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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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nicht auf später verschieben? Wir sind alle übermüdet«, protestierte Pernatte, dessen anfängliche Lebhaftigkeit bereits erlahmte.
    »Verzeiht mir meine Ungeduld«, wandte Vhanu ein. »Aber seit unserer letzten Kommunikation hat sich hier etwas ereignet, das Eurer sofortigen Beachtung bedarf; es ist lebenswichtig, daß wir darüber sprechen, ehe wir die Stadt betreten.« Seine Gesichtszüge verhärteten sich, als er Mond anblickte.
    »Tatsächlich?« erwiderte Pernatte mit einem Anflug von schlechter Laune. Er folgte Vhanus Blick. »Wer ist das?« fragte er und runzelte die Stirn.
    »Diese Frau«, Vhanu deutete auf Mond, »ist der Grund, weshalb ich Euch inkommodieren muß.«
    Vor Mond blieb Pernatte stehen. »Diese bleiche, verdreckte Kreatur? Ist sie eine Tiamatanerin? Eigentlich sieht sie nicht so aus, als könnte sie jemandem Scherereien machen ...«
    »Sie spricht Sandhi«, erklärte Vhanu.
    »Ach was!« Pernatte gaffte sie an.
    »Sie ist die Sommerkönigin.«
    »Im Ernst?«
    »Ja«, bekräftigte Mond förmlich. »Und ich brauche Kommandant Vhanu nicht, ich kann für mich selbst sprechen.«
    Pernatte zog abermals die Stirn kraus und sah Vhanu an. »Und Ihr habt sie als Gefangene hierherbringen lassen? Ist das nicht ein ziemlich drastischer Schritt? Was, im Namen von tausend Vorfahren, geht hier vor?«
    »Das wollte ich Euch gerade erklären«, versetzte Vhanu grimmig.
    Pernatte nickte. »Aber bitte kurz und bündig.« Mond würdigte er keines Blickes mehr. Die anderen Mitglieder des Tribunal-Komitees fächerten sich hinter ihm auf und lauschten resigniert.
    »Gewiß, Sadhu, ich werde mich kurz fassen.« Vhanu stellte sich in Positur. Die Spannung, die von ihm und seinen Gefolgsleuten ausging, konnte man beinahe als Hitzestrahlung spüren.
    »Das ist also die Frau, wegen der Gundhalinu Verrat begangen haben soll?« vergewisserte sich Pernatte, als könne er es immer noch nicht glauben.
    Vhanu nickte. »In ihr steckt mehr, als es den Anschein hat. Ich empfehle dringend, daß man sie schleunigst von Tiamat entfernt und ihre Rückkehr nach hierher unmöglich macht. Man sollte sie zum intensiven Verhör und zu eingehenderen Ermittlungen nach Kharemough schaffen. Sie hat Gundhalinu veranlaßt, sich von seinesgleichen abzuwenden und mit ihr Rassenschande zu begehen; außerdem beeinflußte sie ihn dahingehend, daß er die Politik der Hegemonie pervertierte, um ihren primitiven Aberglauben zu unterstützen ...«
    Mond erstarrte und machte einen Schritt nach vorn; die Wachen hielten sie zurück. Pernatte erwiderte indessen: »Ja ja, das alles stand doch schon im Bericht. Aber sie ist das souveräne Oberhaupt einer unabhängigen Regierung, und egal, wie abstoßend wir ihre Handlungsweise finden, wir sind eigentlich nicht berechtigt, sie als Geisel ...«
    »Das ist noch längst nicht alles«, fiel Vhanu ihm ins Wort, was er mit einem überraschten Stirnrunzeln quittierte. Vhanus Stimme klang so scharf, daß alle ihn ansahen. »Diese Frau kontrolliert ... Mächte, eine verborgene Energiequelle, von der wir nichts wissen; sie ist in der Lage, Dinge zu tun, die von rechts wegen gar nicht möglich sind.«
    Pernatte blickte ein bißchen skeptisch drein. »Zum Beispiel?«
    »Sie steuert willkürlich Karbunkels Energiezufuhr. Sie kann einen Sturm herbeihexen. Sie hat sogar unsere Orbitalwaffen sabotiert, so daß ich es nicht wagte, sie einzusetzen ...«
    »Was ?« staunte Pernatte.
    »In der Stadt herrscht ... Verwirrung«, sagte Vhanu mit beschwörender Stimme. »Ich konnte die versprochene Menge vom Wasser des Lebens nicht beschaffen, obwohl – und hier hat sie abermals gelogen – der Ozean von Mers nur so wimmelt. Sie verführte Gundhalinu, damit er die Jagd auf die Mers einstellte; als ich dann das Kommando übernahm, wiegelte sie ihre Leute gegen uns auf. Als ihr das immer noch nicht reichte, sperrte sie die Energiezufuhr für die ganze Stadt, so daß wir vollauf damit beschäftigt waren, für Ordnung zu sorgen.
    Nachdem ich sie gezwungen hatte, die Energie wie der fließen zu lassen, rief sie eine Sturmflut herbei, die buchstäblich jedes Boot im Hafen zerschmetterte. Ich drohte ihr, mit unseren Waffen Karbunkel anzugreifen, falls sie den Sturm nicht umgehend wieder weghexte; daraufhin sagte sie mir, unsere Waffen würden ohnehin nicht funktionieren und statt der Stadt würden wir höchstens unseren eigenen Starport treffen ...« Er brach ab, als er Pernattes Gesichtsausdruck und das laute Stimmengemurmel registrierte.

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