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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Hast du den Burschen vergessen, den wir unschädlich machten, als er versuchte, ein Flugzeug zu entführen, mit dem er das Flugzeug des Präsidenten rammen wollte? Tatsache ist, daß die meisten Attentate dann stattfinden, wenn der Präsident sich außerhalb seiner üblichen Aufenthaltsorte befindet.«
    »Der Präsident besteht auf dem Datum.« Auch Fawcett konnte sachlich sein. »Solange du für den Präsidenten arbeitest, hast du zu tun, was dir befohlen wird, genauso wie ich. Und wenn er allein in einem Schlauchboot nach Miami rudern will, ist das seine Angelegenheit.«
    Fawcett hatte offenbar den falschen Ton angeschlagen. Lucas’ Gesichtsausdruck verhärtete sich, und er ging auf den Leiter des Mitarbeiterstabes des Weißen Hauses so weit zu, bis er dicht vor ihm stand.
    »Wir wollen gleich einmal eines festhalten: Laut Verfügung des Kongresses arbeite ich nicht für den Präsidenten, sondern für das Schatzamt. Er kann mir also nicht befehlen, ich soll abhauen und tun, was er will. Es ist meine Pflicht, ihm den bestmöglichen Schutz zu bieten und sein Privatleben dabei so wenig wie möglich zu stören. Sobald er den Fahrstuhl zu seiner Wohnung betritt, bleiben meine Leute und ich unten. Aber von dem Moment an, in dem er im Erdgeschoß aussteigt, bis er wieder nach oben fährt, gehört sein Hintern dem Geheimdienst.«
    Fawcett war über die Persönlichkeit der Leute, die um den Präsidenten arbeiteten, im Bild. Er wußte, daß er bei Lucas zu weit gegangen war, und war klug genug, den Streit nicht weiterzuführen. Er wußte, daß Lucas fanatisch an seiner Aufgabe hing und dem Mann in dem ovalen Büro fraglos lo yal ergeben war. Aber sie konnten nie enge Freunde werden; vielleicht Berufskollegen, zurückhaltend, aber wachsam. Da sie nicht um die Macht als Rivalen kämpften, würden sie zumindest nie zu Feinden werden. »Kein Grund zur Aufregung, Oscar. Ich nehme den Verweis zur Kenntnis. Ich werde den Präsidenten über deine Bedenken unterrichten. Aber ich bezweifle, daß er es sich anders überlegen wird.«
    Lucas seufzte. »Wir werden unser Bestes tun. Aber man
muß
ihm einmal klarmachen, daß er mit seinen Sicherheitsbeamten unbedingt zusammenarbeiten muß.«
    »Was soll ich dazu sagen? Du weißt besser als ich, daß sich alle Politiker für unsterblich halten. Für sie ist Macht mehr als ein Aphrodisiakum, sie ist eine Kombination von Drogenrausch und Alkoholnebel. Nichts versetzt sie so in Entzücken wie ein Haufen Leute, der ihnen zujubelt und ihnen die Hand schütteln will. Deshalb sind sie alle vor einem Mörder ungeschützt, der zur rechten Zeit am richtigen Ort steht.«
    »Das brauchst du mir nicht zu erzählen, ich habe bei vier Präsidenten Babysitter gespielt.«
    »Und du hast keinen einzigen verloren.«
    »Zweimal war ich bei Ford nahe daran, einmal bei Reagan.«
    »Du kannst Verhaltensmuster nicht genau vorausberechnen.«
    »Das vielleicht nicht. Aber nach all diesen Jahren entwickelt man eine Art sechsten Sinn. Deshalb gefällt mir diese Bootsfahrt ganz und gar nicht.«
    Fawcett wurde förmlich. »Du glaubst, daß jemand darauf aus ist, ihn zu
töten

    »
Immer
ist jemand darauf aus, ihn zu töten. Wir stellen täglich Ermittlungen über 20 potentielle Verrückte an und halten Aufzeichnungen über 2000 Personen auf dem laufenden, die unserer Meinung nach gefährlich oder zu einem Mord fähig sind.«
    Fawcett legte Lucas die Hand auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Oscar, der Freitagausflug wird erst in allerletzter Minute der Presse bekanntgegeben. Das verspreche ich dir.«
    »Dafür bin ich dir dankbar, Dan.«
    »Außerdem, was kann schon draußen auf dem Potomac passieren?«
    »Vielleicht nichts. Vielleicht etwas Unerwartetes. Und das Unerwartete verursacht mir Alpträume.«
    Megan Blair, die Sekretärin des Präsidenten, sah aus dem Augenwinkel Dan Fawcett in der Tür ihres kleinen Büros stehen und nickte ihm über die Schreibmaschine hinweg zu. »Hi, Dan.
    Ich habe dich nicht kommen sehen.«
    »In was für einer Stimmung ist der Chef heute morgen?« fragte er; er informierte sich jeden Tag erst mal über die Lage, bevor er das ovale Büro betrat.
    »Müde«, antwortete sie. »Der Empfang zu Ehren der Filmindustrie dauerte bis nach ein Uhr morgens.«
    Megan war eine gutaussehende Frau Anfang der Vierzig. Sie zeigte ein strahlendes offenes Lächeln, trug ihr schwarzes Haar kurz geschnitten und hatte etwa zehn Pfund Untergewicht.
    Sie war ein Dynamo und liebte ihre Arbeit und

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