Tief in meinem Herzen
war der Vater des Babys auf ihrem Arm.
Santa Madre! Ungläubig sah Cesario die Frau an, die sich quer durch den Saal auf ihn zubewegte. Es konnte sich nur um die Besucherin handeln, über die Teodoro ihn informiert hatte.
Was der Butler jedoch nicht erwähnt hatte, war, dass Beth Granger nicht allein gekommen war. Das Baby auf ihrem Arm konnte nicht älter als ein paar Monate sein, schätzte Cesario. Es war in ein Umhängetuch gewickelt, doch Cesario sah ein paar schwarze seidige Haarsträhnen hervorblitzen und sog scharf die Luft ein. Sofort kamen die Erinnerungen an seinen Sohn hoch. Nicolo hatte als Neugeborener genauso ausgesehen.
Er wusste nicht, wer diese Frau war, aber er wollte, dass sie auf der Stelle verschwand. An diesem Abend brauchte er wirklich keinen weiteren Ärger. Die Party war bereits anstrengend genug für ihn.
Völlig außer Atem kam Teodoro in den Ballsaal geeilt und lief auf die Bühne zu.
„Signor Piras entschuldigen Sie bitte! Ich hatte gerade das Taxi für die Signorina organisiert …“
„Ist schon gut, Teodoro“, beruhigte Cesario ihn. „Ich werde mich jetzt selbst um unseren ungebetenen Gast kümmern.“
Die Frau hatte einen Moment gezögert, als Teodoro aufgetaucht war. Doch nun beeilte sie sich, um zur Bühne zu gelangen. Im gleichen Moment sprang Cesario vom Podium und baute sich vor ihr auf.
„Ich hoffe, Sie können mir einen guten Grund dafür nennen, warum Sie mitten in meine Party hineinplatzen, Ms Granger“, erklärte er kühl. „Ich gebe Ihnen genau dreißig Sekunden für Ihre Erklärung. Dann werde ich meine Mitarbeiter bitten, Sie hinaus zu eskortieren.“
Beth öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es schien, als hätte ihr Gehirn plötzlich aufgehört zu arbeiten. Ihr fehlten die Worte. Sie hatte sich gerade noch bestätigt gefühlt, als der Butler den Mann auf der Bühne mit seinem Namen angesprochen hatte. Es handelte sich also tatsächlich um Cesario Piras höchstpersönlich. Ihre Reaktion auf ihn traf sie jedoch vollkommen unerwartet.
Er stand so dicht vor ihr, dass sie gezwungen war, den Kopf leicht in den Nacken zu legen, um ihn anzusehen. Sofort fiel ihr Blick auf die tiefe gezackte Narbe, die sich über seine linke Wange zog. Sie verlieh seinem ansonsten sehr hübschen Gesicht etwas Wildes. Sein Augenlid hing an einer Seite leicht herunter, und die glatte Oberfläche seiner olivfarbenen Haut wurde bis hinab zu seinem Mundwinkel durch die auffällige Narbe unterbrochen. Was seine Attraktivität und sexuelle Anziehungskraft jedoch kaum beeinträchtigte. Vielmehr erinnerte er durch die unübersehbare Verunzierung an einen Piraten. Oder an einen Ritter aus längst vergangenen Zeiten.
So oder so, er entsprach in keiner Weise der Vorstellung, die Beth sich von einem erfolgreichen Banker gemacht hatte. Sein Haar war tiefschwarz und fiel lockig fast bis auf seine Schultern. Die dunklen Bartstoppeln an seinem Kinn ließen ihn sehr maskulin und gefährlich sexy aussehen. Die leicht gebogene Nase hingegen verlieh ihm etwas Aristokratisches. Es waren jedoch seine Augen, die Beth in ihren Bann zogen – stahlgrau und mit einem Ausdruck darin, der sie unwillkürlich zurückweichen ließ. Er sah sie so intensiv an, es war als könnte er in ihre Seele schauen.
Es schien, als würde nicht nur er, sondern auch alle anderen Leute im Saal auf ihre Antwort warten, so still war es mit einem Mal. Leicht benommen fuhr sie sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen.
„Es tut mir sehr leid, Ihre Party zu stören, Mr Piras … Aber ich muss wirklich sehr dringend mit Ihnen sprechen“, stieß sie hervor. Sich der neugierigen Blicke der Partygäste bewusst, fügte sie hinzu: „Allein.“
Er runzelte die Stirn. Sein Gesichtsausdruck wirkte so ablehnend, dass Beth unbewusst Sophie noch fester an sich presste.
„Wie können Sie es wagen, einfach ohne Termin hier aufzutauchen und in meine Privatsphäre einzudringen?“
Sein Englisch war perfekt, doch er sprach mit starkem Akzent. Seine Stimme war tief und rau und verursachte eine leichte Gänsehaut bei Beth.
Während sie noch immer um Fassung rang, studierte Cesario die junge Frau eingehend. Wäre sie allein hier, hätte er keine Skrupel gehabt, sie von seinen Mitarbeitern auf der Stelle hinauswerfen zu lassen. Wenn Beth Granger tatsächlich eine Journalistin war, dann hatte er auch jedes Recht dazu. Es irritierte ihn jedoch, dass sie ein Baby bei sich trug. Wer würde sich bei einem solchen Sturm weit nach
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