Tief in meinem Herzen
tief Luft und tastete nach der kleinen quadratischen Schatulle in seiner Hosentasche.
Dio! Er war in seinem ganzen Leben noch nie so aufgeregt gewesen. Er konnte es selbst nicht fassen, was er gleich tun würde.
An der Tür wurde er von Teodoro empfangen. Am liebsten hätte er dem älteren Mann, der seit seiner Kindheit eine Vaterfigur für ihn gewesen war, einen Kuss gegeben vor lauter Vorfreude.
Dann wurde ihm klar, dass etwas nicht stimmte. Teodoros sonst so unbewegter Gesichtsausdruck sprach Bände.
„Was ist los?“, fragte er den Butler, der ihm einen Brief in die Hand drückte. „Wo ist Beth?“
„Sie hat das Schloss gestern mit der Bambina verlassen.“
Cesario wurde blass. Auf dem Brief stand sein Name. Es konnte alle möglichen Gründe für Beths Abreise geben, versuchte er, sich zu beruhigen. Doch seine Hände zitterten, als er den Umschlag aufriss.
Meine Agentur hat mich angerufen und mir einen Job als Nanny bei einer Familie in Südengland an der Küste angeboten. Es klingt alles perfekt, da ich Sophie mitnehmen darf und eine eigene Wohnung gestellt bekomme. Es wäre ein wunderbarer Ort zum Aufwachsen für Sophie. Und ich würde unabhängig bleiben. Du musst dich nicht verantwortlich für uns fühlen. Ich kann einfach nicht auf unbestimmte Zeit als deine Geliebte hierbleiben.
Wie betäubt zerknüllte Cesario den Brief in seiner Hand und vermied es, Teodoros mitfühlendem Blick zu begegnen. Stattdessen ging er direkt in sein Büro und schenkte sich ein Glas Brandy ein. Offensichtlich hatte er sich geirrt. Beth empfand nichts für ihn. Wenigstens hatte er sich nicht lächerlich gemacht und ihr seine Gefühle offenbart. Er lachte bitter, als er nach der kleinen Schmuckschatulle in seiner Tasche tastete. Er hatte sich für einen Smaragd entschieden, weil er so gut zu ihren Augen passte, und Diamanten, weil sie so pur und wunderschön waren wie sie.
Für einen Moment lehnte er sich zurück und schloss die Augen, beschämt über die heißen Tränen, die ihm unter den Lidern brannten. Vielleicht stimmte etwas nicht mit ihm. Vielleicht gab es etwas an ihm, das ihn nicht liebenswert machte und die Menschen, die ihm wichtig waren, von ihm forttrieb. Seine Mutter, seine Frau … Er hatte Raffaella nicht geliebt, als er sie geheiratet hatte. Aber nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes waren sie sich immer nähergekommen. Als sie ihm dann ihre Affäre gestanden hatte, war er sehr verletzt gewesen.
Er leerte sein Glas in einem Zug und spürte, wie der Alkohol seine Wirkung zeigte. Raffaella und Nicolo waren tot. Und nun hatte auch Beth ihn verlassen.
Irgendetwas strich an seinem Bein entlang, und er öffnete die Augen. Beths struppiger Hund saß vor seinen Füßen.
„Na gut, ganz allein bin ich nicht“, murmelte er und tätschelte Harry. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr nichts bedeutet hatte. Sie hatte ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt. Und jedes Mal, wenn sie sich geliebt hatten, war sie zärtlich gewesen, als wollte sie ihm mit ihrem Körper zeigen, was sie nicht wagte, auszusprechen.
Warum war sie dann gegangen? Sie hatte ihm gesagt, er würde sie glücklich machen. Das hätte sie doch nicht gesagt, wenn sie es nicht so gemeint hatte? Ihre Ehrlichkeit war das, was er am meisten an ihr schätzte. Und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Er würde sie nicht gehen lassen, eher er herausgefunden hatte, was los war. Entschlossen sprang er auf und rief nach Teodoro.
„Ich werde heute Abend nach England fliegen. Bitte buch mir einen Flug und bestell den Helikopter, der mich zum Flughafen bringen soll.“
Die Straße, die sich vor ihnen den Berg hinaufwand, wurde von den letzten Strahlen der Abendsonne beschienen. Als das Taxi eine weitere enge Kehre genommen hatte, lag das Castello del Falco vor ihnen.
Der Taxifahrer half ihr beim Ausladen ihres Gepäcks. Es war der gleiche Mann, der sie am Vortag vom Schloss nach Oliena gefahren hatte. Er war sichtlich irritiert, sie schon wieder zu sehen.
„Bleiben Sie lange?“, fragte er in gebrochenem Englisch.
Beth warf ihm ein unsicheres Lächeln zu.
„Das hoffe ich.“
Wenn der Schlossherr des Castello del Falco sich jedoch weigerte, sie wieder aufzunehmen, dann würde sie erneut ein Taxi rufen müssen.
Als sie am Vorabend auf dem Flughafen auf ihren Flug gewartet hatte, war ihr klar geworden, warum sie ihn verlassen hatte. Sie hatte zu viel Angst gehabt. Und das Jobangebot war eine gute Ausrede gewesen, Sophie zu schnappen und
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