Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
entgegnete sie schroff. “Jedenfalls werde ich erst mal hierbleiben.”
Plötzlich merkte sie, dass er sie beobachtete.
“Was ist los?”, fragte sie nervös. “Stimmt irgendetwas nicht?”
Cameron schüttelte den Kopf. “Nein, es ist alles okay.”
Um seine Verlegenheit zu überspielen, lüftete er eins der Tücher, um zu sehen, was sich darunter verbarg. Es war ein großer Polstersessel. Ein kleines Tier hatte ein Loch in den Bezug gefressen. Im Geist konnte er Carolyn McKees schrille Stimme hören, die lautstark dagegen protestierte. Vor langer Zeit war dieses Haus einmal ein Prunkstück gewesen, es hatte einer Frau gehört, der Dinge wichtiger als Menschen gewesen waren. Er ließ das Tuch wieder los und schüttelte den Kopf.
“Ich weiß nicht genau, welche Firma deine Tante angestellt hat, um das Haus in Schuss zu halten, aber sie scheinen sich jedenfalls nicht viel Mühe zu geben. Das passiert natürlich immer, wenn die Eigentümer nicht da sind. Wenn du wirklich hierbleiben möchtest, würde ich jemand anderen engagieren.”
Er wischte ein Spinnennetz von einer Konsole und setzte hinzu: “Außerdem würde ich an deiner Stelle die Schlösser auswechseln.”
Serenas Blick wunderte durch die Empfangshalle und blieb an den Glastüren hängen. Plötzlich durchzuckte sie eine Erinnerung. Jemand stand hinter dem Glas und beobachtete sie. Aber das Bild verschwand ebenso schnell, wie es gekommen war.
“Warum sollte ich das tun?”, fragte sie abweisend.
“Nun, ich habe dir doch schon gesagt, dass ein paar Jugendliche öfters versucht haben, hier einzusteigen. Einige von ihnen scheinen genau zu wissen, wie man die Schlösser aufbricht. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, eine Alarmanlage einzubauen.”
Plötzlich fröstelte Serena, und wieder merkte sie, wie kalt und ungemütlich es hier war. Dennoch wollte sie von Camerons Vorschlag nichts hören.
“Ich glaube kaum, dass das nötig sein wird”, erwiderte sie abweisend. “Wir sind schließlich in Bedford.”
“Bedford hat sich verändert”, entgegnete er unbewegt.
Serena biss sich auf die Lippen. “Ich hatte gehofft, dass alles noch so wie früher wäre.”
Wie früher? Wie konnte das sein? Erneut spürte Cameron die Bitterkeit zurückkehren. Warum hatte Serena nicht auf seine Briefe geantwortet? Warum hatte sie sich in Schweigen gehüllt, bis er schließlich entmutigt aufgegeben hatte, sie kontaktieren zu wollen. Er hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mit ihr zusammen zu sein. Aber sie hatte es nicht einmal für nötig befunden, ihm eine Postkarte zu schicken!
Doch das alles war Schnee von gestern. Sie waren zwei Menschen, die sich früher einmal gekannt hatten – mehr nicht. Jetzt bestand seine Aufgabe nur noch darin, für ihre Sicherheit zu sorgen. Dafür wurde er schließlich bezahlt.
“Du kannst den Fortschritt nicht aufhalten”, entgegnete er knapp und fing an, die Schlösser in den Türen und die Fensterriegel zu überprüfen. Serena schloss sich ihm an und folgte ihm von einem Zimmer ins andere. Aber sie wahrte die Distanz zwischen ihnen, und sie fühlte sich in seiner Gegenwart ziemlich unbehaglich. Unmerklich beobachtete sie ihn. Sein blondes Haar war länger, als sie es in Erinnerung hatte, es fiel ihm fast auf den Kragen. Aber ansonsten schien er ziemlich unverändert zu sein, und noch immer hatte er diesen herben, männlichen Geruch an sich, der ihr schon damals immer so gut gefallen hatte.
Damals! Sie hatte sich bei ihm so sicher und beschützt gefühlt, als könnte ihr nie etwas passieren, solange sie nur mit ihm zusammen war. Aber es war etwas passiert, etwas, das ihre Welt für immer zerstört hatte.
“Wie ist es dir denn in den letzten Jahren ergangen?”, fragte sie schließlich, um das drückende Schweigen zu brechen.
Überrascht drehte Cameron, der gerade das letzte Fenster überprüft hatte, sich um.
Er erwiderte nichts, und sie spürte erneut, wie nervös sie war.
“Ich meine … wahrscheinlich bist du inzwischen verheiratet, stimmt’s?”, setzte sie schnell hinzu. “Und du hast … nun, ich würde sagen, mindestens drei Söhne.”
Das war keine angenehme Vorstellung. Serena war erstaunt über die Heftigkeit ihrer Gefühle. Was ging es sie schließlich an, was aus ihm geworden war? Aber der Gedanke, dass er mit einer anderen Frau glücklich verheiratet sein könnte, gefiel ihr gar nicht.
Cameron war einen Moment lang versucht, sie anzulügen und ihr zu sagen, dass er geheiratet und
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