Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Hof getreten und schwenkte einen Schlüsselbund in der Hand. »Wir schließen das Haus von der Terrasse auf. Und dann überraschen wir sie, okay?«
Jung war nicht so sicher, ob Tinys Idee so gut war. Er widersprach aber nicht. Der kurze Gang durch den Garten und das Haus verschaffte ihm einen zweiten Eindruck von ihrem Feriendomizil. Er war günstig, sehr günstig, wenn es nur nach ihm gegangen wäre und er sich nicht um seine Frau Sorgen gemacht hätte.
Sie durchquerten das Haus, und Tiny entriegelte das Schloss der schweren Haustür. Er stieß sie weit auf und winkte Svenja energisch zu. Sie stieg behände aus dem Auto und kam federnden Schrittes den Weg zu ihnen hinauf.
»Guten Tag, oder besser, boa tarde«, begrüßte sie den großen Mann und legte ein einladendes Lächeln auf ihr Gesicht. Der portugiesische Gruß machte Jung stutzig. Sie musste sich vorbereitet haben. Er hatte davon nichts mitbekommen.
»Boa tarde, Senhora Jung. Bem-vindo. Fala portugues muito bem. Chama-me Tiny, faca favor«, schmeichelte ihr Tiny mit Grandezza.
»So toll ist mein Portugiesisch nun auch wieder nicht.«
»Ich heiße Tiny. Herzlich willkommen. Darf ich Sie Svenja nennen?«
»Woher kennen Sie meinen Vornamen? Sind wir uns schon einmal begegnet?«, flötete Svenja.
Tiny lachte dröhnend. Jung traute dem Frieden nicht und hielt sich zurück.
»Schön wär’s. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, nicht wahr?« Tiny warf ihr einen heißen Blick aus den Augenwinkeln zu, drehte sich danach zu Jung um und blinzelte ihn verschwörerisch an.
»Wir werden sehen«, erwiderte Svenja vielsagend und trat zu ihnen ins Haus.
Tiny führte sie herum. Es machte ihm Spaß, sie mit der Großzügigkeit, dem gediegenen Luxus und der raffinierten Einrichtung des Hauses bekannt zu machen.
»Reicht eigentlich für sechs. Aber zahlen musst du nur für zwei, Tomi.« Tiny schlug Jung freundschaftlich auf den Rücken und lachte, als hätte er einen guten Witz gemacht. Jung bemerkte beiläufig, wie seine Frau die Nase rümpfte.
Ihr Rundgang endete auf der geräumigen Terrasse. Sie war mit hellen Natursteinplatten ausgelegt und lag frei über dem Hang, der sich zur Küste hinunterzog. Der Ausblick war wirklich grandios, dachte Jung. Er schöpfte Hoffnung, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis auch Svenja sich davon anstecken ließ und er diesen Genuss mit ihr würde teilen können. Sie setzten sich in bequeme Gartenstühle, die Tiny aus dem Haus geholt hatte. Die Bezüge der Polster waren in warmen Gelbtönen gehalten und passten zu der freundlichen Sommerfrische, die sich um sie herum auszubreiten begann.
»Das Beste habe ich euch noch gar nicht erzählt«, plauderte Tiny weiter. »Zweimal die Woche kommt Maria zu euch, zu mir übrigens auch. Sie ist die Frau fürs Grobe«, lachte Tiny verständniserheischend. »Sie putzt, sie wäscht, wechselt Bettwäsche und Handtücher et cetera pp. Sie kauft auch für euch ein. Legt ihr einfach einen Zettel hin. Sie kann nicht lesen und schreiben. Aber das macht nichts.«
»Wie macht sie das denn dann?«, fragte Svenja interessiert.
»Frag mich nicht, Svenja, ich weiß es nicht.«
»Hast du sie nicht mal danach gefragt?«, hakte Jung nach.
»Nein, warum? Klappt doch. Du wirst sehen.«
Tiny stemmte sich aus seinem Gartenstuhl. »Sie hat für eine Grundausstattung an Lebensmitteln gesorgt. Liegt im Kühlschrank. Wollen mal sehen, ob wir was Passendes zur Begrüßung finden, okay?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich in Bewegung und winkte sie hinter sich her. Jung folgte ihm. Der Kühlschrank in der Küche war gut gefüllt. Die Rechnung lag auf der Arbeitsplatte neben einem Laib Brot und einer Schale mit Orangen, frischen Feigen, Weintrauben und Erdbeeren.
»Der Klops da heißt auf Deutsch Elefantenfuß«, erläuterte Tiny, der gesehen hatte, wie Jung das Brot kritisch musterte. Der Kühlschrank enthielt neben Gemüse, Eiern, Schinken und Butter auch Käse, Marmelade und Honig. Die Fürsorge Marias erwärmte Jungs Seele. Sogar an ein paar Flaschen Wasser und Bier hatte sie gedacht. Und in der Kühlschranktür stand zur Krönung des Ganzen auch noch eine Flasche Sekt. Jung hatte Maria schon jetzt in sein Herz geschlossen, bevor er sie überhaupt zu Gesicht bekommen hatte.
»Was haben wir denn da?«, rief Tiny erfreut aus. »Kenn ich gar nicht. Quinta do Porta, Cuvee privado, noch nie gehört.« Er nahm die Flasche und griff sich ein paar schmale Wassergläser aus dem Schrank. »Ich
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