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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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zurück, und Miss Havisham stand einen Augenblick da wie ein Vulkan, der nicht weiß, ob er ausbrechen soll.
    Nach ein, zwei Sekunden flackerten ihre Augen zu mir. »Hab ich dich etwa grinsen sehen?«
    »Aber nein, Ma'am«, sagte ich und versuchte, mein Amüsement zu verbergen. Dass ausgerechnet Miss Havisham irgendjemand beibringen sollte, wie man seine Wut kontrolliert, war schon ziemlich komisch.
    »Könntest du mir bitte sagen, was du so komisch findest? Ich würde es wirklich gern wissen.«
    »Es war ein ... überraschtes Lächeln«, sagte ich vorsichtig.
    »Ach, wirklich? Also, ehe du dir einbildest, die verkorksten Gefühle dieser bekloppten Figuren würden mich irgendwie interessieren, möchte ich klarstellen, dass ich dienstlich beauftragt wurde, diesen Psychoquatsch durchzuführen. Ich bin ja auch zum Personen-Schutz für Heathcliff abgestellt worden und musste dem Befehl folgen, obwohl ich ihn lieber
persönlich
umgebracht hätte. Jetzt hol mir meinen Tee und bring ihn mir an den Tisch.«
    Unter den übrigen Agenten wurde aufgeregt über Ultra- Word™ diskutiert, und die Meinungen reichten von entschiedener Ablehnung bis zu begeisterter Zustimmung. Von Bedeutung war allerdings weder das eine noch das andere. Jurisfiktion war ein Instrument der Exekutive und hatte keinerlei Einfluss auf die Gesetzgebung - das war Sache des Gattungs-Rats. Am Büffet stieß ich auf Vernham Deane.
    »Nun«, sagte er und nahm sich ein Käsehäppchen, »was meinen Sie?«
    »Bradshaw und Falstaff schienen ziemlich beunruhigt.«
    »Vorsicht wird oft unterschätzt«, sagte Vernham. »Was meint denn Miss Havisham?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Vern!« sagte Beatrice, die gerade mit Lady Cavendish an den Tisch trat. »Was hat
Pu, der Bär
, noch einmal für ein Grundmotiv?«
    »Der Triumph des Schwächeren?«
sagte er.
    »Ich hab's Ihnen doch gesagt!« erklärte Beatrice und wandte sich Lady Cavendish zu. »Ein Bär von kleinem Verstand besiegt alle Widrigkeiten. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Nein«, sagte Cavendish. »Es ist eine
Entdeckungsreise
durch und durch.«
    »Sie halten jede Geschichte für eine
Entdeckungsreise!
«
    »Aber so ist es doch auch.«
    Sie stritten sich immer noch, als ich eine Tasse auf die Untertasse stellte und nach der Teekanne griff.
    »Haben Sie Mrs Bradshaw schon kennen gelernt?« fragte Deane.
    »Nein«, sagte ich und stellte die Teekanne wieder weg, denn mir war gerade eingefallen, dass ich die Milch zuerst eingießen musste.
    »Bitte lachen Sie nicht, wenn sie Ihnen vorgestellt wird.«
    »Warum nicht?«
    »Ach, Sie werden schon sehen.«
    Ich griff erneut nach der Kanne und schenkte den Tee ein.
    Deane verspeiste ein weiteres Käsehäppchen und fragte:
    »Wie geht's Ihnen so? Das letzte Mal, als wir gesprochen haben, hatten Sie ein paar Probleme im Außenland, nicht wahr?«
    »Ich nehme jetzt am Figuren-Austausch-Programm teil und wohne derzeit im Brunnen.«
    »Wirklich? Na, das ist ja toll. Wie geht es denn mit der neuesten Farquitt voran?«
    »Also ich glaube«, sagte ich vorsichtig, um seine Gefühle nicht zu verletzen, »der Arbeitstitel ist
Schamlose Liebe.
«
    »Klingt wie ein echter Farquitt-Roman«, seufzte Deane. »Wahrscheinlich gibt es eine niedliche Unschuld vom Lande, die von einem Schurken wie mir geschwängert und dann aus dem Haus gejagt wird und sich zehn Kapitel später fürchterlich rächt.«
    »Ja, also -«, sagte ich.
    »Wissen Sie, es ist einfach nicht fair!« sagte er, plötzlich voller Empörung. »Warum muss ich mich immer und immer wieder acht Seiten vor Schluss einsam und depressiv zu Tode saufen?«
    »Vielleicht weil Sie der Bösewicht sind, und die Bösewichter in den Farquitt-Romanen grundsätzlich
immer
bestraft werden?«
    »Es ist trotzdem nicht fair.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe schon so oft um eine Interne Handlungs-Anpassung gebeten. Über hundert Anträge hab' ich gestellt, aber sie sind alle abgelehnt worden. Könnten Sie nicht mal mit Miss Havisham reden? Ich habe gehört, dass der Gattungs-Rat sie in den Handlungs-Anpassungs-Ausschuss gewählt hat.«
    »Wäre das denn korrekt, wenn ich mit ihr rede?«
    »Na ja, nicht ganz«, gab er zu. »Aber inzwischen bin ich so verzweifelt ... Bitte versuchen Sie's wenigstens, ja?«
    Ich versprach es, war mir aber ziemlich klar darüber, dass ich es wahrscheinlich nicht tun würde. Im Rahmen der Jurisfiktion war Deane ein angenehmer Bursche, aber als
Squire of High Potternews
war er ein Monster. Dass er traurig, einsam und

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