Tiefsee
Überlebende gefunden werden mußten, und hatte dann oft den Nagel auf den Kopf getroffen.
Das Summen der Maschinen unter seinen Füßen stieg zu einem schrillen, hohen Ton an. Die
Catawaha
schien wie ein von der Leine gelassener Spürhund die Witterung ihrer Beute aufzunehmen. Alle Besatzungsmitglieder wurden von Jagdfieber gepackt. Ohne sich um den Regen zu kümmern, standen sie auf den Decks und der Brücke.
»Vierhundert Meter«, schrie der Beobachter am Radarschirm.
Da begann auf einmal ein Seemann, der die Bugstange hielt, energisch in den Regen hinauszuzeigen.
Dover beugte sich aus der Tür des Ruderhauses und rief durch den Lautsprecher: »Hält sie sich über Wasser?«
»Schwimmt wie eine Gummiente in einer Badewanne«, brüllte der Matrose durch die um den Mund gelegten Hände zurück.
Dover nickte dem wachhabenden Leutnant zu. »Maschinen drosseln.«
»Maschinen ein Drittel Kraft«, bestätigte der Leutnant, während er eine Reihe von Hebeln am vollautomatischen Schiffssteuerpult betätigte.
Langsam tauchte die
Amie Marie
durch die Regenwand auf.
Sie waren darauf gefaßt, sie halb überflutet, kurz vor dem Sinken vorzufinden. Aber sie lag makellos im Wasser und trieb in der leichten Dünung ohne das geringste Anzeichen von Seenot. Eine unnatürliche, fast gespenstische Stille lag über ihr.
Ihre Decks waren verlassen, und als Dover über den Lautsprecher hinüberrief, erfolgte keine Antwort.
»Sie sieht aus wie ein Krebsfänger«, murmelte Dover mehr zu sich als zu jemand Bestimmtem. »Stahlrumpf, etwa fünfunddreißig Meter Länge. Stammt wahrscheinlich aus einer Schiffswerft in New Orleans.«
Der Funker lehnte sich aus der Funkkabine und winkte Dover.
»Aus dem Register, Sir: Der Besitzer und Kapitän der
Amie Marie
ist Carl Keating. Heimathafen ist Kodiak.«
Wieder rief Dover das merkwürdig stille Krebsschiff an, diesmal nannte er Keatings Namen.
Immer noch keine Antwort. Alle wurden allmählich so nervös wie ein Junge bei seinem ersten Rendezvous, der sich fragt, wie es weitergeht.
Die
Catawaha
fuhr langsam einen Kreis und drehte bei, dann brachte sie die Maschinen zum Stillstand und trieb längsseits.
Die Stahlbehälter für die Krebse waren ordentlich auf dem verlassenen Deck gestapelt, eine dünne Rauchfahne stieg aus dem Schornstein und wies darauf hin, daß die Dieselmotoren im Leerlauf liefen. Durch die Bullaugen oder die Fenster des Ruderhauses waren keine menschlichen Wesen zu entdecken.
Das Team, das an Bord der
Amie Marie
gehen sollte, bestand aus zwei Offizieren, Fähnrich Pat Murphy und Leutnant Marty Lawrence. Sie zogen ohne das übliche Geplauder ihre Schutzanzüge über, die sie vor dem kalten Wasser schützen würden, falls sie zufällig ins Meer fielen. Sie wüßten kaum mehr genau, wie viele Routineuntersuchungen ausländischer Fischereifahrzeuge sie durchgeführt hatten, die sich in die 200-Meilen-Fischereizone vor Alaska verirrt hatten, aber dieser Fall gehörte nicht zur üblichen Routine. Keine Mannschaft aus Fleisch und Blut stand an der Reling, um sie zu begrüßen. Sie stiegen in ein kleines, von einem Außenbordmotor angetriebenes Gummi-Zodiacboot und legten ab.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren es nur mehr ein paar Stunden. Der Regen war in ein Nieseln übergegangen, doch der Wind hatte sich verstärkt und somit auch der Seegang.
Unheimliche Stille lag über der
Catawaha
. Keiner sprach; es war, als hätten sie Angst davor, zumindest bis der Bann aus dieser Ungewißheit gebrochen war.
Sie beobachteten Murphy und Lawrence, während sie ihr kleines Boot an dem Krebsfänger vertäuten, sich auf Deck schwangen und durch eine Tür in die Hauptkabine verschwanden.
Mehrere Minuten schleppten sich dahin. Gelegentlich erschien einer der Suchenden auf Deck, verschwand jedoch gleich wieder in eine Luke. Das einzige Geräusch im Ruderhaus der
Catawaha
kam von Störgeräuschen in dem offenen Radiolautsprecher des Schiffes, der auf maximale Lautstärke aufgedreht und auf Notfrequenz eingestellt war.
Plötzlich, und so unvermittelt, daß sogar Dover überrascht zusammenzuckte, hallte Murphys Stimme laut durch das Ruderhaus.
»
Catawaha
, hier spricht
Amie Marie
.«
»Kommen,
Amie Marie
«, antwortete Dover in sein Mikrofon.
»Sie sind alle tot.«
Die Worte klangen so kalt, daß zunächst niemand ihren Inhalt erfaßte.
»Wiederholen Sie.«
»Nicht der leichteste Pulsschlag in einem von ihnen. Sogar die Schiffskatze hat es erwischt.«
Das Enterteam hatte
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