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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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vernichtet zu haben, um derlei Aktivitäten zu vertuschen. Ein Verstoß mag Zufall sein. Vielleicht auch noch zehn. 7000 Verstöße sind Firmenpolitik. Smithfield musste 12,6 Millionen Dollar Strafe zahlen, was sich zunächst nach einem Sieg im Kampf gegen Massentierhaltung anhört. Damals waren die 12,6 Millionen die höchste Strafe, die in den Vereinigten Strafen jemals wegen Umweltverschmutzung verhängt worden war, doch im Vergleich zum Profit des Unternehmens ist das eine lä cherliche Summe: So viel wird vom Konzern alle neun Stunden umgesetzt. Smithfields ehemaliger Vorstandsvorsitzender Joseph Luter III . erhielt 1997 12,6 Millionen Dollar in Aktienanteilen.
    Wie hat die essende Öffentlichkeit darauf reagiert? Im Allgemeinen schlagen wir ein bisschen Krach, wenn die Umweltverschmutzung biblische Ausmaße erreicht, worauf Smithfield (oder sonst ein Unternehmen) mit »hoppla« und »sorry« reagiert, wir akzeptieren die Entschuldigung und essen weiter unser Tierfabrikfleisch. Smithfield überlebte die Bestrafung nicht nur, sondern blühte danach erst richtig auf. Als der Konzern den Pagan River vergiftete, war er der siebtgrößte Schweinefleischproduzent der USA; zwei Jahre später war er der größte, und er baut seine überlegene Marktstellung immer noch aus. Heute schlachtet Smithfield jedes vierte Schwein, das landesweit in den Verkauf kommt. Unsere derzeitigen Essensgewohnheiten – die Dollars, die wir Unternehmen wie Smithfield täglich in den Rachen werfen – honorieren die schlimmsten vorstellbaren Methoden.
    Vorsichtigen Schätzungen der Umweltbehörde zufolge haben die Exkremente von Hühnern, Schweinen und Rindern bereits Flüsse auf einer Länge von 56 000 Kilometern in 22 Bundesstaaten verpestet (nur zum Vergleich: der Erdumfang beträgt ungefähr40 000 Kilometer). In nur drei Jahren gab es 200 Fälle von Fischsterben – das heißt, die gesamte Fischpopulation eines bestimmten Flussabschnitts wird auf einmal getötet –, die alle dadurch verursacht wurden, dass Massentierhaltungsbetriebe nicht in der Lage waren, ihre Fäkalien von Flüssen fernzuhalten. Allein bei diesen bekannt gewordenen und dokumentierten Vorfällen wurden 13 Millionen Fische buchstäblich mit Scheiße vergiftet – würde man sie Kopf an Schwanzflosse aneinanderlegen, würde das eine Linie ergeben, die von Seattle an der westlichen Küste entlang bis zur mexikanischen Grenze reicht.
    Die Menschen, die in der Nähe solcher Betriebe wohnen, sind nur selten wohlhabend, und die Fleischindustrie interessiert sich nicht sonderlich für sie. Der Fäkaliennebel, den sie einatmen müssen, bringt Menschen normalerweise nicht um, aber Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Hustenreiz, eine laufende Nase, Durchfall und sogar Nervenkrankheiten wie überhöhte Anspannung, Depressionen, Wutattacken und chronische Müdigkeit sind normal. Ein Prüfungsbericht des Senats von Kalifornien stellt fest: »Forschungen haben gezeigt, dass die [Gülle-] Lagunen giftige aerogene Chemikalien ausdünsten, die bei Menschen Entzündungen, Immunreaktionen, Reizungen und neurochemische Schäden hervorrufen können.«
    Es gibt sogar gute Gründe, von einer Verbindung zwischen dem Leben in der Nähe eines Schweinemastbetriebs und Infek tionen mit MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus au reus) auszugehen. MRSA kann »zu Hautschwellungen führen, die groß wie Untertassen und feuerrot werden, brennen und bei Berührung furchtbare Schmerzen hervorrufen«. Im Jahr 2005 starben in Amerika mehr Menschen (18 000) an einer MRSA – Infektion als an AIDS . Kolumnist Nicholas Kristof von der New York Times, der selbst auf einer Farm aufgewachsen ist, hat be richtet, dass ein Arzt in Indiana kurz vor der Veröffentlichung einer Studie, in welcher der Verdacht auf eine solche Verbindung geäußert wird, plötzlich starb – womöglich an Komplika tionen infolge einer MRSA – Infektion. Die Verbindung zwischen der Verbreitung des resistenten Bakteriums und Schweinemast fabriken ist längst nicht bewiesen, aber, wie Kristof betont: »Die wichtigere Frage ist, ob wir als gesamte Nation ein landwirtschaftliches Modell gewählt haben, das uns zwar billigen Schinken liefert, aber dabei auch unser aller Gesundheit aufs Spiel setzt. Die Antwort darauf steht noch nicht zweifelsfrei fest, doch es mehren sich die Hinweise, dass sie Ja lauten muss.«
    Die Gesundheitsprobleme, mit denen die Nachbarn der Tierfabriken heftig zu kämpfen haben, verbreiten sich unmerklich, aber stetig

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