Tief in meinem Herzen
nach England zurückzukehren. Tatsächlich hatte sie zu viel Angst vor Cesarios Angebot gehabt. Ein Leben als seine Geliebte hätte vor allem eins bedeutet: Unsicherheit.
Wie ein verwöhntes Kind war sie enttäuscht gewesen, dass er sich nicht wie der Prinz aus dem Märchen verhalten hatte, ihr eine Liebeserklärung gemacht und dann einen Ring an den Finger gesteckt hatte. Er war eben ein ganz normaler Mann. Ein Mann, der nie gelernt hatte, seine Gefühle zu zeigen.
Trotzdem hatte er ihr gestanden, sie würde ihn glücklich machen. Und dass er eine Beziehung mit ihr haben wollte. Sie hatte ihm schließlich auch nie gesagt, was sie für ihn fühlte. Aber jetzt wollte sie diese Gefühle für ihn nicht mehr verstecken.
Teodoro traute seinen Augen kaum, als er die Tür öffnete und Beth vor ihm stand.
„Der Schlossherr ist in den Stallungen“, teilte er ihr mit, als sie ihm die Tragetasche reichte, in der Sophie schlief. „Sie sollten sich besser beeilen“, rief er ihr nach, als sie die Treppen in den Hof hinuntereilte. „Er fliegt heute Abend noch nach England.“
Im Stall war er nicht. Sein Pferd war jedoch nicht in seiner Box. Mit klopfendem Herzen lief sie den Bergpfad hinauf. Und erstarrte, als plötzlich ein Reiter vor ihr auftauchte. Erst sah sie im Licht der untergehenden Sonne nur seine Silhouette. Dann erkannte sie den schwarzen Hengst.
Cesarios Gesichtsausdruck war ernst. Seine stolze Haltung erinnerte an einen König aus längst vergangenen Zeiten – mächtig, geheimnisvoll und kompromisslos.
Als er sein Pferd vor ihr zum Stehen brachte, sah sie die Anspannung in seinem Gesicht. Er betrachtete sie einen Moment, dann sprang er ab und kam auf sie zu.
„Du bist wieder da.“
Nur mit Mühe brachte er die Worte über die Lippen.
Beth beobachtete ihn, den Schlossherrn des Castello del Falco. Den einzigen Mann, den sie je lieben würde. Sie hatte vorgehabt, ruhig zu bleiben und ihre Beziehung vernünftig mit ihm zu besprechen. Doch als er jetzt vor ihr stand und sie den schmerzerfüllten Ausdruck in seinen Augen sah, konnte sie nicht mehr an sich halten.
Mit einem Schluchzen stürzte sie auf ihn zu und fiel ihm in die Arme.
„ Dio , wenn du mich noch einmal verlässt, dann …“ Cesarios Stimme brach, als er sie an sich presste und mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Im nächsten Moment spürte sie auch schon seine Lippen auf ihrem Mund. Er küsste sie mit einer Leidenschaft und Zärtlichkeit, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
„Tesoro …“ Seine Hände zitterten, als er die Tränen liebevoll aus ihrem Gesicht wischte. „Warum bist du einfach gegangen? Ich wollte heute Abend nach England fliegen, um dich zu suchen.“
Seine Worte brachten Beth zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie trat einen Schritt zurück. Es war Zeit, Klartext zu sprechen.
„Am Flughafen ist mir klar geworden, dass ich nicht einfach weglaufen kann“, gab sie zu.
„Warum wolltest du denn weglaufen?“, fragte Cesario verwundert und sah sie traurig an. „Du hast mir doch gesagt, dass ich dich glücklich mache. Und wir beide wissen, dass du nicht lügen kannst, Carissima . Oder gibt es etwa einen anderen Mann in England?“
Beths Herz wurde schwer, als sie in Cesarios trauriges Gesicht blickte. Sie musste es ihm sagen. Sie konnte ihre Gefühle für ihn nicht mehr länger leugnen.
„Es gibt niemand anderen. Und es wird auch nie jemand anderen geben. Weil ich dich liebe, Cesario“, erklärte sie mit fester Stimme. „Von ganzem Herzen. Mein Leben lang war ich das Heimkind. Niemand interessierte sich für mich. Niemand liebte mich. Dann kam ich nach Sardinien. Und du hast mir das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein.“ Ihre Stimme zitterte. „Und dafür, und für noch viel mehr werde ich dich für immer lieben.“
Sie wollte weitersprechen, doch ihre Worte wurden von Cesarios Küssen verschluckt. Er hielt sie so fest an sich gedrückt, dass sie seinen schnellen Herzschlag spürte.
„ Ti amo , Beth. Ich liebe dich auch. Mehr als du dir vorstellen kannst“, antwortete er rau.
Er fühlte sich, als sei der Damm gebrochen, der all die Jahre seine Gefühle zurückgehalten hatte. Und jetzt überfluteten sie ihn mit einer Kraft, die sämtlichen Schmerz, den er in sich aufgestaut hatte, davonspülte.
„Liebst du mich wirklich?“, flüsterte sie zweifelnd. Als er den ängstlichen Ausdruck in ihren Augen sah, schien sich sein Herz zusammenzukrampfen. Er wusste, was es bedeutete, als Kind nicht
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