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Tiefer gelegt

Tiefer gelegt

Titel: Tiefer gelegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Direkt nach der Ankunft
hatte ich den Schal und die Handschuhe in die mittelgroße
Reisetasche gestopft, die über meiner Schulter hing, die Jacke
um die Taschenriemen gewickelt und mich auf die Suche nach
dem Taxistand gemacht. Der Schweiß durchtränkte meinen
Push-up von Victoria’s Secret, die Haare klebten mir an der
Stirn, und ich schnappte japsend Luft, die nach heißer Suppe
schmeckte.
    Ich bin inzwischen dreißig. Durchschnittlich groß und
durchschnittlich gebaut. Ich habe keinen Supermodel-Body,
aber ich sehe okay aus. Mein Haar ist von Natur aus mausbraun, aber seit ich nicht mehr als weiblicher Schmiermaxe
arbeite, habe ich angefangen, es zu bleichen. Zur Zeit ist es
platinblond und in einem halblangen Fransenschnitt frisiert,
den ich bei passender Gelegenheit mit Gel aufpeppen kann.
Ich habe blaue Augen, einen Mund, der ein bisschen zu groß
für mein Gesicht ist, und eine perfekte Nase, die ich von
Grandma Jean geerbt habe.
    Als ich neun war, fuhren meine Eltern mit mir und Bill ein
paar Tage nach Disney World. Das ist alles, was ich an authentischen Florida-Erfahrungen aufbieten kann. Mein restliches Wissen über Florida beschränkt sich im Wesentlichen auf
die Horrorstorys über Ungeziefer von Moms Freundin Elsie
Duchen. Elsie überwintert jedes Jahr bei ihrer Tochter in Ocala. Elsie schwört, dass in Florida die Kakerlaken groß wie Kühe sind. Und sie behauptet, sie können fliegen. Ich will eines
mal klarstellen: Wenn ich auch nur eine kuhgroße Küchenschabe vorbeifliegen sehe, sitze ich im nächsten Flugzeug
nach Hause.
    Ich nannte dem Taxifahrer Bills Adresse, plumpste in den
Sitz und ließ Miami an meinem Fenster vorbeiziehen. Zum
Auftakt gab es eine lange Betonstraße, die sich in einem verwirrenden Verhau von Kreuzungen und Auffahrten verlor. Die
Auffahrten ringelten sich zu breiten Highways empor. Die breiten Highways senkten sich wieder und verloren sich in der Ferne. Nach ein paar Minuten erschien am Horizont, genau vor
mir, die Skyline von Miami, und ich hatte das Gefühl, mich auf
der Straße ins Zauberland Oz zu befinden. Die Straßenränder
waren von Palmen gesäumt. Der Himmel war azurblau. Alle
Autos waren sauber. Exotik pur für ein Mädchen aus Baltimore.
    Wir rollten über die Causeway Bridge, womit wir Miami
hinter uns ließen und nach Miami Beach kamen. In meinem
Magen spürte ich ein tiefes Loch, und die Knöchel, mit denen
ich meine Tasche umkrampfte, waren weiß. Ich machte mir
Sorgen um Bill, und meine Angst wuchs, je näher wir seinem
Apartment kamen. Hey, sagte ich mir. Entspann dich. Reiß die
Finger von der Reisetasche los. Bill ist nichts passiert. Dem
passiert nie etwas. Wie eine Katze landet er immer auf den
Füßen. Stimmt schon, er ging nicht ans Telefon. Und er war
nicht in der Arbeit erschienen. Kein Grund zur Panik. Hier
ging es um Wild Bill. Der setzte nicht immer dieselben Prioritäten wie andere Menschen.
    Immerhin hatte Bill sogar seine Abschlussfeier an der High
School verpasst, weil er auf dem Weg zur Verleihungszeremonie eine verletzte Katze am Straßenrand aufgelesen hatte.
Er hatte die Katze zum Tierarzt gebracht und war erst wieder
gegangen, als das Tier operiert und aus der Narkose aufgewacht war. Natürlich hätte er es trotzdem noch rechtzeitig zur
Verleihung schaffen können, wenn er nicht das plötzliche Bedürfnis gespürt hätte, in Behandlungsraum Nummer drei die
Assistentin des Tierarztes zu verführen.
Was mir wegen Bills nächtlichem Anruf wirklich zu schaffen machte, war die schreiende Frau. Das hatte es bei Bills
Anrufen noch nicht gegeben. Meine Mutter wäre ausgeflippt,
wenn sie von dem Telefonat gewusst hätte, darum hatte ich ihr
lieber nichts erzählt und war einfach ins Flugzeug gestiegen.
    Mein Plan war, irgendwie in Bills Apartment zu gelangen
und mich davon zu überzeugen, dass er nicht tot auf dem Boden lag. Falls er nicht tot auf dem Boden lag und auch nicht
faul vor dem Fernseher lümmelte, würde ich es als Nächstes
im Yachthafen probieren. Er war auf einem Boot gewesen, als
er mich angerufen hatte. Falls ich damit auch keinen Erfolg
hatte, war ich aufgeschmissen.
    Die Causeway Bridge ging in die Fifth Avenue in South
Beach über. Die Fifth bestand aus drei Spuren in jeder Richtung und einem grünen Mittelstreifen. Auf beiden Seiten reihte
sich ein Geschäft ans andere. An der Meridian Avenue bog der
Fahrer rechts ab, fuhr noch einen Block weiter und hielt dann
an.
    Ich befand mich in

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