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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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hier. Der Handlingsagent hat angerufen. Euer Koffer ist da.«
    »Was? Das ist ja ’ne tolle Nachricht.« Jung atmete erleichtert auf.
    »Ruf deine Frau. Wir holen ihn ab.«
    »Ich glaube, sie schläft.«
    »Dann lass sie schlafen. Wir überraschen sie.«
    Tiny schien an Überraschungen Spaß zu haben. In diesem Fall war Jung von seiner Idee auf der Stelle überzeugt.
    »Ich komme durch den Garten. Ich will sie nicht wecken.«
    »Okay. Wir fahren mit meinem Wagen. Er ist luxuriöser und schneller als eure französische Schüssel.« Tiny lachte.
    »Okay. Bin schon da.« Jung legte den Hörer zurück, verließ leise die Küche und rannte durch den Garten zum Haus seines Nachbarn.
     
    *
     
    Tiny lenkte das Auto über die engen und winkligen Straßen, über die auch Jung heute Mittag hergekommen war. Aber in Lagoa fuhr er weiter auf die Autobahn. Jung sah bald ein, dass es besser gewesen wäre, wenn er das auch getan hätte. Der Verkehr war bequem, und sie kamen gut voran. Die Aussicht ins Land war unverbaut und nicht von den Geschmacklosigkeiten der billigen Tourismusindustrie zugestellt. Jung war Tiny dankbar, dass er den Wagen fuhr. Er merkte jetzt schmerzlich, dass er sehr früh aufgestanden war und schon einen langen Tag hinter sich hatte.
    »Schönes Fahren hier, besser als auf der alten Straße unten an der Küste«, bemerkte Jung, kurz nachdem sie auf die Autobahn eingebogen waren.
    »Bist du die etwa gefahren? Das sollte man sich freiwillig nicht antun, mein Lieber.«
    »Du hast gut reden. Ich bin hier fremd«, entgegnete Jung pikiert.
    »Wenn man hier wohnt, weiß man eben Bescheid. Das ist ein Vorteil. Willst du ’ne gute Adresse für ein schönes Mitbringsel? Mag deine Frau Gebrauchskeramik?«
    »Sie hat andere Leidenschaften. Aber über eine schöne Obstschale würde sie sich freuen«, gab Jung zu.
    »Es gibt hier nur zwei gute Töpfereien: eine in Porches und eine an der Straße hoch nach Monchique. Wenn ihr wollt, fahren wir mal hin, okay?«
    »Ja, vielleicht später, wenn sich alles eingerenkt hat.« Jungs Begeisterung hielt sich in Grenzen.
    »Vielleicht solltest du deine Frau erst mal in ein feines Restaurant ausführen«, sagte sein neuer Bekannter fürsorglich.
    »Du weißt sicherlich auch schon, wohin«, erwiderte Jung gelangweilt.
    »Klar. Ihr müsst unbedingt nach Albufeira, ins No. 54. Liegt auf der Klippe mit atemberaubendem Blick auf den Strand und das Meer.« Tiny blickte kurz zu Jung hinüber, als erwarte er dort, enthusiastische Zustimmung zu sehen.
    »Und, gibt es da auch was zu essen?«, fragte Jung nüchtern.
    »Aber sicher. Die gegrillten Sardinen und das Hähnchen PiriPiri kann ich euch wärmstens empfehlen.«
    Ihre Unterhaltung pausierte. Tiny trat ordentlich aufs Gas und leitete ein halsbrecherisches Überholmanöver ein. Dabei fragte er beiläufig: »Wie bist du überhaupt an meine Adresse gekommen, Tomi?«
    »Fährst du immer so?«, stöhnte Jung atemlos, als sie sich wieder in die rechte Fahrspur eingefädelt hatten.
    »Das ist doch gar nichts. Du solltest mal mit mir fliegen«, antwortete Tiny munter.
    »Ach ja, ich vergaß. Du bist ja Pilot.«
    »Jet-Pilot, Tomi. Top Gun, falls du den Ausdruck schon mal gehört hast. Wir sind besonders, verstehst du? Anders als die andern.«
    »Wer sind die anderen?«
    »Die Typen in den Airlinern und Propellerkisten. Das sind doch nur Busfahrer. Von den Teppichklopfern in den Hubis will ich gar nicht reden.«
    »Wann hast du aufgehört?«
    »Ist noch nicht lange her«, erwiderte Tiny vage.
    »Vermisst du das Fliegen?«
    »Ja, schon. Wenn du nur ein einziges Mal mit 400 bis 500 Sachen in 150 Fuß Höhe über das Alentejo gedonnert bist, dann wüsstest du, warum«, seufzte Tiny wehmütig. »Dagegen ist Formel 1 wie Rollstuhl fahren. Aber du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet, Tomi.«
    »Welche?«
    »Meine Adresse. Woher hast du sie?«
    »Von einem Klassenkameraden. Er ist Meteorologe und hat hier mal gearbeitet.«
    »Wie heißt der denn?«
    »Sein Spitzname ist Pelle. Sein richtiger …«
    »Ach, der!«, rief Tiny dazwischen. »Kenn ich. Ganz netter Kerl. Lag etwas neben der Spur. Na ja, man soll nicht zu hohe Ansprüche stellen.«
    »Ich finde ihn ziemlich okay, Tiny. Was hat er denn Schlimmes angestellt?«
    »Weißt du, die meisten Wetterfrösche stecken mit dem Kopf in den Wolken. Das mag ja zu ihrem Job gehören. Aber vom Leben auf dem Boden haben die keine Ahnung. Was die mir schon alles vorhergesagt haben. Ach, du meine Güte!«

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