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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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Erklärung, wieso ich heute Veganer bin, ausreichend. Und wieso ich dabei helfe, Schlachthöfe zu bauen. Das ist weder ein Paradox noch Ironie. Der gleiche Impuls, der mich persönlich auf Fleisch, Milch produkte und Eier verzichten lässt, hat mich auch dazu gebracht, einen Schlachthof zu schaffen, der Frank gehört und der als Vorbild für andere dienen kann. Wenn man sie nicht besiegen kann, soll man sich ihnen anschließen? Nein. Es geht vor allem darum, klar zu definieren, wer sie sind.

7.
Meine Wahl
    NACHDEM ICH NUN FAST drei Jahre lang viel über Viehzucht gelernt habe, ist meine Haltung in zweierlei Hinsicht entschlossener geworden. Ich bin überzeugter Vegetarier geworden, während ich vorher unentschlossen zwischen verschiedenen Ernährungsprinzipien schwankte. Inzwischen kann ich mir kaum noch vorstellen, das zu ändern. Ich möchte einfach ganz und gar nichts mit industrieller Tierhaltung zu tun haben, und das kann ich realistischerweise nur so erreichen.
    Doch andererseits hat mich die Vision nachhaltiger Landwirtschaft, die Tieren ein gutes Leben (so gut wie für unsere Hunde und Katzen) und einen leichten Tod bietet (so leicht, wie wir ihn unseren leidenden, todkranken Haustieren gönnen), stark berührt. Paul, Bill, Nicolette und vor allem Frank sind nicht bloß gute Menschen, sondern außergewöhnliche Menschen. Ihren Rat sollte ein Präsident suchen, wenn er einen Landwirtschaftsminister ernennen will. Ich wünsche mir, dass unsere gewählten Vertreter Farmen wie ihre bauen, dass unser Wirtschaftssystem sie unterstützt.
    Die Fleischindustrie versucht, alle Menschen, die eine solche zweigleisige Position vertreten, als vegetarische Fundamentalisten anzuschwärzen, die bloß ihre radikale Agenda tarnen wollen. Aber Rancher können Vegetarier sein, Veganer können Schlachthäuser bauen, und ich kann als Vegetarier die beste Art der Tierhaltung unterstützen.
    Ich bin persönlich überzeugt, dass Franks Geflügelfarm anständig geführt wird, aber wie sicher kann ich mir über den Alltagsbetrieb anderer Höfe sein, die seinem Vorbild nacheifern? Wie sicher sollte ich sein können? Ist die Strategie des wählerischen Allesessers »naiver« als die des Vegetariers?
    Wie leicht ist es, sich zu seiner Verantwortung für die Lebewesen zu bekennen, die fast gänzlich von einem abhängen, und sie gleichzeitig nur aufzuziehen, um sie zu töten? Marlene Halverston fasst die eigenartige Situation des Viehzüchters in beredte Worte:
    Das ethische Verhältnis eines Farmers zu seinen Nutz tieren ist einzigartig. Er muss ein Lebewesen groß ziehen, dessen Schicksal es dazu bestimmt, entwe der zur Fleischgewinnung oder nach lebenslanger Nahrungsproduktion getötet zu werden, ohne sich ei nerseits emotional zu eng an sie zu binden und ohne andererseits das Bedürfnis des Lebewesens nach einem anständigen Leben auf zynische Weise zu ignorieren. Dem Farmer muss es irgendwie gelingen, ein Nutztier in kommerzieller Absicht aufzuziehen, ohne es bloß als Ware zu betrachten.
    Ist es vernünftig, Derartiges von Farmern zu verlangen? Wenn man den wirtschaftlichen Druck unseres Industriezeitalters bedenkt, ist Fleisch nicht notwendigerweise eine Absage an, ein Verhindern von, wenn nicht gar ein unumwundenes Verleugnen von Mitgefühl? Die gegenwärtige Agrarindustrie bietet genug Grund zur Skepsis, doch niemand weiß, wie die Farmen von morgen aussehen werden.
    Eins wissen wir aber: Wer heute Fleisch isst, hat normalerweise die Wahl zwischen Tieren, die mit mehr (Hühner, Puten, Fische, Schweine) oder weniger (Rinder) Grausamkeit gehalten werden. Warum meinen so viele von uns, sich zwischen diesen Möglichkeiten entscheiden zu müssen? Was braucht es, damit solche utilitaristischen Berechnungen des geringsten Schreckens abwegig erscheinen? In welchem Augenblick weichen die absurden Alternativen, vor denen wir heute stehen, der Einfachheit einer klar gezogenen Grenzlinie: Das ist nicht akzeptabel?
    Wie zerstörerisch muss eine kulinarische Vorliebe werden, bis wir beschließen, etwas anderes zu essen? Wenn es als Ent scheidungshilfe nicht ausreicht, dass man zum Leid von Milliarden Tieren beiträgt, die ein elendes Leben führen und (sehr oft) eines grauenhaften Todes sterben, was ist dann nötig? Wenn es nicht ausreicht, den größten Beitrag zur ernsthaftesten Bedrohung des Lebens auf unserem Planeten zu leisten, was dann? Und wenn man versucht ist, diese Gewissensfragen aufzuschie ben, jetzt noch nicht zu sagen, wann

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