Thors Valhall
Moment brachte der Kellner das Essen.
Die Stimmung blieb gereizt, doch keiner der beiden äußerte sich weiter zu dem Thema.
War das der ruhige, besinnliche Abend, den sie erwartet hatten?
Als sie mit dem Essen fertig waren, griff Thor erneut zur Zigarettenschachtel. „Kann ich noch eine? Hab’ meine im Hotel vergessen.“
„Na, sicher.“ Auch Dylan begann wieder zu rauchen. Allmählich beruhigte sich sein Gemüt, was mitunter an der Flasche Wein lag, die er während des Essens bis zur Hälfte geleert hatte.
„Bist ziemlich bockig, manchmal.“ Thor zwinkerte ihm zu, als hätte ihr Dialog zuvor nicht stattgefunden.
„Gefällt dir wohl, was?“
„Mmh.“ Thor dachte laut nach. „Meist würde ich dir lieber deinen Arsch versohlen.“
„Kannst du haben.“ Eine deutliche Aufforderung, nachdem Dylan wiederholt zum Glas griff. Dabei dachte er an Tonys Worte. Konnte das angehen? Hatte er vielleicht doch ein Faible für sanfte Gewalt?
„Ich geh zahlen“, entschied Thor daraufhin. Er zückte seine Kreditkarte, steuerte einen der Kellner an. Zusammen verschwanden sie in Richtung Tresen, wo sich die Kasse befand.
Dylan war froh, dass ihr Essen unbemerkt vonstatten gegangen war. Offensichtlich hatte sie diesmal wirklich niemand beobachtet.
Als Thor zurück an den Tisch kam, war die Flasche Wein geleert. Als sich Dylan erhob, geriet er direkt ins Schwanken.
„Shit.“ Er hielt sich an der Tischkante fest, schloss für einen kurzen Moment die Augen. Die schnelle Wirkung des Weines hatte er absolut unterschätzt. Und da war ja noch der Wodka, den er heimlich im Studio getrunken hatte. Im Sitzen hatte er den Rausch nur leicht bemerkt, doch im Stehen drehte sich alles vor seinen Augen. Ein warmes, unwohles Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.
„Wird’s denn gehen, Perk?“
„Muss ja … irgendwie.“ Dylan machte wenige Schritte, doch er war unsicher. Den Weg nach draußen schaffte er nur, weil Thor ihn vorsichtig an der Hüfte packte, ihn umarmte als wären sie ein frisch verliebtes Paar und erst wieder losließ, als sie im Taxi saßen.
Dort schloss Dylan sofort die Augen. Sei Kopf sank nach hinten. Sanft ließ er sich während der Fahrt durchrütteln. Als der Wagen hielt, war er zur Seite gekippt, lehnte an Thors Schulter, der ihn aufrichtete.
„Du bist zuhause …“
Dylan versuchte die Augen zu öffnen, es gelang ihm kaum. „Kommst du noch mit hoch?“
„Nein …“
„Wieso nicht?“ Es klang enttäuscht. Verzweifelt versuchte Dylan, die Lider offenzuhalten.
„Ich glaube nicht, dass ich das noch erklären muss.“
„Fuck you“, kam es kaum hörbar über Dylans Lippen. Mühselig drehte er sich der Autotür zu. Als er ausgestiegen war, wankte er erneut. Er hielt sich den Bauch, begann zu würgen. Sein Haustürschlüssel fiel dabei zu Boden, und während er sich nach ihm reckte, sackten auch seine Beine weg.
Thor seufzte. „Warten Sie hier!“, forderte er den Taxifahrer auf, dann kam er Dylan zur Hilfe.
Er lotste ihn die Treppe hinauf, half ihm im Bad, wo er sich abermals erbrach, schließlich folgte er ihm zum Bett, wo er die Kleidung von seinem Körper strich.
„Bleib hier“, wiederholte Dylan seinen Wunsch.
„Du bist voll, hast gekotzt …“, konterte Thor.
„Ich hab’ mir die Zähne geputzt!“, verteidigte sich Dylan. „Und sicher lag es am Wein, der war schlecht …“ Er richtete sich ein wenig auf. „Bitte, ich fühl’ mich schon besser …“ Seine Hand wanderte über seine Unterhose, das einzige Kleidungsstück, was er noch trug. „Du kannst mit mir machen, was du willst.“
Thor zögerte einen Moment, dann zog er die Decke über Dylans Körper.
„Dass du verrückt bist, das wusste ich ja schon, aber allmählich scheinst du auch krank zu werden.“
„Sehr witzig!“ Dylan warf sich ins Kissen zurück. „Wenn du wenigstens ehrlich sein könntest“, fauchte er dazu. „Denkst du, ich merke nicht, dass du mir aus dem Weg gehst?“
„Das tu ich nicht“, erwiderte Thor, seine Stimme war noch immer ruhig.
„Dann bleib hier, verdammt!“
„Mit einem Säufer teile ich das Bett nicht“, war das Letzte, was Thor sagte, dann wandte er sich um und ging.
Kapitel 3
Als Dylan am nächsten Morgen erwachte und beim Aufstehen gegen eine der Bierflaschen trat, die schon seit ein paar Tagen rings um sein Bett aufgereiht waren, fragte er sich tatsächlich, ob das alles sein musste.
Er fühlte sich mal wieder miserabel, trotz des Schlafes absolut träge und
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