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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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bin Linton«, erklärte ein kränklich aussehender Knabe und hustete in ein Taschentuch, »der Sohn von Heathcliff und Isabella. Ich hasse und verachte Heathcliff, weil er mich allen Glücks beraubt und als Gefangenen hat sterben lassen, als Bauernopfer in seinem Kampf um Rache.«
    »Hört, hört«, murmelte Catherine Linton.
    »Ich bin Catherine Earnshaw«, sagte die letzte Frau und warf den anderen in der Gruppe einen verächtlichen Blick zu, »und ich
liebe
Heathcliff mehr als mein Leben.«
    Die Gruppe stöhnte. Einige schüttelten den Kopf, andere rollten die Augen, und die jüngere Catherine steckte zwei Finger in den Hals, als müsse sie kotzen.
    »Keiner von euch kennt ihn so, wie ich ihn kannte, und wenn ihr ihm mit Freundlichkeit begegnet wärt statt mit Hass, dann wäre all das nicht geschehen!«
    »Du verlogenes Biest!« schrie Hindley und sprang auf die Füße. »Wenn du nicht Edgar geheiratet hättest, weil er wohlhabend und einflussreich war, dann wäre Heathcliff vielleicht halbwegs vernünftig geblieben. Nein, du hast dir alles selbst zuzuschreiben, du egoistische kleine Schlampe.«
    Trotz Miss Havishams angestrengter Bemühungen, die Ruhe wiederherzustellen, klatschten einige der anderen Beifall.
    »Er ist ein
richtiger
Mann«, sagte Catherine unter dem Gejohle der anderen, »ein Held a la Byron, der das moralische und bürgerliche Gesetz transzendiert; meine Liebe für Heathcliff ist wie Urgestein. Ich
bin
Heathcliff! Er liegt mir immerfort im Sinn. Nicht als Vergnügen, da ich mir auch nicht stets Vergnügen bin, sondern als mein eigenes Wesen!«
    Isabella schlug mit der Hand auf den Tisch und drohte Catherine ärgerlich mit dem Finger. »Ein
richtiger
Mann würde seine angetraute Ehefrau lieben und in Ehren halten«, rief sie, statt alle Menschen in seiner Umgebung mit seiner Rachsucht zu quälen, weil er zwanzig Jahre zuvor eine Kränkung erlebt hat! Was ist schon dabei, dass Hindley nicht nett zu ihm war? Ein guter Christ würde ihm vergeben und lernen, in Frieden zu leben!«
    »Ja!« sagte die jüngere Catherine, die jetzt ebenfalls aufsprang und laut schreien musste, um sich im allgemeinen Aufruhr der aufgestauten Gefühle verständlich zu machen. »Das ist der Dreh- und Angelpunkt des Problems. Heathcliff ist so unchristlich, wie man nur sein kann. Er ist ein Teufel in Menschengestalt, der darauf aus ist, alle in seiner Umgebung zu verderben.«
    »Ich stimme Catherine zu«, sagte Linton mit matter Stimme. »Der Kerl ist von Grund auf verdorben.«
    »Komm vor die Tür und wiederhol' das noch einmal!« fauchte die ältere Catherine und drohte ihm mit der Faust.
    »Du möchtest wohl, dass er sich in der Kälte den Tod holt, nehme ich an?« rief die jüngere Catherine und starrte die Mutter, die sie geboren hatte, zornig an. »Es waren doch deine arroganten Allüren, die uns diesen ganzen Ärger eingebracht hat! Wenn du ihn so geliebt hast, wie du behauptest, warum hast du ihn nicht einfach geheiratet und die Sache damit erledigt?«
    »Ruhe jetzt!«
brüllte Miss Havisham so laut, dass die ganze Gruppe zusammenzuckte. Die beiden Catherines setzten sich verlegen schweigend wieder hin.
    »Vielen Dank«, sagte Miss Havisham. »Dieses ganze Geschrei hilft niemandem. Wenn wir die Wut in
Wuthering Heights
    irgendwie unter Kontrolle bringen wollen, dann müssen wir uns wie zivilisierte Wesen benehmen und unsere Gefühle vernünftig erörtern.«
    »Hört, hört«, sagte eine Stimme aus den Schatten. Die Gruppe verstummte und wandte sich dem Neuankömmling zu, der begleitet von zwei Leibwächtern und seinem Agenten ins Licht trat. Er war dunkelhaarig und sah außerordentlich gut aus. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie begriffen, warum sich die Figuren in
Wuthering Heights
oft so irrational aufführten, aber nachdem ich seine durchdringenden schwarzen Augen und seine dämonische Schönheit gesehen hatte, verstand ich alles. Heathcliff besaß ein geradezu elektrisierendes Charisma; er hätte auch eine Kobra bezaubert.
    »Heathcliff!« schrie Catherine, sprang in seine Arme und umarmte ihn innig. »Ach, Heathcliff, mein Liebling, ich hab' dich ja so vermisst!«
    »Pah!« rief Edgar und fuchtelte wütend mit seinem Spazierstock. »Stell sofort meine Frau wieder hin, sonst werde ich, bei Gott -«
    »Sonst wirst du was?« fragte Heathcliff. »Du läppischer Lackaffe! Mein Hund hat ja mehr Saft in seinem Schwanz als du in deinem ganzen Körper! Und du, Linton, was hattest du gerade über mich zu

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