Tiere essen
2005 veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Quelle für die Pandemie 1918 die Geflügelpest war – Vogelgrippe. Eine große wissenschaftliche Frage war beantwortet.
Andere Forschungen kommen zu dem Ergebnis, dass das Virus von 1918 in Schweinen mutiert sein könnte (die in besonderer Weise für Viren von Vögeln und Menschen anfällig sind) oder womöglich sogar eine Zeit lang in menschlichen Populationen, bis es seine tödlichen Eigenschaften voll ausgebildet hatte. Ganz sicher kann man es nicht wissen. Sicher wissen wir nur, dass es einen wissenschaftlichen Konsens gibt, dass neue Viren, die zwischen Nutztieren und Menschen ausgetauscht werden, in naher Zukunft weltweit eine große gesundheitliche Bedrohung darstellen werden. Das bezieht sich nicht nur auf die Vogelgrippe oder die Schweinegrippe oder welche auch immer als Nächstes kommt, sondern auf die gesamte Klasse der »zoonotischen« (von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragbaren) Erreger – vor allem Viren, die zwischen Menschen, Hühnern, Puten und Schweinen ausgetauscht werden.
Wir können auch sichers ein, dass wir, wenn wir über Grippepandemien sprechen, nicht vergessen dürfen, dass die zerstörerischste Krankheit, die die Welt je erlebt hat, und eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen unserer Zeit sehr eng mit der Gesundheit der Nutztiere in aller Welt zusammenhängt, vor allem mit der von Vögeln.
Alle Grippearten
EINE WEITERE WICHTIGE FIGUR in der Geschichte der Grippeforschung ist der Virologe Robert Webster, der nachwies, dass alle menschlichen Grippearten von Vögeln stammen. Er nannte das die »Barnyard Theory« (»Bauernhof-Theorie«), weil er davon ausging, dass»die Viren in menschlichen Pandemien einige Gene aus den Grippeviren domestizierter Vögel beziehen«.
Einige Jahre nach der Pandemie der »Hongkong-Grippe« von 1968 (deren Nachfolger immer noch jährlich 20 000 Amerikaner das Leben kostet) identifizierte Webster das Virus. Wie er angenommen hatte, war es ein Hybrid aus verschiedenen Bestandteilen eines Vogelvirus, das in einer Ente in Mitteleuropa gefunden wurde. Inzwischen weiß man, dass es keine Ausnahme war, dass die Pandemie von 1968 ihren Ursprung in Vögeln hatte: Wissenschaftler sagen heute, dass die Quelle aller Grippeviren in migrierenden Wasservögeln zu suchen ist, wie Enten und Gänsen, die seit hundert Millionen Jahren auf der Erde leben. Die Grippe hat also mit unserer Beziehung zu Vögeln zu tun.
Ein paar wissenschaftliche Grundlagen sind hier erforderlich: Wilde Enten, Gänse, Seeschwalben und Möwen, die ursprüngliche Quelle der Viren, tragen das gesamte Spektrum der Grippeviren in sich, von H1 bis zum kürzlich entdeckten H16, außerdem N1 bis N9. Auch domestizierte Vögel können Träger einer ganzen Reihe dieser Erreger sein. Weder wilde noch domestizierte Vögel werden von diesen Viren notwendigerweise krank. Oft transportieren sie sie einfach, manchmal rund um den Erdball, und geben sie dann mit ihren Fäkalien in Seen, Flüsse, Teiche und dank der industriellen Tierverarbeitung ziemlich häufig direkt in das, was wir essen.
Jede Säugetierart ist nur für einige der von Vögeln übertragenen Viren anfällig. Menschen zum Beispiel sind typischerweise nur für H1, H2 und H3 anfällig, Schweine für H1 und H3, Pferde für H3 und H7. Das H steht für Hämagglutinin, ein Protein, das auf der Oberfläche von Grippeviren gefunden wurde und nach seiner Fähigkeit zu »agglutinieren« benannt ist – das heißt, rote Blutkörperchen zu verklumpen. Hämagglutinin dient als eine Art molekulare Brücke, die es dem Virus ermöglicht, in die Zellen des Opfers einzudringen wie feindliche Truppen über eine provisorische Brücke. Das Hämagglutinin kann seine tödliche Wirkung aufgrund seiner Fähigkeit entfalten, sich an bestimmte molekulare Strukturen zu binden, die sogenannten Rezeptoren, die sich auf der Oberfläche menschlicher und tierischer Zellen befinden. H1, H2 und H3 – die drei Arten Hämagglutinin, die Menschen normalerweise angreifen – sind Spezialisten dafür, sich in unseren Atemwegen festzusetzen, daher beginnt die menschliche Grippe so oft dort.
Die Schwierigkeiten beginnen dann, wenn ein Virus in einer Spezies nervös wird und anfängt, sich mit anderen Viren in anderen Spezies zu verbinden, wie es beim H1N1 geschehen ist (in dem Vogel-, Schweine-und Menschenviren vereinigt sind). Im Falle des H5N1, eines für den Menschen höchst ansteckenden neuen Virus, besteht die
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