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Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)

Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)

Titel: Tiffany Duo Band 0119 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Ferrarella , Sharon Mignerey , Kathleen Creighton
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war, darauf, dass sie ihr Tagebuch weggeworfen hatte oder auf die Menschen, die ihr so zugesetzt hatten. Vielleicht war es auch eine Mischung aus allem, womit er sich in den letzten zwei Tagen hatte herumschlagen müssen. Wie auch immer, jetzt war es so weit. Er hatte das Ende der Fahnenstange erreicht.
    Und Charly wusste es. Sie verspürte die plötzliche Kälte der Angst – nicht vor Troy, sie wusste, dass er ihr selbst in einer Million Jahren nichts antun würde –, sondern davor, etwas zu verlieren, von dem sie vor einem Moment noch nicht einmal gewusst hatte, dass sie es besaß.
    “Schön, vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt”, sagte sie und schaute ihn verunsichert an. “Ich meinte ja nur … du weißt schon, einen Ort, wo es ein bisschen kultivierter zugeht. Diese Seifenopern hier gehen mir wirklich auf die Nerven.”
    “Kultiviert.” Er sagte es, dann schnaubte er verächtlich. “Weißt du, was Mirabella über dich gesagt hat? ‘Charly ist so selbstbewusst, so weltgewandt und klug. So kultiviert’, als wäre das ein Kompliment. Schön, Lady, gestatte mir die Frage, aber was heißt das eigentlich? Kannst du mir das verraten?” Er warf ihr einen Blick zu, aber sie erwiderte nichts, und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu, während sie kalt und in sich gekehrt dasaß und einen Muskel beobachtete, der an seinem Kiefer zuckte.
    Nach einer Weile fuhr er fort, mit Bedacht, wie ein Mensch, der es nicht gewöhnt ist, große Reden zu halten. “Nach allem, was ich weiß, werden Menschen, die in Kleinstädten leben, vor allem in Kleinstädten im Süden, im Allgemeinen als
unkultiviert
betrachtet. Und Leute, die in Großstädten leben, sind
kultiviert
. So, und was ist das? Na los, sag es mir. Liegt es an der Art, sich zu kleiden? Zu wissen, was für einen Wein man zu welchem Essen bestellt? Zu wissen, wer und was gerade ‘in’ ist und was nicht? Heißt das, dass Leute in der Großstadt mehr wissen als die, die in Kleinstädten leben?”
    Er lachte rau auf. “Ich sage dir was, Lady, wenn man in einer Kleinstadt lebt, lernt man mehr über die menschliche Natur und die kleinen schmutzigen Geheimnisse, die die Menschen mit sich herumtragen, mehr über Gut und Böse als sonst jemand. Das müsstest du eigentlich wissen.”
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber sie überlegte es sich anders, als sie sah, dass er nur nachdachte, wie er fortfahren sollte. Sie schluckte stattdessen, und es klang laut in der Stille.
    “Vielleicht”, fuhr er nach einem Moment fort, “bedeutet kultiviert ja, nicht allzu viel zu wissen und sich um nichts zu scheren. Wie ist es, wenn du in L.A. eine Sirene hörst, sag es mir. Was denkst du dir dabei? Nimmst du es überhaupt zur Kenntnis? Nimmt es
irgendjemand
zur Kenntnis? Wenn in einer Kleinstadt die Sirene geht, fällt es allen auf, darauf kannst du Gift nehmen. Die Leute lassen alles stehen und liegen und lauschen, weil sie herauszufinden versuchen, um was für eine Sirene es sich handelt und was passiert sein mag. Und wenn das Auto durch ihre Straße kommt, rennen sie auf ihre Veranda und in den Vorgarten, um es zu sehen, und ihre Herzen klopfen, weil sie sich überlegen, welchem ihrer Nachbarn wohl etwas zugestoßen sein könnte. Und wenn das Auto weg ist, hängen sie sich ans Telefon und rufen ihren Nachbarn an, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung ist. ‘Was ist los?’ ‘Ist bei Ihnen alles okay?’ ‘Kann ich helfen?’ Und wenn irgendwem etwas passiert ist, den sie ein bisschen näher kennen, gehen sie am nächsten Tag mit einer Kasserolle unterm Arm hin. Und am Sonntag betet man für diese Leute, darauf kannst du wetten.
    Machen sie manchmal Fehler? Fällen Sie vorschnelle Urteile? Klatschen sie? Sind sie manchmal gemein und ungerecht? Auch darauf kannst du wetten. Aber sie nehmen Anteil an dem Leben ihrer Mitmenschen. Vielleicht ist das nicht sehr kultiviert, aber weißt du was? Das juckt mich nicht. Weil ich nämlich irgendwo leben will, wo die Leute Anteil nehmen. Geh du ruhig zurück zu deinen kultivierten Großstadtmenschen, Lady. Und lass es dir gesagt sein, diese Leute leben so, weil es ihnen zu anstrengend ist, am Schicksal ihrer Mitmenschen Anteil zu nehmen, und das ist die Wahrheit. Und nur damit sie sich besser fühlen, weniger einsam vielleicht, nennen sie sich selbst
kultiviert
.”
    Beim letzten Wort kam der Cherokee abrupt zum Halten. Charly schaute auf und sah überrascht, dass sie bereits am Motel

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