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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ein Totenschiff vorgefunden. Kapitän Keatings Leiche lag auf dem Deck, sein Kopf lehnte an einem Schott unter dem Radio. Im ganzen Schiff, in der Kombüse, dem Speisesaal und den Schlafräumen lagen die Leichen der Besatzungsmitglieder der
Amie Marie
herum. Ihre verzerrten Gesichter schienen vor Schmerz erstarrt, und ihre Glieder waren in grotesken Stellungen verkrümmt, als hätten sie in den letzten Augenblicken ihres Lebens heftig um sich geschlagen. Ihre Haut hatte eine merkwürdige schwarze Farbe angenommen, und aus allen Körperöffnungen war Blut ausgetreten. Die siamesische Katze des Schiffes lag neben einer dicken Wolldecke, die sie in ihrem Todeskampf zerfetzt hatte.
    Dovers Gesicht spiegelte bei Murphys Beschreibung eher Verwunderung als Schrecken wider. »Können Sie die Todesursache feststellen?« fragte er.
    »Ich kann nicht einmal eine einigermaßen vernünftige Vermutung äußern«, antwortete Murphy. »Kein Hinweis auf einen Kampf. Keine Spuren auf den Leichen, aber sie haben geblutet wie geschlachtete Schweine. Sieht aus, als wären sie alle zugleich von derselben Todesursache betroffen worden.«
    »Warten Sie.«
    Dover drehte sich um und musterte die Gesichter um ihn, bis er den Schiffsarzt, Korvettenkapitän Isaac Thayer, erblickte.
    Thayer war der beliebteste Mann an Bord. Er war ein Oldtimer des Küstenwachdienstes und hatte vor langer Zeit die luxuriösen Ordinationen und das hohe Einkommen der Ärzte an Land zugunsten des manchmal harten und beschwerlichen, jedoch den Lohn in sich tragenden Seerettungsdienstes aufgegeben.
    »Was halten Sie davon, Doc?« fragte ihn Dover.
    Thayer zuckte die Schultern und lächelte. »Sieht so aus, als sollte ich einen Hausbesuch machen.«
    Dover marschierte ungeduldig auf der Brücke auf und ab, während Doc Thayer ein zweites Zodiac bestieg und über die Strecke zwischen den beiden Schiffen brauste. Dover befahl dem Rudergast, die
Catawaha
so in Position zu bringen, daß sie das Krebsschiff ins Schlepptau nehmen konnte. Er konzentrierte sich auf das Manöver und bemerkte nicht, daß der Funker neben ihm stand.
    »Soeben ist eine Meldung eingelangt, Sir, von eine m Piloten, der ein Team von Wissenschaftlern auf der Insel Augustin von der Luft aus mit Nachschub versorgt.«
    »Nicht jetzt«, wehrte Dover brüsk ab.
    »Es ist dringend, Kapitän«, beharrte der Funker.
    »Okay, lesen Sie das Wichtigste vor.«
    »›Wissenschaftlerteam alle tot.‹ Dann kam etwas Unverständliches und etwas, das klingt wie ›… rettet mich!‹«
    Dover starrte ihn verständnislos an. »Ist das alles?«
    »Ja, Sir. Ich habe versucht, das Flugzeug noch einmal zu rufen, aber ich bekam keine Antwort.«
    Dover mußte keine Karte zu Rate ziehen, um zu wissen, daß Augustin, eine unbewohnte, vulkanische Insel, nur 50 Kilometer nordöstlich von seiner derzeitigen Position lag. Plötzlich schoß ihm eine schreckliche Erkenntnis durch den Kopf. Er griff nach dem Mikrofon und schrie in das Mundstück: »Murphy! Sind Sie da?«
    Nichts.
    »Murphy!… Lawrence!… können Sie mich hören?«
    Wieder keine Antwort.
    Er blickte durch das Brückenfenster und sah Doc Thayer über die Reling der
Amie Marie
klettern. Für einen Mann mit einer so hünenhaften Gestalt konnte sich Dover äußerst schnell bewegen.
    Er nahm das Megaphon und rannte hinaus.
    »Doc! Kommen Sie zurück, verlassen Sie sofort dieses Schiff!« dröhnte seine Stimme über das Wasser.
    Seine Warnung kam zu spät. Thayer war schon in eine Luke gestiegen und verschwunden.
    Die Männer auf der Brücke starrten mit verständnislosem Blick ihren Kapitän an. Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich, er stürzte verzweifelt ins Ruderhaus zurück und ergriff das Mikrofon.
    »Doc, hier spricht Dover, können Sie mich hören?« Zwei Minuten verstrichen, zwei endlose Minuten, während Dover versuchte, seine Leute auf der
Amie Marie
zu erreichen. Sogar auf das ohrenbetäubende Geheul der Sirene der
Catawaha
erfolgte keine Antwort.
    Endlich kam Thayers Stimme mit merkwürdig eisige r Ruhe aus dem Lautsprecher auf der Brücke.
    »Ich muß leider berichten, daß Fähnrich Murphy und Leutnant Lawrence tot sind. Ich kann kein Lebenszeichen an ihnen mehr entdecken. Was immer die Ursache ist, sie wird mich ebenfalls treffen, bevor ich entkommen kann. Sie müssen dieses Schiff unter Quarantäne stellen. Verstehen Sie mich, Amos?«
    Dover wollte nicht wahrhaben, daß er plötzlich kurz davor war, seinen alten Freund zu verlieren. »Verstehe nicht,

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