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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Großauftrag.
    Archer selbst saß in einer hinteren Ecke der Werkstatt und ging seiner Nebenbeschäftigung nach, der Reparatur von Will-Speak-Maschinen. Sein Arm steckte bis zum Ellbogen im Rumpf eines
Othello
, als wir uns von hinten anschlichen.
    Sturmey nahm eine winzige Änderung an der Feinjustierung vor, worauf es im primitiven Kehlkopf der Puppe knisterte und knackte:
Die Sache wills, die Sache wills,
(klick)
doch nicht ihr Blut vergieß ich,
(klick)
noch ritz ich diese weiße Haut …
    »Hallo, Sturmey«, sagte Bowden.
    Vor lauter Schreck verursachte Archer einen Kurzschluß in der Elektrik. Die Puppe riß die Augen auf, schrie in panischem Entsetzen ALABASTER! und sackte dann in sich zusammen. Sturmey funkelte Bowden wütend an.
    »Sich zu nachtschlafender Zeit auf Zehenspitzen anschleichen? Das ist aber nicht gerade die feine Art, Mr. Cable!«
    Bowden lächelte. »Sagen wir, ich habe die Freuden des Außendienstes wiederentdeckt. Das ist meine neue Partnerin Thursday Next.«
    Archer nickte mir argwöhnisch zu. Bowden fuhr fort: »Sie haben doch bestimmt von Jim Crometty gehört, Sturmey.«
    »Ja, Gott sei’s geklagt«, antwortete Archer mit etwas unglaubwürdiger Trauer.
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie eventuell Ihr Gewissen erleichtern möchten?«
    »Wer? Ich?« Er zeigte auf die Shakespeare-Büsten. »Sehen Sie die Dinger da? Dafür krieg ich fünf Scheine das Stück. Zehntausend Stück hat diese japanische Firma bestellt. Sie haben Stratford-upon-Avon bei Yokohama im Maßstab 1:7/8 nachgebaut und stehen total auf diesen Mist. Fünfzig Riesen, Cable,
das
ist die Sorte Literatur, mit der ich was anfangen kann.«
    »Und das
Chuzzlewit
-Manuskript?« fragte ich. »Was fangen Sie damit an?«
    Er zuckte zusammen. »Gar nichts«, sagte er. Ich glaubte ihm kein Wort.
    »Passen Sie auf, Sturmey«, sagte Bowden, dem Archers Nervosität keineswegs entgangen war, »es täte mir wirklich schrecklich leid, Sie wegen des Cardenio-Schwindels aufs Revier bestellen zu müssen.«
    Archers Unterlippe bebte; seine Augen schnellten nervös hin und her. »Ich weiß doch nichts, Mr. Cable«, jammerte er. »Außerdem …
    Sie haben ja keine Ahnung, was er mit mir anstellen würde.«
    »Was
wer
mit Ihnen anstellen würde, Sturmey?«
    Da hörte ich es. Ein leises Klicken hinter uns. Ich versetzte Bowden einen Stoß; er stolperte und stieß mit Sturmey zusammen, dessen Aufschrei im ohrenbetäubenden Krachen einer in nächster Nähe abgefeuerten Schrotladung unterging.
    Wir hatten Glück; die Ladung traf nur die Wand, genau an der Stelle, wo wir eben noch gestanden hatten. Ich befahl Bowden, sich nicht vom Fleck zu rühren, und hechtete hinter die Werkbank. Dann robbte ich blitzschnell zum anderen Ende der Werkstatt, hob den Kopf und sah einen Mann mit einer großkalibrigen Pumpgun, der einen schwarzen Mantel anhatte.
    Er entdeckte mich sofort, und ich mußte rasch wieder abtauchen.
    Der nächste Schuß ließ Dutzende von Shakespeare-Büsten explodieren. Ein Regen von Gipssplittern ging auf mich nieder. Die Druckwelle des Schusses hatte eine Romeo-Puppe in Gang gesetzt, die flehentlich intonierte:
Der Narben lacht, wer Wunden nie gefühlt.
    Doch still! Was schimmert durch das Fenster dort …
Dann brachte sie der nächste Schuß zum Schweigen.
    Ich warf einen Blick zu Bowden hinüber, der den Gips aus seinen Haaren schüttelte und seinen Revolver zog. Ich sprintete im Zickzack zur gegenüberliegenden Wand und warf mich zu Boden, als der Eindringling von neuem durchlud und Archers in mühevoller Handarbeit bemalte Gipsstatuen in Stücke schoß. Endlich hörte ich Bowdens Revolver zweimal krachen, sprang auf und feuerte meinerseits auf unseren Angreifer. Doch der hatte sich mittlerweile in ein Büro verkrochen, und meine Schüsse zersplitterten lediglich den hölzernen Türrahmen. Bowden drückte noch einmal ab, und das Projektil prallte von einer gußeisernen Wendeltreppe ab und traf eine Will-Speak-Maschine von Lord und Lady Macbeth, was die beiden veranlaßte, flüsternd darüber nachzudenken, ob es wohl ratsam sei, den König in der Nacht zu ermorden.
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Mann im Mantel durch die Werkstatt rannte, um uns von der Flanke her anzugreifen. Er blieb stehen, und ich nahm ihn ins Visier; da sprang Archer auf und stand in der Schußlinie. Ich traute meinen Augen nicht.
    »Felix 7 !« schrie Archer verzweifelt. »Sie müssen mir helfen! Dr. Müller hat doch gesagt …«
    Archer hatte die Absichten von

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