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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich vom Tisch ab. »Du glaubst, daß er erpreßt wurde, daß er es vor zwölf Jahren mit einer Studentin getrieben und sie geschwängert hat? Und dann
zahlte er, um sie zum Schweigen zu bringen, damit sie ihm den Kleinen gab und er ihn mitnehmen konnte?«
    »Ich sage nur, was ich weiß.« Ethans Stimme klang gelassen, sein Blick war fest. »Nicht, was ich denke.«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte Phillip leise, »aber ich weiß, daß Seth seine Augen hat. Du brauchst ihn dir nur anzusehen, Cam.«
    »Er hat auf gar keinen Fall eine Studentin gevögelt. Und er hat auf keinen Fall Mom betrogen.«
    »Ich will es ja auch nicht glauben.« Phillip setzte seine Tasse ab. »Aber Dad war auch nur ein Mensch. Er hat Fehler gemacht.« Einer von ihnen mußte realistisch bleiben, und er hatte beschlossen, daß das seine Aufgabe war. »Wenn er es getan hat, dann werde ich ihn deswegen nicht verdammen. Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir seinen Wunsch erfüllen können. Wir müssen einen Weg finden, damit wir Seth behalten können. Ich kann herausfinden, ob Dad eine Adoption in die Wege geleitet hat. Abgeschlossen kann das Verfahren noch nicht sein. Wir werden einen Anwalt brauchen.«
    »Ich möchte mehr über diese Gloria DeLauter erfahren.« Cam entspannte seine zu Fäusten geballten Hände. »Ich muß herausfinden, wer sie ist, wo sie ist.«
    »Das steht dir frei.« Phillip zuckte die Achseln. »Ich persönlich möchte ihr nicht begegnen.«
    »Und was soll dieser Selbstmordscheiß?«
    Phillip und Ethan wechselten einen Blick, dann stand Ethan auf und ging zu einem der Schränke. Er zog eine Schublade auf und holte eine große, versiegelte Plastiktüte heraus. Es tat ihm weh, sie in den Händen zu halten, und er sah an Cams Augen, daß dieser den abgenutzten grünen Schlüsselring aus Emaille in Form eines Kleeblatts wiedererkannte. Er hatte ihrem Vater gehört.
    »Das hier lag nach dem Unfall in seinem Wagen.« Er öffnete den Beutel und nahm einen Umschlag heraus. Auf dem weißen Papier war getrocknetes Blut zu sehen. »Ich vermute, irgend jemand – einer der Cops, der Fahrer des
Abschleppwagens, vielleicht einer von den Sanitätern – hat hineingesehen und den Brief gelesen, und sie haben es nicht für nötig befunden, den Inhalt für sich zu behalten. Er stammt von ihr.« Ethan schüttelte den Brief heraus und hielt ihn Cam hin. »DeLauter, mit dem Poststempel von Baltimore.«
    »Er kam aus Baltimore zurück.« Beklommen faltete Cam den Brief auseinander. Die Handschrift war ein großes, schnörkeliges Gekritzel.
    Quinn, ich bin’s leid, um jeden Penny zu betteln. Wenn du den Kleinen so unbedingt haben willst, dann solltest du auch für ihn zahlen. Wir treffen uns an der Stelle, wo du ihn abgeholt hast. Sagen wir, Montag morgen. Dann ist es hier ziemlich ruhig. Elf Uhr. Bring hundertfünfzigtausend in bar mit. Bargeld, Quinn, und keine faulen Ausreden. Wenn du nicht jeden einzelnen Penny bezahlst, hole ich den Jungen zurück. Denk dran, ich kann die Adoption jederzeit nach Lust und Laune abblasen. Hundertfünfzig Riesen – das ist ein ziemlich gutes Geschäft für einen so hübschen Jungen wie Seth. Bring das Geld, und ich bin weg. Du hast mein Wort darauf. Gloria
    »Sie wollte ihn verkaufen«, murmelte Cam. »Als wäre er ein …« Er brach ab und warf Ethan einen scharfen Blick zu. Ihm fiel ein, daß Ethan als Kind auch verkauft worden war, von seiner eigenen Mutter, an Männer, die kleine Jungen bevorzugten. »Tut mir leid, Ethan.«
    »Ich kann damit leben«, erwiderte sein Bruder schlicht. »Mom und Dad haben dafür gesorgt. Sie wird Seth nicht zurückbekommen. Was es auch kosten mag, sie wird ihn nicht wieder in die Finger kriegen.«
    »Wir wissen nicht, ob er sie tatsächlich bezahlt hat?«
    »Er hat sein hiesiges Bankkonto leergeräumt«, warf Phillip ein. "Soweit ich das sagen kann – ich habe seine Papiere noch nicht im einzelnen durchgesehen –, hat er seine Ersparnisse geplündert und die Wertpapiere zu Geld gemacht. Er hatte nur einen Tag, um die Summe in bar aufzutreiben. Alles zusammen hätte etwa hunderttausend ergeben. Ich weiß nicht, ob er noch weitere fünfzigtausend
besaß, und falls ja, ob er Zeit hatte, das Geld flüssig zu machen.«
    »Sie wäre nicht fortgegangen. Das muß er gewußt haben.« Cam legte den Brief hin und wischte sich die Hände an seiner Jeans ab, als wären sie schmutzig. »Also munkelt man, daß er sich umgebracht hat, aus Scham, Panik, Verzweiflung.

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