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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Völker, die das Zeug gar nicht verdauen kön nen. Da das NDC ein Marketingunternehmen ist, ist sein Han deln zumindest nachvollziehbar. Schwerer nachzuvollziehen ist, warum Pädagogen und Regierung es zugelassen haben, dass das NDC seit den 1950er-Jahren der größte und wichtigste Verleger von ernährungspädagogischem Material in den USA ist. Schlim mer noch, unsere aktuellen Ernährungsrichtlinien kommen aus derselben Regierungsabteilung, die so hart daran gearbeitet hat, die Massentierhaltung zur Norm zu machen, nämlich dem Ag rarministerium USDA .
    Das USDA hat das Monopol für den wichtigsten Werbeplatz der Nation – diese kleinen Kästchen mit Nährwertangaben, die auf fast allen Lebensmitteln abgedruckt sind. Das Agrarministerium wurde im selben Jahr gegründet wie die ADA und erhielt die Aufgabe, die Nation über Nahrungsmittel zu informieren und letztendlich Richtlinien zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit zu erarbeiten. Gleichzeitig jedoch sollte das Agrarministerium die Industrie fördern.
    Der Interessenkonflikt ist kein geringer: Unser Land erhält sämtliche offiziellen Ernährungsinformationen von einer Organisation, die die Lebensmittelindustrie fördern muss, was heutzutage bedeutet, die Massentierhaltung zu fördern. Die kleinen Fehlinformationen, die verbreitet werden (wie die Angst, nicht »genug Protein« zu sich zu nehmen), sind eine logische Konsequenz daraus und wurden bereits von Autoren wie Marion Nestle detailliert dargestellt. Nestle hat als Gesundheitsexpertin intensiv mit der Regierung zusammengearbeitet, unter anderem am »Lagebericht des Gesundheitsministeriums über Ernährung und Gesundheit«, und hatte jahrzehntelang engen Kontakt zur Lebensmittelindustrie. In vielerlei Hinsicht sind ihre Schlüsse banal und bestätigen nur, was wir ohnehin wussten, aber die Insiderperspektive zeigt uns doch ein sehr viel klareres Bild davon, wie viel Einfluss die Lebensmittelindustrie – vor allem die Tierproduktion – auf die staatliche Ernährungspolitik hat. Nestle schreibt, die Lebensmittelindustrie sage und tue – ebenso wie die Zigarettenhersteller (ihr Vergleich) – alles, was den Verkauf fördere. Sie »betreiben Lobbyarbeit beim Kongress, damit unliebsame Vorschriften entfernt werden; sie üben Druck auf Bundesbehörden aus, damit solche Vorschriften nicht durchgesetzt werden; und wenn ihnen eine Entscheidung nicht passt, ziehen sie vor Gericht. Wie die Zigarettenindustrie kooptiert die Lebensmittelindustrie Ernäh rungsexperten, indem sie Organisationen und Forschungs institute fördert, und sie erhöhen die Verkäufe, indem sie ihr Marketing direkt an Kinder richten.« Dazu, dass die US – Regie rung den Konsum von Milchprodukten empfiehlt, um gegen Osteoporose vorzubeugen, bemerkt Nestle, dass in den Teilen der Welt, in denen keine Milch auf dem täglichen Speiseplan steht, oftmals weniger Fälle von Osteoporose und Knochenbrüchen vorkommen als in Amerika. Die höchsten Osteoporoseraten haben die Länder, in denen die meisten Milchprodukte verzehrt werden.
    Als alarmierendes Beispiel für den Einfluss der Lebensmittelindustrie führt Nestle an, dass die inoffizielle Politik des Agrarministeriums im Moment dahin gehe, nie zu sagen, dass wir von irgendetwas »weniger essen« sollen, egal, wie gesundheitsschädlich es möglicherweise ist. Anstatt also zu sagen: »esst weniger Fleisch« (was hilfreich sein könnte), sagen sie: »Fett sollte weniger als 30 Prozent der gesamten Kalorienzufuhr ausmachen« (womit niemand etwas anfangen kann). Die Institution, die wir damit beauftragt haben, es uns zu sagen, wenn Lebensmittel gefährlich sind, betreibt die Politik, es uns nicht (direkt) zu sagen, wenn Lebensmittel (vorallem, wenn es sich um Tierprodukte handelt) gefährlich sind.
    Die Lebensmittelindustrie bestimmt unsere Ernährungspolitik von der Entscheidung, welche Lebensmittel im Supermarkt in der »Health Food«-Ecke stehen, bis hin zum Schulessen unserer Kinder. Im National School Lunch Program zum Beispiel wird mehr als eine halbe Milliarde Dollar Steuergelder an die Milch-, Rinder-, Ei-und Geflügelindustrie gezahlt, um den Kindern Tierprodukte zu essen zu geben, obwohl ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse uns nahelegen, weniger davon zu essen. Gleichzeitig werden bescheidene 161 Millionen Dollar für Obst und Gemüse ausgegeben, obwohl selbst das Agrarministerium gesteht, dass wir davon mehr essen sollten. Wäre es nicht sinnvoller (und moralisch besser

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