Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)

fremd war. Ich hörte seinen Namen im Nachhinein, als ihn andere ansprachen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht sagte mir, dass er die Café- Besucher kannte und dass sie ihn von früheren Besuchen kannten.
    Er strahlte Selbstvertrauen aus und wurde von seinem Umfeld als ganz normal wahrgenommen. Ein sehr stattlicher Mann, mit klugen und lächelnden Augen, mit einer besonderen Ausstrahlung und einem schweren Aftershave, das seine ganz persönliche Atmosphäre abgrenzte.
    „Bourbon sour“, rief er dem schlanken Barkeeper mit den blondierten Haaren zu und lächelte mich an.
    „Danke, aber nein. Auf jeden Fall kein Alkohol“, sagte ich zu ihm und lehnte seine Einladung ohne einen Grund ab und bot ihm somit die Möglichkeit, ein unverbindliches Gespräch fortzuführen.
    „Trotzdem danke“, wiederholte ich und diesmal blickte ich ihn an.
    Seine Augen sagten viel ... Sympathie, Interesse, Neugier, Mitgefühl ...
    „Die Hauptsache ist der Krug und was in ihm ist ... auch.“ Zweifelhaft erfunden, zweifelhaft zitiert, selbstbewusst glitten seine Fingerspitzen über das Glas neben ihm. Als das winzige Cocktailglas schnell vor mir abgestellt wurde, sagte er:
    „Es gibt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen“, und im gleichen Atemzug: „Man sieht, dass du kein Einheimischer bist.“
    Ich betrachtete meine Kleidung und wunderte mich, weil sie doch ganz klar europäisch war. Meine alten Klamotten waren in dem Koffer, der es nicht beabsichtigt hatte, sein Ziel zu erreichen und wahrscheinlich in Budapest oder Ben-Gurion geblieben war. Alles, was ich trug, war neu und perfekt Pariserisch.
    „Nein, nein, es ist nicht wegen deiner Klamotten“, fuhr er fort, als hätte Jean-Marc meine Gedanken gelesen,
    „Die örtlichen Verhaltensregeln hier verlangen, dass diejenigen, die alleine auf den Barhockern sitzen, den zeitgemäßen Drink trinken. Mal ganz davon ab, dass ein Mann während der Happy Hour, oder wie man so schön auf Französisch sagt ‚zwei für einen Preis‘, nie ein kohlensäurehaltiges Getränk bestellen würde. An vielen Orten in Paris würde man sich weigern dich überhaupt zu bedienen“, fügte er mit einem Lächeln hinzu. „Und was wäre wohl der zeitgemäße Drink?“, fragte ich, interessiert an seinen Worten. „Reiner Alkohol, gefroren, mit flüssigem Zucker und konzentriertem Zitronensaft; für die Liebhaber von Rum würde es ein ‚T-Punch‘ sein, für die Tequila-Liebhaber eine ‚Margarita‘, die Gin-Liebhaber trinken einen ‚Gin Fizz‘ und die Wodka Fanatiker bestellen einen ‚Brasilianischen Caipirinha‘ oder ‚Russischen Kapiruska‘, gefroren“, referierte er in einem einzigen, durchgehenden Satz.
    „Es ist immer das gleiche Rezept, der gleiche Cocktail, nur mit einer anderen Alkoholsorte?“, fragte ich ihn verwirrt.
    „Das Glas ist unterschiedlich in seiner Form“, antwortete er zuerst und dann erklärte er weiter: „Die Art von Alkohol hat eine sehr große Bedeutung: Ein Mädchen mit einer 'Margarita' in der Hand vermittelt ihren Wille zur Ekstase, eine Lady mit einem langen Glas 'Gin Fizz', das neben ihr steht, äußert ihre gesprächige Art und Weise und ihren Bedarf an Gesellschaft.
    Diejenigen die an ihrem Rum oder Wodka nippen, implizieren einen Wunsch zum Tanzen, Lachen und etwas Good Time, in dieser Kategorie kannst du auch diejenigen finden, die Erregung suchen, direkt sind und etwas wagen.“
    „Und was ist mit ‚Bourbon Sour‘?“ Ich interessierte mich für den Eindruck, den er bei mir hinterlassen wollte, weil er den Drink für mich bestellt hatte.
    „Der ‚Sour‘ basiert auf Whiskey und hat den Geschmack von Geld, viel Geld, und das nicht nur wegen dem überteuerten Preis dieses Mini-Cocktails", erklärte er. „Er strahlt auch aus: ‚Ich bin frei und offen für Vorschläge.‘
    Während der ‚Happy Hour‘ ist es akzeptabel das Doppelte zu bestellen zum gleichen Preis, einmal auf Kosten des Nachbarn an der Theke und einmal auf deine ... Egal wie auch immer, du trinkst zweimal und bezahlst nur einmal ... und obendrein bist du dann noch betrunken und hast einen tollen Abend“, versprach mir mein Nachbar an der Bar. „Es gibt da noch ein Geheimnis in diesem trendigen Mix“, fuhr er fort. „Der Alkohol betäubt die Sinne, der Zucker ist erregend und deprimierend zugleich.“ „Deprimierend?“ Ich wiederholte seine Worte mit einem leichten Ausdruck gespielter Überraschung.
    „Ja“, sagte er, ohne