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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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requirieren und ins Feld zurückzukehren. Ich sah ihn nie wieder. Ich hatte mir nie verziehen, ihn dort zurückgelassen zu haben.
    Hades schwadronierte immer noch vor sich hin, und ich wünschte beinahe, er würde ewig weiterreden. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, erschien mir der Tod mit einem Mal seltsam verlockend. Es heißt, daß auf dem Höhepunkt der Schlacht eine tiefe, feierliche Stille eintritt und man – durch den schweren Vorhang des Schocks gegen alle Schrecken der Umgebung geschützt – plötzlich wieder ruhig und nüchtern denken kann. Obwohl mein Tod beschlossene Sache war, kam mir nur eine scheinbar banale Frage in den Sinn: Warum, in drei Teufels Namen, hatte Berthas Schere auf Hades eine so verheerende Wirkung? Ich hob den Kopf und sah zu Acheron, dessen Lippen Worte formten, die ich nicht hören konnte.
    Ich stand auf, und er drückte ab.
    Aber er hatte bloß mit mir gespielt: Die Kugel verfehlte mich bei weitem, und ich zuckte nicht mal mit der Wimper. Die Schere war der Schlüssel: Sie war aus
Silber!
    Ich durchwühlte meine Hosentasche nach der Silberkugel, die ich vor langer Zeit von Spike bekommen hatte, während Acheron in seiner Eitelkeit und Arroganz immer weiterschwafelte. Diese Dummheit würde ihn teuer zu stehen kommen. Ich schob die schimmernde Patrone in meine Automatik und zog den Schlitten durch. Die Kugel glitt in die Kammer, ich zielte und drückte ab.
    Zunächst geschah gar nichts. Dann verstummte Acheron plötzlich und griff sich dorthin, wo die Kugel eingedrungen war. Er hob die Finger und betrachtete sie wie vom Donner gerührt; er war es gewohnt, daß Blut an seinen Händen klebte – doch nicht sein eigenes.
    Erst sah er mich an, als wolle er noch etwas sagen, dann fing er leise an zu wanken, bis er schließlich vornüberkippte, der Länge nach hinschlug und reglos liegenblieb. Acheron Hades, der drittböseste Mensch der Welt, war endlich tot, erschossen auf dem Dach von Thornfield Hall und von niemandem beweint und betrauert.
    Um über Acherons Ableben nachzudenken, blieb uns nicht viel Zeit; die Flammen schlugen von Sekunde zu Sekunde höher. Ich nahm Mycrofts Heft und half Rochester auf die Beine. Wir schleppten uns zur Brüstung; das Dach war heiß geworden, und wir spürten, wie sich die Balken unter unseren Füßen bogen. Das Bleidach hob und senkte sich, als sei es lebendig. Wir blickten über die Brüstung, doch kein Weg führte nach unten. Rochester ergriff meine Hand und zog mich zu einem zweiten Dachfenster. Als er es einschlug, mußten wir vor einem Schwall von heißem Rauch in Deckung gehen.
    »Der Dienstbotenaufgang!« rief er hustend. »Hier entlang!« Wir ließen uns durch das Fenster hinunter, bis wir festen Boden unter den Füßen spürten. Rochester tastete sich durch den dunklen, verräucherten Flur. Ich folgte ihm ergeben und klammerte mich an seine Rockschöße, damit ich mich nicht verlief. Wir kamen zum Dienstbotenaufgang; das Feuer schien diesen Teil des Hauses noch nicht erreicht zu haben, und Rochester führte mich eilig treppab.
    Wir hatten die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht, als in der Küche ein Feuerball explodierte und eine lohende Masse aus Feuer und heißen Gasen über den Flur und die Stiege hinaufraste. Ich sah nur noch, wie eine riesige Blase aus roter Glut zerplatzte, als die Treppe unter uns nachgab. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

34. Ihr Buch geht zu Ende
    Wir warteten umsonst auf Thursdays Codewort. Ich las das Buch zum x-ten Mal und suchte nach einem Hinweis darauf, was ihr zugestoßen war. Ich hatte vermutet, daß Thursday beschlossen haben könnte, im Roman zu bleiben, weil es ihr nicht gelungen war, Hades zu fassen.
Der Schluß der Geschichte rückte näher; wenn Jane nach Indien ging, war das Buch zu Ende. In diesem Fall konnten wir die Maschine abschalten. Denn dann waren Thursday und Polly für immer verloren.
    BOWDEN CABLES Tagebuch eines LitAg
    Ich schlug die Augen auf und sah mich um. Ich befand mich in einem kleinen, aber geschmackvoll möblierten Zimmer, gleich unter einem halboffenen Fenster. Jenseits einer Wiese wiegten sich hohe Pappeln im Wind, doch die Aussicht war mir fremd; in Thornfield sah es anders aus. Da ging die Tür auf, und Mary trat ein.
    »Miss Next!« sagte sie freundlich. »Sie haben uns einen fürchterlichen Schrecken eingejagt!«
    »War ich lange bewußtlos?«
    »Drei Tage. Eine schwere Gehirnerschütterung, hat Dr. Carter gesagt.«
    »Wo …?«
    »Sie sind in Ferndean, Miss

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