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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Elektroschocktreiber ins Maul gerammt. Nach Angaben der Post »unterzeichneten über 20 Mitarbeiter eine eidesstattliche Erklärung des Inhalts, dass die auf dem Videoband gezeigten Verstöße gang und gäbe seien und dass ihre Vorgesetzten davon wüssten«. In einer dieser Erklärungen heißt es: »Ich habe Tausende und Abertausende Rinder lebendig in die Zerlegung gehen sehen … Manchmal hängen sie schon sieben Minuten am Förderband und leben immer noch. Ich habe mal am Enthäuter gestanden, und selbst da waren sie noch am Leben. Da wird die ganze Haut vom Hals abwärts abgezogen.« Wenn den Beschwerden von einfachen Arbeitern überhaupt jemand zuhört, werden sie daraufhin oft gefeuert.
    Wenn ich nach Hause kam, hatte ich schlechte Laune … bin direkt nach unten gegangen und habe mich schlafen gelegt. Die Kinder angeschrien und so. Einmal bin ich richtig ausgerastet – [meine Frau] weiß das auch. Da kam eine dreijährige Färse den Schlacht gang entlang, die bekam gerade ein Kalb, direkt dort, es hing halb heraus. Ich wusste, sie würde sterben, also zog ich das Kalb heraus. O Mann, ist mein Chef an die Decke gegangen … Diese Kälber werden »slunks« (»Glitscher«) genannt; ihr Blut wird in der Krebsforschung verwendet. Er wollte das Kalb haben. Normalerweise läuft es so: Wenn die Innereien der Kuh auf den Untersuchungstisch fallen, gehen Arbeiter hin, reißen die Gebärmutter auf und holen das Kalb raus. Ist ganz normal, so eine Kuh vor sich hängen zu haben und das Kalb drinnen treten zu sehen, weil es rauswill … Mein Chef wollte dieses Kalb haben, aber ich habe es zurück ins Gatter geschickt … [ich beschwerte mich] bei den Vorarbeitern, den Inspektoren, dem Leiter der Schlachtabteilung. Sogar dem Leiter der ganzen Rindfleischverarbeitung. Eines Tages haben wir uns in der Kantine lange über den ganzen Mist unterhalten, der so läuft. Manchmal hämmere ich vor Wut gegen die Wand, weil einfach niemand was dagegen unternimmt … Ich habe noch nie einen Tierarzt vom USDA in der Nähe der Schussbox gesehen. Da will niemand hin. Wissen Sie, ich war bei den Marines. Das ganze Blut und so macht mir nichts aus. Aber die unmenschliche Behandlung. Es passiert einfach zu viel.
    Innerhalb von höchstens zwölf Sekunden ist das geschossene Rind – bewusstlos, halb betäubt, gar nicht betäubt oder tot – beim »Anhänger«, der ihm eine Kette um einen Hinterlauf schlingt und das Tier an der Schlachtbahn aufhängt. Vom Anhänger wird das Rind, nun an einem Bein baumelnd, automatisch zum »Stecher« weiterbewegt, der die Karotisarterien und die Jugularvene am Hals durchtrennt. Wieder wird das Tier automatisch weitergefahren, wobei es entblutet, das heißt, dass Blut mehrere Minuten lang aus dem Körper rinnt.
    Ein Rind hat ungefähr 20 Liter Blut im Körper, das dauert alsoseine Zeit. Das Unterbrechen der Blutzufuhr zum Kopf führt natürlich zum Tod, jedoch nicht sofort (weshalb die Tiere auch bewusstlos sein sollten). Ist das Rind noch halb bei Bewusstsein oder der Schnitt nicht korrekt ausgeführt, kann das das Entbluten behindern und das bewusste Leiden in die Länge ziehen. »Sie machen die Augen auf und zu, recken den Hals von links nach rechts, blicken total panisch um sich«, erklärte ein Schlachtbahnarbeiter.
    Jetzt sollte das Rind nur noch ein »Schlachtkörper« sein, der zum »Kopfschlachter« weitertransportiert wird, der die Haut vom Kopf des Tieres abzieht. Nur ein geringer Prozentsatz der Tiere ist hier noch am Leben, aber es kommt vor. In manchen Betrieben ist das sogar ein regelmäßig auftretendes Problem, sodass es inoffizielle Vorschriften gibt, wie mit diesen Tieren umzugehen ist. Ein anderer Arbeiter, der solche Praktiken kennt, dazu: »Oft merkt der Kopfschlachter, wenn er die Kopfseite aufschneidet, dass das Tier noch am Leben und bei Bewusstsein ist, es tritt dann wie wild aus. Wenn das passiert oder wenn das Rind schon austritt, während es zu ihrem Arbeitsplatz transportiert wird, dann rammen die Arbeiter ihm ein Messer in den Hinterkopf, um das Rückenmark zu durchtrennen.«
    Diese Maßnahme macht das Tier zwar unbeweglich, aber nicht gefühllos. Ich kann nicht sagen, bei wie vielen Rindern das so ist, Untersuchungen dazu sind nicht gestattet. Wir wissen nur, dass es eine unvermeidliche Nebenwirkung unseres derzeitigen Schlachtsystems ist, die weiterhin eintreten wird.
    Nach dem Enthäuten kommt der Schlachtkörper (oder die Kuh) zu den »Fußschneidern«, die – genau – die

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