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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Lebensform sind und keine Tiere?«
    »Ja.«
    Sein Blick flackerte. »Offen gestanden«, sagte er nach einer Weile, »kommt es mir ziemlich unwahrscheinlich vor, daß die Mers eine intelligente Spezies sind.«
    Mond klappte den Mund auf.
    »Aber ...« – Pernatte hob die Hand – »ich muß es wohl akzeptieren ... Wir alle müssen uns damit abfinden.« Er zeigte auf die anderen Mitglieder des Tribunals.
    Sie wußte nicht, wer verdutzter dreinschaute, Vhanu oder sie. »Was sagt Ihr da?« ereiferte sich Vhanu. »Daß Ihr dieser ausländischen Frau mehr glaubt als mir?«
    »Nein.« Bekümmert sah Pernatte ihn an. »Ich wollte sagen, daß wir gewisse neue Erkenntnisse gewonnen
    haben, die von äußerster Relevanz sind und aus Quellen stammen, die über jeden Zweifel erhaben sind.« Auf jedes einzelne Wort legte er eine sorgfältige Betonung. »Daraufhin hat die Hegemonie ihre ... ah ... Kolonialpolitik geändert. Das Zentrale Koordinations-Komitee ist bezüglich der Mers zu neuen Schlüssen gekommen, man hat sie zu einer eigenständigen intelligenten Spezies erklärt. Sie dürfen weder bejagt noch getötet werden; folglich wird es auch kein Wasser des Lebens mehr geben.« Bei den letzten Worten verfinsterte sich sein
    Blick.
    »Was ?« fragte Vhanu entgeistert. »Das ist unmöglich! Das glaube ich einfach nicht, beim Urvater aller meiner
    Vorfahren!«
    Pernattes säuerlicher Gesichtsausdruck schlug in Mißbilligung um. »Ich weiß, daß das ein schwerer Schock für Euch ist, wir waren alle außer uns. Falls Ihr wollt, könnt Ihr euch selbst überzeugen – wir haben eine Sibylle mitgebracht.« Er deutete auf das Tribunalmitglied, das ein Kleeblattmedaillon trug.
    Vhanu schüttelte den Kopf und atmete tief durch. »Nein, das ist nicht nötig. Euer Wort genügt, mir, Pernatte-sadhu ... Aber, wenn es kein Wasser des Lebens mehr gibt – welchen Sinn hätte es dann, den Kontakt mit einer Welt wie dieser aufrechtzuerhalten?«
    »Das frage ich mich auch«, räumte Pernatte ein. »Aber es wurde darauf hingewiesen, daß in Anbetracht der Knappheit an bewohnbaren Welten jeder Planet, auf dem Menschen existieren können, unserer Aufmerksamkeit würdig ist. Noch bevor Gundhalinu Oberster Richter wurde, dokumentierte er in ausführlichen Berichten, daß auf lange Sicht die Entwicklung von Tiamats natürlichen Ressourcen ein lohnendes Ziel sein könnte ... daß wir Tiamat durch technischen Beistand und wirtschaftliche Hilfe für eine ... ah ... Partnerschaft gewinnen könnten, die für beide Seiten äußerst profitabel sein dürfte ...« Er wandte sich wieder Mond zu. »Im Licht dieser neuen Entwicklung, Herrin, scheint es, daß Sie den Gesetzen der Hegemonie zu Recht getrotzt haben. Manche mögen es sogar als eine ehrenhafte Tat bezeichnen.« Er hob die Hand. »Nehmt ihr endlich die Fesseln ab!« befahl er den Wachen.
    Die Männer blickten Vhanu an und warteten auf seine Bestätigung. Auch Mond beobachtete ihn, und sie sah, wie sich sein Gesicht verzerrte. »Nein!« rebellierte er. »Bei allen Göttern, das darf nicht geschehen. Diese Frau muß entmachtet werden! Man muß sie zum Verhör nach Kharemough bringen! Sie steht mit einer Gruppe oder irgendwelchen Mächten im Bunde ...«
    Pernatte trat vor und hielt Vhanus wild gestikulierende Hände fest. »Vhanu ...«, sagte er mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Ich weiß, daß Ihr unter großem Stress gestanden habt. In den letzten Monaten mußtet Ihr viele schwierige Entscheidungen treffen, und Ihr habt Euch bemüht, ehrenvoll zu handeln. Aber verrennt Euch nicht länger in diese fixe Idee! Die Situation hier hat sich geändert. Diese Frau ist nicht nur eine Sibylle, sondern auch die Herrscherin ihres Volks.«
    »Sie muß abgesetzt werden!« beharrte Vhanu.
    »Aber nicht von Euch ... und nicht von uns«, hielt Pernatte ihm energisch entgegen. Seine Halsmuskeln spannten sich. »Vhanu, ich finde es genauso unverständlich und abstoßend wie Ihr, daß ein Mann wie Gundhalinu sich mit einer solchen ...« – er maß Mond mit einem abschätzigen Blick – »... ah ... fremdländischen Frau eingelassen hat, und ihr ... ah ... verfallen ist. Trotzdem ist nun eben mit einem Schlag alles anders geworden. Was Gundhalinu getan hat, gilt nicht länger als verräterischer Akt, sondern ...« – er schüttelte den Kopf – »... als weise Voraussicht, an der Sie es, mein lieber Vhanu-sadhu, haben ein wenig ... ah ... fehlen lassen. Wie soll man die Veränderungen erklären, die sich in einem

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