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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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nicht mehr gesehen haben. Und so ziemlich das letzte, wo sie jetzt drauf scharf sind, ist ein abgedrehter Youngster, der bei ihnen anklopft.
    Also macht’s Tapp-e-tap-tap, und Janet sieht ihren Freund an, und er sieht sie an, ein fettes Fragezeichen auf dem Gesicht, und sie sagt: «Keinen Schimmer. Ich erwarte keinen Besuch.» Und ein eifersüchtig verschlagenes Grinsen taucht auf dem Gesicht von ihrem Freund auf, und er kippt sich eine Dose Spinat in den Schlund. Er geht zur Tür und liftet Geordie mit einer Hand von den Füßen, nimmt ihn auseinander und schmeißt die Einzelteile weg.
    Geordie zieht kurz Plan D in Erwägung, der unter anderem vorsieht, draußen vor Janets Bude in der Scheißkälte zu warten, bis sie rauskommt, und ihr dann rein zufällig über den Weg zu laufen. Als käme er einfach so vorbei.
    Aber so soll es nicht laufen. Nicht, weil’s arschkalt ist und der Wind scharf genug fegt, um einem das Gesicht in Streifen zu schneiden. Nein, er will offen und geradeheraus sein, genau wie Sam. Er will’s so durchziehen, wie’s Sam tun würde. Und er will die ganze Geschichte anschließend erzählen können, wenn’s tatsächlich geklappt hat. Genau wie andere Leute es tun, wenn sie Geschichten erzählen. Er will’s Sam und Celia und Marie erzählen können. Jedem, den er kennt, will er erzählen, daß er wochenlang immer nur an Janet denken mußte, und wie er dann geplant hat, ihr vielleicht mal wieder zufällig über den Weg zu laufen, nur daß es so eben nicht gekommen ist. Und wie er sie dann völlig vergessen hat, oder wenigstens glaubte, sie völlig vergessen zu haben, und wie er dann eines Morgens aufwachte, oder vielleicht befand er sich auch gerade bei einem Job, bei einer Observation oder so, war voll auf seine Arbeit konzentriert, und dann schoß sie ihm einfach so in den Kopf. Und er hatte sie überhaupt nicht vergessen. Und wie sie dann in seinen Träumen auftauchte. Also, vielleicht würde er doch nicht jedem alles erzählen. Sam würde er von den Träumen erzählen, irgendwann mal. Eines Tages. Auf jeden Fall würde er eine Geschichte ohne Schnörkel zu erzählen haben. Nichts davon, daß er sich ewig vor ihrer Wohnung herumgedrückt hatte und darauf wartete, daß sie endlich rauskam. In der Geschichte würde Geordie erzählen, daß er wie ein Mann erhobenen Hauptes zur Tür geschritten war. Und wenn das seine Geschichte sein sollte, dann mußte es auch die Wirklichkeit sein.
    Geordie war kein guter Lügner. Manchmal ging’s nicht anders, aber sobald er es versuchte, kam man ihm sofort auf die Schliche. Er würde diese Lüge erzählen, und Sam oder Celia oder wem auch immer er es auftischen wollte, die würden ihn ansehen und den Kopf schütteln. Sie wußten es einfach. Mußte wohl irgendwie an seiner Stimme liegen, an seinem Tonfall. Egal, was es war, es bedeutete, daß er meistens die Wahrheit sagen mußte, andernfalls würde ihn kein Mensch mehr ernst nehmen.
    Bei seinem Job war’s schon ein echtes Handicap, nicht überzeugend lügen zu können. Als Privatschnüffler mußte man ab und zu schon mal ein Märchen auftischen können. So wie Sam zum Beispiel all diese verschiedenen Visitenkarten in der Brieftasche hatte, auf denen stand, er wäre Schadensermittler einer Versicherung oder Immobilienmakler oder Techniker der Telefongesellschaft. Alle möglichen Sachen, er hatte ungefähr zehn oder zwanzig verschiedene Visitenkarten. Und er zückte eine davon und gab sie irgendwem, und die Leute nahmen sie und sahen ihn an, und in ihren Blicken lag dann auch nicht die Spur von Zweifel. Das war Sam. Wenn Geordie aber vor genau der gleichen Person stand und wenn er genau dieselbe Karte zückte, dann hieß es gleich: Verpiß dich! Sam meinte, es hätte was mit Selbstvertrauen zu tun und würde mit zunehmendem Alter immer besser klappen. Aber da war Geordie nicht so sicher. Klar, meistens hatte Sam recht, und Geordie hoffte, daß Sam in dieser Sache auch recht behielt und er irgendwann mal eine schöne, fette Lüge auftischen könnte. Aber richtig glauben tat er’s nicht. Vielleicht hatte er einen genetischen Defekt, so was wie das, was man kriegt, wenn deine Mutter vor deiner Geburt gequalmt hat.
     
    Als sie die Tür aufmachte, war’s einfach zuviel, um alles auf einmal checken zu können, und Geordie hatte das Gefühl, als würde er taumeln. Also, nicht körperlich, nein, er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle, sondern mehr im metaphorischen Sinn - wie Celia sich mal in einer

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