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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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werde mich aber fügen.«
    »Gut. Ich werde die Symptome in der Reihenfolge ihres Auftretens beschreiben. Mir wird schon schwindlig. Puls steigt auf hundertfünfzig. Könnte mir die Ursache durch Hautabsorption zugezogen haben. Puls hundertsiebzig.«
    Thayer machte eine Pause. Seine nächsten Worte kamen stockend. »Zunehmende Übelkeit. Beine… können nicht mehr…
    tragen. Heftiges Brennen… in der Sinusgegend. Innere Organe fühlen sich an, als würden sie explodieren.«
    Alle auf der Brücke der
Catawaha
beugten sich mit einem Mal näher zu dem Lautsprecher, denn sie wollten nicht verstehen, daß ein Mann, den sie alle kannten und verehrten, in geringer Entfernung von ihnen starb.
    »Puls… über zweihundert. Schmerz… unerträglich. Schwärze engt Sehkraft ein.«
    Deutlich hörbares Stöhnen folgte. »Sagen… sagen Sie meiner Frau…« Der Lautsprecher verstummte.
    Man konnte den Schrecken geradezu spüren, ihn von den weit aufgerissenen Augen der Besatzung ablesen, als sie das Entsetzen erfaßte. Dover starrte stumpf zu dem Grab, das
Amie Marie
hieß, und preßte seine Hände in Hilflosigkeit und Verzweiflung zusammen.
    »Was geht dort drüben vor sich?« murmelte er tonlos. »Was in Gottes Namen tötet dort alle?«
2
    »Ich sage nur, hängt den Bastard!«
    »Gib acht, was du vor den Mädchen sagst, Oscar.«
    »Die haben schon Schlimmeres gehört. Es ist der helle Wahnsinn! Der Dreckskerl ermordet vier Kinder, und ein idiotischer Richter verwirft den Fall, weil der Angeklagte zu
high
durch Drogen war, um seine Rechte wahrnehmen zu können. Mein Gott, soll man das glauben?«
    Carolyn Lucas schenkte ihrem Mann die erste Tasse Kaffee an diesem Tag ein und brachte ihre zwei kleinen Töchter schnell zur Haltestelle des Schulbusses. Er drohte dem Fernseher mit der Faust, als wäre es die Schuld des Moderators, der die Nachricht durchgegeben hatte, daß der Mörder frei herumlief.
    Oscar Lucas hatte eine Art, mit den Händen zu reden, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Zeichensprache für Schwerhörige auf wies. Er saß mit vorgebeugten Schultern am Frühstückstisch, so daß man dem schlanken Mann seine ein Meter achtzig nicht ansah. Sein Kopf war bis auf ein paar graue Strähnen um die Schläfen kahl wie eine Billardkugel, und buschige Brauen zogen sich über seine dunkelbraunen Augen.
    Er hatte in Washington nie zu den Männern in blauen Nadelstreifenanzügen gehört, sondern trug Sporthose und -jacke.
    Er war Anfang Vierzig, und man hätte ihn eher für einen Dentisten oder Buchhalter als für einen Geheimagenten gehalten, der die Abteilung des Secret Service zum Schutz des Präsidenten leitete. Während seiner zwanzigjährigen Dienstzeit als Agent hatte er viele Menschen dadurch getäuscht, daß er aussah wie der gute Nachbar von nebenan, von den Präsidenten, deren Leben er schützte, bis zu den potentiellen Mördern, die er abgeblockt hatte, bevor sie Gelegenheit fanden, in Aktion zu treten. Bei der Arbeit wirkte er konzentriert und ernst, doch zu Hause war er für gewöhnlich voller Übermut und Humor, ausgenommen, wenn er durch die Acht-Uhr-Nachrichten am Morgen verärgert wurde.
    Lucas trank einen letzten Schluck Kaffee und stand auf. Er hielt seine Jacke auf – er war Linkshänder – und zog das Hüfthalfter zurecht, das einen S&W 57 Magnum Revolver, Modell 19, mit einem Lauf von 2½ Zoll enthielt. Die Einheitswaffe war ihm von der Dienststelle zur Verfügung gestellt worden, als seine Ausbildung beendet war und er im Außendienst in Denver als Anfänger Erhebungen über Falschmünzer und Banknotenfälscher anstellte. Er hatte ihn während seiner Dienstzeit nur zweimal gezogen und hatte noch nie außerhalb des Schießstandes auf den Abzug gedrückt.
    Carolyn räumte die Geschirrspülmaschine aus, als er hinter sie trat, die blonde Haarmähne beiseite schob und ihr einen Kuß auf den Nacken drückte.
    »Ich verschwinde jetzt.«
    »Vergiß nicht, heute abend ist die Pool-Party bei den Hardings gegenüber.«
    »Ich müßte eigentlich rechtzeitig zu Hause sein. Heute ist nicht vorgesehen, daß der Boß das Weiße Haus verläßt.«
    Sie blickte ihn lächelnd an. »Du sorgst dafür, daß er es nicht tut.«
    »Ich werde den Präsidenten sofort davon informieren, daß meine Frau es ungern sieht, wenn ich Überstunden mache.«
    Sie lachte und lehnte kurz den Kopf an seine Schulter. »Sechs Uhr.«
    »Wie du willst«, sagte er gespielt mißmutig und verschwand durch die Hintertür.
    Lucas stieß mit seinem

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