Therapielexikon der Kleintierpraxis
endogenen physiologischen Mechanismus der Thermoregulation, die demnach verhaltensabhängig ist. Eine kutane Schmerzempfindung, z. B. bei Kontakt mit einem heißen Gegenstand, scheint von der Schmerzempfindung abgekoppelt zu sein. Eine Schlange kann demnach so lange um eine heiße Lampe gewickelt oder ein Leguan in engem Kontakt mit einer Heizdecke bleiben, bis Verbrennungen entstehen.
Verbrennungen werden durch lang anhaltenden Kontakt mit einer Heizquelle (Heizstein, -kabel, -decke, -lampe etc.) hervorgerufen und entstehen durch thermische Konduktion.
Symptome
• Verbrennung 1. Grades: Schädigung nur der Epidermis. Erythem, Ekchymosen unter den heller gefärbten Schuppen, manchmal Blasenbildung, grau-schwärzliche Verfärbungen im Verlauf durch Anreicherung pigmenthaltiger Makrophagen.
• Verbrennung 2. Grades: Zerstörung der Epidermis mit mehr oder weniger schwerer Schädigung der Dermis, subkutanes Ödem, nässende Wunden.
• Verbrennung 3. Grades: komplette Zerstörung der Haut und seiner Gefäßversorgung.
Therapie
• Verbrennung 1. Grades:
•Kompressen mit kaltem Wasser (kein Eis) auf kürzlich zugezogene Verbrennungen.
•Blasen niemals anstechen.
•Reinigung und Versorgung von offenen Wunden, Auftragen einer antibiotischen Salbe.
•Das Tier in ein Terrarium setzen, das ohne Einstreu, ohne Reibefläche und einfach zu säubern ist.
• Verbrennung 2. Grades:
•Systemische Antibiotikatherapie (Cefalexin 20 mg/kg, Enrofloxacin 5 – 10 mg/kg).
•Bei Schock: Flüssigkeitssubstitution (0,9%ige NaCl mit 5%iger Glukoselösung: 20 – 40 ml/kg in 24 h) und unverzügliche Kortisongabe (Methylprednisolon, 5 – 10 mg/kg).
•Unterstützung der Nahrungsaufnahme
(Reanimyl
® 10 ml/kg/d,
Critical Care
® bzw.
Herbivore Care
® für herbivore Spezies,
Bioserin
® für karnivore Spezies).
•Tägliches Aufbringen eines antibiotischen Sprays (Chloramphenicol-Spray) bis zur Bildung einer gesunden Kruste.
•Ausreichende Abdeckung mit Schmerzmitteln, z. B. Finadyne®, 1 mg/kg, oder Opioide.
• Verbrennung 3. Grades:
•Operatives Vorgehen, Wundtoilette, evtl. Amputation.
•Antibiose, Schmerztherapie, evtl. Kortikoide, Infusionstherapie (isoton zur Nierentherapie, hypoton zur Rehydratation).
•Abdeckung und Proteinvernetzung bei flächigen Wunden, keine Salbenbehandlungen, ggf. Lysozym lokal, Gelverbände (Gelpads).
•Bei sehr großflächigen Verbrennungen 2. und 3. Grades evtl. Euthanasie aus Tierschutzgründen notwendig.
•Oberflächenverluste relativieren die Prognose quoad vitam, Narbenbildung!
Biologische Normwerte (Referenzwerte); (
Tab. 4.7
[Anhang Reptilien])
verschiedene Heizmodelle.
Tab. 4.7 Verschiedene Heizmodelle für Terrarien
(nach Schilliger 2004)
Winterruhe
Hibernation (Winterruhe, Winterstarre)
.
Winterstarre
Hibernation (Winterruhe, Winterstarre)
.
Zehen- und Krallenbeeinträchtigungen
Ätiologie
•Traumatisch: Bruch, Verbrennung (Heizschnüre, Heizlampen), Luxation der Zehengelenke durch grobe Behandlung, Bisse und unsachgemäße Terrarieneinrichtung oder -aufbau.
•Metabolisch: alimentär bedingte Osteofibrose (Deformationen und ischämische Läsionen); Gicht (Gelenkschwellung) bei Echsen und Schildkröten (
Osteofibrose,
Gicht
).
•Umweltbedingt: Nach der Häutung können persistierende Hautreste die Phalangen abschnüren (Leguane, Geckos, Skinke, Chamäleons).
•Infektiös: Panaritium durch bakterielle oder Pilzinfektion des Krallenbetts (nach Biss, Traumata oder durch schmutzige bzw. feuchte Einstreu).
Symptome
•Unterschiedlich in Abhängigkeit von der Erkrankung.
•Geschwollene Gelenke (Gicht, infizierte oder sterile Arthritiden, Bissverletzungen
(Iguanidae, Varanidae),
Arthrosen, osteolytische Prozesse), Deformationen (Osteofibrose), farblose, ausgetrocknete oder nässende Zehen, Häutungsreste.
Therapie
•Optimierung der Haltungsbedingungen, äußerste Hygiene.
•Amputation, wenn eine Zehe die Sensibilität verloren hat, verhärtet und dunkel verfärbt ist.
•Großzügiges chirurgisches Abtragen von Panaritien; die Wunde wird offen gelassen. Tägliches Spülen mit einer lauwarmen antiseptischen Lösung bei 30 °C (Chlorhexidin). Systemische Antibiotikatherapie (z. B. Enrofloxacin
[Baytril®]
5 – 10 mg/kg/24 h für 10 – 20 d).
Zöliotomie
Bei Schildkröten: Plastrotomie
•Mit einer oszillierenden Säge wird ein rechteckiges Fenster auf Höhe der abdominalen Hornschilder (v. a. bei Legenot) oder in Hufeisenform auf Höhe
Weitere Kostenlose Bücher