 , Tab. 1.12 ).
Tab. 1.11 Synergie- (S) und antagonistische (A) Effekte von Antibiotika bei kombinierter Anwendung
Tab. 1.12 Synergistische Toxizität zwischen bestimmten Antibiotika und verschiedenen anderen Behandlungen
(nach Person 1990)
Fertige Antibiotikamischungen sind zu vermeiden: Wenn sie wirken, dann nur, weil ein einziges Antibiotikum davon wirkt. Bei diesen Mischungen mit festen Dosierungen sind die sinnvolle Dosis, die Toxizität und die Halbwertszeit jedes enthaltenen Antibiotikums unterschiedlich, weshalb ein zweckmäßiger Einsatz unmöglich ist.
In den wenigen Ausnahmefällen, wo mehrere Antibiotika zusammen angewendet werden, sollte man von jedem Antibiotikum eine individuelle Lösung herstellen, die in der angemessenen Dosis einzeln injiziert werden kann und bei der die Intervalle der Dosierung oder der Injektionen eingehalten werden können. Manche Antibiotika haben eine antagonistische Wirkung ( Tab. 1.11 ): Die Wirkung der Mischung ist somit schwächer als die des wirksamsten Einzelpräparats. Ein typisches Beispiel ist die Kombination eines bakteriostatischen Antibiotikums mit einem bakteriziden Antibiotikum: Die hemmende Wirkung des bakteriostatischen Antibiotikums reduziert die Aktivität des bakteriziden Antibiotikums.) Die Kombination von zwei bakteriostatischenAntibiotika ergibt Synergieeffekte. Die Wirkung von zwei bakteriziden Antibiotika mit unterschiedlichen Angriffsorten führt zur Potenzierung.
Dosierung
Antibiotika müssen ausreichend dosiert ( Tab. 1.10 ) und während eines ausreichend langen Zeitraums verabreicht werden. Dabei werden die Empfindlichkeit des Erregers und die mögliche Toxizität des Antibiotikums berücksichtigt ( Tab. 1.13 ).
Tab. 1.13 Toxizität der Antibiotika
Die Dosierung muss an den Zustand des erkrankten Tieres angepasst werden, vor allem bei Nieren- oder Leberinsuffizienz.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Die mögliche Inaktivierung eines Antibiotikums durch ein anderes in die Lösung gemischtes Medikament ist bekannt: I. d. R. sollte man es vermeiden, ein Antibiotikum zusammen mit einem anderen Medikament zu mischen.
Toxizität der Antibiotika
Tab. 1.13 .
Antiphlogistika (nichtsteroidale, NSAID)
Eigenschaften
NSAID bilden eine heterogene Gruppe sehr unterschiedlicher Moleküle mit folglich großen pharmakokinetischen Unterschieden, weshalb man auf den Einsatz von Pharmazeutika, die für die entsprechende Tierart nicht zugelassen sind, verzichten sollte. Das Hauptrisiko besteht im Auftreten gravierender Störungen des Gastrointestinaltrakts und (seltener) hämatologischer oder renaler Komplikationen. Unter Praxisbedingungen sollte man sich auf die Anwendung einer kleinen Anzahl von Wirkstoffen beschränken, mit deren Wirkungen man vertraut ist, und sich im Übrigen strikt an die Herstellerempfehlungen halten.
Zusätzlich zu ihren entzündungshemmenden Eigenschaften verfügen die meisten NSAID über analgetische und antipyretische Potenz. Jede dieser Wirkungen kann jedoch präparatabhängig sehr stark variieren, ebenso die Anwendungsbedingungen. Bei Entzündungen begrenzen die NSAID die Produktion von Prostaglandinen durch Hemmung der Synthese der Cyclooxyge nasen (COX), d. h. der
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