Tief im Herzen: Roman (German Edition)
er vielleicht sogar noch mal von vorn anfangen.
Die Musik war eine andere geworden. Als er wieder klar genug denken konnte, erkannte er Paul Simons kluge Texte und Melodien. Er schlief fast darüber ein.
»Wenn du auf mir einschläfst, werde ich dir wehtun müssen.«
Er lächelte träge. »Ich werde nicht schlafen. Ich habe vor, dich noch ein zweites Mal zu lieben.«
»Oh.« Sie streichelte seinen Rücken und seine Hüften. »Ist das wahr?«
»Ja. Laß mir nur noch ein paar Minuten Zeit.«
»Würde ich gern tun, wenn ich nur Luft kriegen könnte.«
Träge stütze er sich auf die Ellbogen und blickte zu ihr hinunter. »Tut mir leid.«
Sie lächelte. »Nein, das stimmt nicht. Du bist selbstgefällig. Aber ich auch, deshalb stört es mich nicht.«
»Das war großartiger Sex.« »Ja, großartiger Sex«, bestätigte sie. »Und jetzt werde ich das Essen zu Ende kochen. Wir brauchen Treibstoff, wenn wir es noch mal versuchen wollen.«
Erfreut und verblüfft schüttelte er den Kopf. »Du bist eine faszinierende Frau, Anna. Keine Spielchen, keine Heuchelei. So wie du aussiehst, könntest du die Männer dazu bringen, durch brennende Reifen zu springen.«
Sie gab ihm einen kleinen Schubs, um sich zu befreien. »Wieso denkst du, daß ich das noch nicht getan habe? Du hast mir doch gegeben, was ich wollte, oder nicht?« Lächelnd stand sie auf und ging nackt zum Kleiderschrank.
»Sie haben einen Wahnsinnskörper, Ms. Spinelli.«
Anna schaute über ihre Schulter, während sie sich in einen kurzen roten Morgenmantel hüllte. »Gleichfalls, Quinn.«
Sie ging in die Küche und summte vor sich hin, als sie die Kochplatte unter der Sauce wieder anstellte und einen Topf mit Wasser für die Pasta füllte. Gott, war das toll, sich so locker, so entspannt und befreit zu fühlen. So tollkühn es auch von ihr war, sich Cameron Quinn zum Liebsten zu erwählen, der Genuß war jedes Risiko wert.
Er hatte ihr jeden Zentimeter ihres Körpers und seines Körpers bewußt gemacht. Sie fühlte sich schmerzhaft lebendig. Und was das beste von allem war, so überlegte sie, als sie das Brot herausholte, das sie rösten wollte, daß er sie zu verstehen schien.
Es war eine schöne Sache, von einem Mann begehrt und befriedigt zu werden. Aber es wärmte ihr das Herz, von dem Mann, der sie begehrte, auch gemocht zu werden.
Sie drehte sich um und griff nach ihrem Wein, als Cam aus dem Schlafzimmer kam. Er hatte zwar seine Hose angezogen, sie jedoch nicht zugeknöpft. Anna trank langsam, während sie ihn über den Rand ihres Glases hinweg
musterte. Breite Schultern, feste Brust, eine Taille, die zu schmalen Hüften wurde, und lange Beine.
Und vorläufig gehörte all das ihr.
Sie nahm eine Pfefferschote vom Tablett und hielt sie ihm an die Lippen.
»Die ist scharf«, sagte Cam, als sich die Hitze in seinem Mund ausbreitete.
»Mhm. Ich mag es … scharf.« Sie nahm sein Weinglas und reichte es ihm. »Hungrig?«
»Zufällig ja.«
»Es dauert nicht lang.« Und da sie den Ausdruck in seinen Augen erkannte, ging sie wieder an den Herd, um die Sauce umzurühren. »Das Wasser kocht gleich.«
»Du weißt doch, was man über Töpfe sagt, die man nicht aus den Augen läßt«, begann er und wollte ihr folgen. Die Skizze am Kühlschrank lenkte ihn jedoch von seinem Plan ab, gleich jetzt über sie herzufallen. »Hey, der sieht ja aus wie Foolish.«
»Es ist Foolish. Seth hat ihn gezeichnet.«
»Sag bloß!« Er sah genauer hin. »Wirklich? Das ist unglaublich gut, nicht wahr? Ich wußte gar nicht, daß der Junge zeichnen kann.«
»Du wüßtest es, wenn du mehr Zeit mit ihm verbringen würdest.«
»Ich verbringe jeden Tag Zeit mit ihm«, murmelte Cam. »Er erzählt mir überhaupt nichts.« Cam wußte nicht, woher der plötzliche Ärger kam, und es war ihm auch egal. »Wie hast du das aus ihm rausgekriegt?«
»Ich habe gefragt«, sagte sie schlicht und ließ die Linguini in das kochende Wasser gleiten.
Cam verlagerte sein Gewicht. »Hör zu, ich tue für den Kleinen, was ich kann.«
»Das habe ich auch nicht bestritten. Ich denke lediglich, daß du es noch besser machen kannst, mit ein wenig mehr Übung und ein wenig mehr Entschlossenheit.«
Sie schob ihr Haar zurück. Anna hatte nicht vorgehabt, über Seth zu sprechen. Sie wollte Beruf und Privatleben
strikt trennen. »Du machst deine Sache gut. Das ist mein Ernst. Aber du hast noch einen weiten Weg vor dir, wenn du sein Vertrauen und seine Zuneigung erringen willst, Cam. Auch du solltest ihm
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