Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
Mann abspielen, der ein Fremder, fern von seiner Heimatwelt, ist?«
Vhanu erstarrte, und plötzlich fiel jede Spur von Widerspenstigkeit von ihm ab.
»Ich glaube, für Euch wäre es das beste, wenn Ihr mit
mir nach Kharemough zurückkehrt, Vhanu-sadhu«, meinte Pernatte leise. »Ihr braucht Ruhe und eine Gelegenheit, Eure Perspektive zurechtzurücken. Ich bin sicher, daß es irgendwo einen ... ah ... weniger aufreibenden Posten gibt, für den Ihr besser geeignet seid.«
Vor Überraschung verschlug es Vhanu die Sprache. Schweigend, mit zusammengekniffenen Lippen, wandte er sich Mond zu. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, gab er seinen Leuten das Zeichen, ihr die Handschellen
abzunehmen.
Sich die Handgelenke massierend trat sie nach vorn.
Pernatte huldigte ihr mit einer tiefen Verbeugung. »Meine Regierung hat Ihnen Unrecht zugefügt, Herrin, und ich bitte Sie, die Demütigungen und Härten, die man Ihnen zugemutet hat, zu verzeihen«, sagte er glattzüngig und gewandt. »Seien Sie versichert, daß wir alles tun werden, um die alte partnerschaftliche Beziehung zu Ihrem Volk, die auf Vertrauen und gutem Willen basierte, wiederherzustellen.«
Mond schöpfte tief Atem; sie hielt die Luft an, bis ihre
Lunge schmerzte. Erst dann konnte sie mit der gleichen Selbstsicherheit antworten: »Ich nehme Ihre Entschuldigung an, Bürger Pernatte ... unter der Bedingung, daß man die Anklage gegen den Obersten Richter Gundhalinu fallenläßt und ihn wieder in seine frühere Position als Haupt der Hegemonischen Regierung auf Tiamat einsetzt.«
Pernatte nickte, ohne die geringste Überraschung zu verraten. »Ihrer Bitte wird nachgekommen, so rasch es die Stardrive-Technologie ermöglicht, Herrin. Ich bin sicher, daß Ihr Vorschlag den ungeteilten Beifall sämtlicher Parteien finden wird.« Lediglich das leichte Zucken einer Augenbraue deutete eine Spur von Emotionen an.
»Danke«, sagte Mond, und ihr Lächeln kam von Herzen. »Morgen abend möchte ich Ihnen und den anderen Mitgliedern des Komitees zu Ehren im Palast ein Bankett geben. Wenn Sie die Einladung annehmen, können wir uns in einer angenehmeren Umgebung über die Grundzüge der neuen Politik weiter unterhalten.«
Zögernd, beinahe widerstrebend, erwiderte Pernatte ihr Lächeln. »Es wird uns ein Vergnügen sein.« Er wandte sich an Vhanu. »Wenn Ihr uns jetzt freundlicherweise unsere Quartiere zeigt, Vhanu, dann können wir uns endlich zur wohlverdienten Ruhe legen.«
Vhanu nickte steif. Mit maskenhaft starrem Gesicht, das ein Abbild hochwohlgeborener Schicklichkeit war, und völlig leeren Blicken, kehrte er ihnen den Rücken zu und lotste sie aus der Halle.
BIG BLUE
Syllagong. Strafkolonie # 7
I st das alles?« fragte der Pirat, als Gundhalinu und der Polizistenkiller ihre Tagesausbeute in die Grube kippten.
Der Polizistenkiller hob die Schultern und kniff die Brauen zusammen. »Der Verräter hat sich den Knöchel verstaucht. Das hat uns behindert.«
Gundhalinu fischte ein in Lumpen gewickeltes Päckchen Janka aus seiner Tasche. Er hielt es hoch. »Hier«, sagte er. »Jemand aus der Gang Nummer vier hat damit für eine Auskunft bezahlt.« Mittlerweile ließ er sich für jede Reparatur, die er durchführte, und für jede Frage, die er beantwortete, mit Waren wie in einer Art Tauschhandel bezahlen. Anfangs widerstrebte es ihm, sich seine Tätigkeit als Sibyl entlohnen zu lassen, doch der Pirat hatte darauf bestanden.
Die Männer, die ihn umringten, grunzten interessiert. Beliebt war er immer noch nicht, aber er wurde wenigstens akzeptiert; das spürte er, als er dem Piraten das Päckchen zuwarf. Janka war ein mildes Narkotikum, das manche Männer kauten, wenn sie es in die Finger
bekamen.
»Nimmst du auch eine Prise?« fragte der Pirat.
Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Nein, ich ... doch, ja.« Im Schneidersitz hockte er sich auf den Boden, weil er plötzlich merkte, wie schwer ihm das Stehen fiel. »Ja, ich nehme auch eine Prise.« Vielleicht konnte er danach besser einschlafen. Je länger er hier war, um so schlechter schlief er.
Der Pirat warf ihm einen neugierigen Blick zu, dann schaute er wieder nach unten. »Okay ...«, sagte er. »Ihr habt gehört, was der Verräter gesagt hat. Wer noch was will, muß zuerst löhnen.«
Ein halbes Dutzend verschorfte, schmutzige Hände warfen Anteile von den kärglichen Proviantrationen vor dem Piraten auf den Boden. Mit einem Messer teilte der Pirat das Janka in präzise abgezirkelte Stücke, die er dann
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