Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Aber vielleicht hast du ja eines Tages …”, sie holte zitternd tief Luft, “… vielleicht hast du irgendwann … Fragen.” Sie streckte ihm mit einer ruckartigen Bewegung das Tagebuch hin. “Dobrina möchte, dass ich dir das gebe. Es ist … mein Tagebuch. Ich habe es in dem Jahr … in dem Jahr, als alles passierte, geführt. In dem Jahr, bevor du geboren wurdest. Ich dachte … sie dachte, dass du es vielleicht lesen willst.”
Cutter fuhr bebend vor Zorn zu ihr herum. “Was muss ich eigentlich noch sagen, damit du mich verstehst? Ich bin nicht interessiert an dem, was du glaubst, mir erzählen zu müssen. Wenn Pop und Dobie dich wieder in ihrem Leben haben wollen, ist das ihre Angelegenheit. Ich will dich jedenfalls nicht in meinem, okay? Kann ich mich noch klarer ausdrücken? Und das Buch kannst du wieder mitnehmen, es interessiert mich nicht.” Die junge Stimme brach. Er rang nach Atem und stand, sich verzweifelt an seinen Stolz klammernd, auf. “Und jetzt wäre ich dir dankbar, wenn du mich allein lassen würdest.”
Als er das hörte, hatte Troy das seltsame Gefühl, als ob ein eisiger Wind an ihm zerrte, der seinen Körper erstarren ließ und jeden Gedanken erstickte. Er hätte nicht sagen können, wie lange es dauerte, ehe Charly sich wortlos umdrehte und mit eckigen Bewegungen wie eine Aufziehpuppe auf ihn zuzulaufen begann. Er hörte nichts außer dem Rauschen in seinen Ohren, als er sie mit einer Hand an ihrem Ellbogen zu seinem Jeep führte. Er pfiff nach Bubba und öffnete dem Hund die Tür, damit dieser in den Wagen springen konnte, wobei er keinen Gedanken an die Nässe und den Dreck verschwendete, die Bubba mit ins Auto brachte.
Troy half Charly auf den Beifahrersitz, als ob sie alt oder behindert wäre. Er warf ihre Tür zu, ging dann um den Wagen herum, stieg ebenfalls ein und startete den Motor. Dann fuhr er langsam rückwärts von der Lichtung. Und während all der Zeit sagte sie kein Wort, gab sie keinen Laut von sich.
Er wartete, bis er auf dem Highway war, dann räusperte er sich und sagte: “Tja, das hätten wir uns vielleicht vorher denken können. Es ist noch schrecklich früh. Er wird es sich überlegen.”
Sie schüttelte den Kopf. “Nein”, sagte sie leise. “Das wird er nicht. Du hast sein Gesicht gesehen.” Troy wollte ihr eben widersprechen, als sie plötzlich hart auflachte. “Er hat zu viel von mir in sich. Gott, ich habe zwanzig Jahre gebraucht, um meinem Vater zu vergeben. Und von ihm erwarte ich, dass er es in zwei Tagen tut?”
Sie schaute auf das Buch in ihren Händen, schüttete langsam den Kopf und sagte mit leiser, müder Stimme: “Schau, ich habe es versucht, okay? Es hat keinen Sinn, dass ich mir den Kopf an der Wand einrenne. Damit tue ich nur mir selbst weh. Das brauche ich nicht.
Das brauche ich nicht
.” Die letzten Worte hatte sie herausgeschrien, aber sie fing sich wieder und flüsterte: “Zumindest … weiß ich es jetzt. Ich weiß, dass es ihm gut geht. Und dass er Menschen hat, die ihn lieben. Das ist alles, was ich will …”
“Gut”, sagte Troy und versuchte die Enge in seiner Brust mit einem tiefen Atemzug zu sprengen, “aber vielleicht solltest du das Tagebuch bei Dobrina lassen. Wenn irgendjemand diesen Jungen umdrehen kann, dann … Hey, was machst du denn?”
Charly rollte ihr Fenster herunter. Und bevor er dazu kam, überhaupt nur daran zu denken, sie an dem, was sie tun wollte, zu hindern, hatte sie es getan. Sie hatte ihr Tagebuch aus dem Fenster geworfen.
Troy schnappte nach Luft, während er beobachtete, wie das kleine grüne Buch durch die Luft segelte, eine Böschung hinunter, wo es irgendwo im Gestrüpp liegenblieb.
“
Was soll das denn?”
, brüllte er, während er mehrmals kurz hintereinander auf die Bremse tippte und sich wild nach einer Möglichkeit, rechts ranzufahren, umschaute.
“Ich will … einfach nur weg von hier”, stieß sie hervor, wobei sie sich mit den Händen auf dem Bauch vor- und zurückwiegte, als ob sie starke Bauchschmerzen hätte. “Einfach nur weg aus dieser Stadt.
Gott
…” Sie lehnte sich plötzlich zurück, strich sich mit einer Geste, die ihm mittlerweile schon vertraut geworden war, das Haar aus dem Gesicht. “Ich kann es gar nicht erwarten”, sagte sie mit heiserer Stimme, “nach L.A. zurückzukommen. Zurück in die
Zivilisation
.”
“Lady”, grollte Troy, “du hast wirklich eigenartige Vorstellungen von der Zivilisation.” Er war sich nicht sicher, worauf er wütend
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