Tief atmen, Frau Doktor!
Arzt gegangen und hat gesagt, ihr Freund sei ziemlich... na ja... ihr wißt schon.«
»Was?« fragte Freddie.
»Langsam. Beim Rangehen.«
»Weiter«, sagte Freddie. »Verstehe.«
»Darauf hat der Doktor gesagt: >Geben Sie ihm ein Dutzend Austern zum Abendessen. <«
Biggin schaute verwundert drein. »Austern machen liebeshungrig«, erklärte ihm Roland.
»Hummer macht liebesdurstig«, fügte Freddie hinzu.
»Aber am nächsten Tag ist sie wieder zum Arzt gekommen -«, Roland begann zu kichern. »Und hat zu ihm gesagt: >Herr Doktor<-« Er schlug sich auf die Schenkel vor Lachen. »>Herr Doktor, nur zehn davon haben gewirkt<.«
Die beiden anderen blickten ihn verständnislos an.
»Nur zehn davon haben gewirkt«, wiederholte Roland.
»Vielleicht sollte ich ihn doch lieber kitzeln«, beschloß Freddie.
»Hier ist Timothy mit dem Wasser«, sagte Biggin.
»Muß ich nicht das Glas an der verkehrten Seite ansetzen, oder so irgendwas? Ach du liebe Zeit, das rinnt mir ja über den Kragen.«
»Ich weiß, was er braucht«, rief Roland aus. »Einen Schock.«
»Den hat er schon«, bemerkte Freddie, als McTavish, >die Eisenfaust<, ins Polizeirevier marschierte.
Schutzmann Wilkins nahm Haltung an wie ein Wachtposten vor dem Buckinghampalast, wenn er den Wagen der Königin erspäht.
»Was ist hier los?« fragte McTavish im Clydeside-Dialekt. Er war ein riesiger, bedrohlicher, dunkler Mann mit mächtigem Unterkiefer. Er trug schottische Abendkleidung, bestehend aus Kilt, geschlagener Felltasche, Schuhen mit Silberschnallen und Dolchmesser, das in seinen karierten Kniestrümpfen steckte. Freddie fand, daß er aussah wie eine wandelnde Reklame für wasserlöslichen Haferbrei.
»Ich habe Ihren Bentley draußen erkannt, Biggin —« McTavish hielt inne. Sein Blick fiel auf die drei Alkoholteströhrchen, alle Indikatoren leuchtendgrün.
»Ich verstehe«, sagte er ernst. »Nun? Wer von Ihnen war der Lenker?«
»Oh, ich«, antwortete Biggin liebenswürdig. »Die Schuppos im Goldenen Ochsen auf Vordermann gebracht?«
McTavish packte ihn kräftig an der Schulter. »Es tut mir leid. Es tut mir sehr, sehr leid.«
»Aber ich kann unmöglich betrunken sein«, wandte Biggin ein.
»Und warum nicht?« fragte McTavish streng.
»Weil ich gerade heute meine Ruhestandsbeschäftigung als Amtsarzt des Abstinenzlervereins von Mitrebury angetreten habe.«
McTavish stieß einen langen, bekümmerten Seufzer aus. »Das Gesetz muß seinen Lauf nehmen. Wie heißen Sie?« fragte er Schutzmann Wilkins, der wie Espenlaub zitterte.
»Wilkins, Sir«, stieß dieser hervor.
»Nun, Sie kennen ja die Polizeiroutine. Was tun Sie in diesem Falle?«
»Äh... den Polizeiarzt holen Sir.«
»Wir sind die Polizeiärzte«, informierte Freddie sie heiter.
Schutzmann Wilkins schnappte sich eine Anschlagtafel vom Schalter. »Nicht laut Dienstplan, Sir. Der diensthabende Polizeiarzt heute nacht ist Dr. L. Drake.«
»Ach ja«, entsann sich McTavish. »Einer unserer zwei neuen Burschen. Ich weiß nicht viel über sie. Ihre Namen sind heute mit einer Menge anderem Papierkram auf meinem Schreibtisch eingetroffen. Also los, Schutzmann Wilkins«, sagte er schroff. »Rufen Sie diesen Drake an, dafür wird er schließlich bezahlt.«
Er bemerkte, daß die drei Ärzte sich wie Schuljungen im Direktorenzimmer bemühten, ihr Lachen zu unterdrücken. Seine dichten Brauen zogen sich zusammen. »Aber ich kann daran ganz und gar nichts Komisches finden.«
»So was! -« Biggin sah sich erstaunt um. »Es muß komisch gewesen sein. Es hat meinen Schluckauf vertrieben.«
10
Lucy und Fay hatten entdeckt, daß sie Mr. Windows' Laune an seinen Melodien auf dem Harmonium diagnostizieren konnten. Müde gehen meine Tage wies auf Verdrießlichkeit hin. Wiegende Wellen aufwogender See auf einen Mann, der mit seiner Geduld am Ende war. Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen erweckte die Vorstellung von preisgekrönten Kürbissen vor dem Altar und ähnlichem, saftigem Schmuck beim Erntedankfest und bedeutete Zufriedenheit. Wenn sich der Abend mild zur Erde senkt hieß, daß er darauf wartete, daß die Kneipen aufsperrten, und Was machst du mit dem Knie, lieber Hans, daß er betrunken war.
An diesem Abend spielte er Soldaten der Kaiserin und tat damit seine Begeisterung kund, der alten Stiftspraxis unter neuen Herrinnen zu dienen. Die beiden Ärztinnen waren im Aufenthaltsraum und versuchten, die Musik zu überhören wie Leuchtturmwärter den vertrauten Aufruhr
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