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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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eindrucksvoll geschildert wurden.
    Aber Bowden hatte andere Pläne. Er gab ihm einen leichten Stups, und Jack Schitt verschwand schreiend in der Öffnung. Bowden nickte Mycroft zu, und der zog den Stecker. Die Maschine verstummte, und die Verbindung zum Buch brach ab. Jack Schitt hatte sich den falschen Moment ausgesucht. Vor lauter Begeisterung für das Gewehr hatte er vergessen, seine Gorillas zu rufen. Als die beiden Goliath-Leute eintraten, waren Bowden und Mycroft schon dabei, das Prosa-Portal zu zerstören, nachdem sie die Bücherwürmer vorsichtig umgefüllt und dem Vertreter der Brontë-Gesellschaft das – jetzt leicht veränderte – Originalmanuskript von
Jane Eyre
überreicht hatten.
    »Wo ist Colonel Schitt?« fragte der erste der beiden Männer.
    Victor zuckte die Achseln. »Er mußte kurzfristig weg. Es ging um die Plasmagewehre.«
    Die Goliath-Leute hätten vermutlich weitere Fragen gestellt, wäre der walisische Außenminister nicht gerade in diesem Moment im Hotel eingetroffen, um uns mitzuteilen, daß man uns nun, da der Fall erledigt sei, aus der Republik zu eskortieren gedenke. Die Goliath-Agenten protestierten, wurden jedoch bald von mehreren Soldaten der Walisisch-Republikanischen Armee hinauskomplimentiert, die sich von den Drohungen der beiden nicht im mindesten beeindrucken ließen.
    Wir wurden in der Präsidentenlimousine von Merthyr nach Abertawe kutschiert. Der Vertreter der Brontë-Gesellschaft verlor während der gesamten Fahrt kein Wort – ich spürte, daß er mit dem neuen Schluß nicht recht zufrieden war. Als wir in die Stadt kamen, machte ich mich aus dem Staub, rannte zu meinem Wagen und fuhr –
    Rochesters Rat beherzigend – auf schnellstem Weg nach Swindon.
    Um fünfzehn Uhr sollten Landen und Daisy sich das Jawort geben, und dabei wollte ich sie nicht allein lassen.

35. Unser Buch geht zu Ende
    Ich hatte
Jane Eyre
erheblich entstellt; meine »Jane! Jane! Jane!«-Rufe an ihrem Fenster hatten das Buch für immer verändert. Das war ein schwerer Verstoß gegen meine Ausbildung als LitAg und alle Grundsätze, die zu wahren ich geschworen hatte. Für mich war es nichts weiter als ein Akt der Wiedergutmachung; schließlich trug ich die Schuld daran, daß Thornfield abgebrannt und Rochester verletzt worden war. Ich hatte aus Mitleid, nicht aus Pflichtgefühl gehandelt, und das ist manchmal auch ganz gut so.
    THURSDAY NEXT - private Tagebücher
    Um fünf nach drei hielt ich mit quietschenden Reifen vor der Kirche Unserer Heiligen Jungfrau von den Hummern, zum Erstaunen des Fotografen und des Fahrers eines großen Hispano-Suiza, der für das glückliche Paar bereitstand. Ich atmete tief durch, sammelte meine Gedanken und lief mit weichen Knien die Treppe hinauf. Die Orgel toste, und als ich vor der Tür stand, verließ mich beinahe der Mut.
    Was zum Teufel machte ich hier eigentlich? Glaubte ich allen Ernstes, daß ich nach zehnjähriger Abwesenheit wie aus dem Nichts auftauchen konnte und der Mann, den ich einst geliebt hatte, alles stehen und liegen lassen und mich heiraten würde?
    »Und ob«, sagte eine Frau zu ihrer Begleitung, als ich an ihnen vorbeiging, »Landen und Daisy sind verliebt bis über
beide
Ohren!«
    Ich schlich im Schneckentempo weiter, in der heimlichen Hoffnung, daß ich vielleicht zu spät gekommen wäre und mir die Last der Entscheidung auf diese Weise abgenommen worden sei. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, und ich schlüpfte unbemerkt hinein und versteckte mich im Schatten des Taufsteins. Vorn standen Landen und Daisy, umringt von einer kleinen Schar Brautjungfern und Helfern. Viele Gäste trugen Uniform, Landens alte Kameraden aus dem Krimkrieg. Eine Frau, die ich für Daisys Mutter hielt, schniefte in ihr Taschentuch, und ihr Vater sah ungeduldig auf seine Armbanduhr.
    Landens Mutter saß allein auf der anderen Seite.
    »Ich ersuche und ermahne euch«, sprach der Pfarrer, »vorzutreten und die Stimme zu erheben, so einem von euch ein Ehehindernis bekannt ist, oder aber für immer zu schweigen.«
    Er hielt inne, und mehrere Gäste rutschten unruhig hin und her. Mr. Mutlar, dessen fehlendes Kinn ein wulstiger Specknacken mehr als wettmachte, schien sich nicht allzu wohl zu fühlen und blickte nervös um sich. Der Pfarrer wandte sich an Landen und wollte eben fortfahren, als von hinten eine Stimme laut und deutlich sagte:
    »Die Trauung darf nicht fortgesetzt werden: Ich erkläre hiermit, daß ein Ehehindernis besteht!«
    Hundertfünfzig

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