Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
stirnrunzelnd. Serenas Erklärung für ihre plötzliche Rückkehr nach Bedford hatte ihn nicht überzeugt. Konnte es sein, dass sie einen ganz anderen Grund hatte? War der Tod ihrer Tante vielleicht nur ein Vorwand? Hing ihre Rückkehr etwa mit dem Verbrechen zusammen, das sich vor vielen Jahren hier ereignet hatte? War sie zurückgekehrt, um den Fall auf eigene Faust erneut aufzurollen?
Dieser Gedanke ernüchterte Cameron so sehr, dass er schlagartig wach wurde. Er rasierte sich schnell zu Ende und zog sich an. Nach einem hastigen Frühstück verließ er das Haus und stieg ins Auto. Er hatte noch etwas zu erledigen, bevor er ins Büro fuhr.
Serena war schon immer morgens gern früh aufgestanden. Sie liebte diese friedlichen Stunden, wenn der ganze Tag noch vor ihr lag.
Das war schon früher so gewesen. Als kleines Mädchen hatte sie gewusst, dass ihre Mutter ihr den Tag wahrscheinlich wieder mit ihrem Nörgeln und Schimpfen verderben würde. Aber wenigstens diese Stunden hatte sie ganz allein für sich.
Seufzend wanderte sie durch den verwilderten Garten. Das Unkraut stand dort mannshoch. Früher war dies ihr Lieblingsplatz gewesen. Die Blumen, ihre Farben und ihr Duft, hatten ihre Sinne beflügelt. Der Garten war ihr stets als ihr eigenes kleines Reich erschienen. Ihre Mutter wagte sich nie hier heraus, besonders nicht im Frühling. Die vielen Bienen und Insekten waren nicht nach ihrem Geschmack. Carolyn hasste Insekten, sie hasste alles, was sie nicht kontrollieren konnte. Serena hingegen hatte das fröhliche Gesumme überhaupt nicht gestört. In ihren Augen war der Garten genau der richtige Ort, um endlich ungestört ihren Gedanken nachhängen zu können.
Genau wie das Haus und all ihre Besitztümer war auch der Garten für Carolyn Tyler McKee immer nur etwas gewesen, was sie vorzeigen und womit sie den Neid der anderen erregen konnte. Sie liebte es, wenn andere sie beneideten. Das waren die Minuten, für die sie in Wahrheit lebte.
Aber jetzt waren alle Blumen verschwunden, vom Unkraut überwuchert, das sich ungestört ausdehnen konnte.
Doch plötzlich erblickte Serena inmitten des Gestrüpps eine einzige pinkfarbene Rose, die sich der Sonne entgegenstreckte. Sie kniete nieder und roch daran. Einem plötzlichen Impuls folgend, versuchte sie dann, das Unkraut aus der Erde zu ziehen, das der Rose das Licht nahm. Der Strunk war hartnäckiger, als sie gedacht hatte, doch schließlich hielt sie ihn triumphierend in den Händen. Jetzt konnte die kleine Rose ungehindert weiterwachsen.
In diesem Moment ertönte eine lautes Hupen. Serena zuckte zusammen. Sie sah hinüber zum Tor. Dort stand ein silberfarbener großer Sedan. Wer mochte das sein?
Im nächsten Moment stieg Cameron aus, und Serena seufzte erleichtert. Irgendwie überraschte sie sein Erscheinen nicht besonders. Sie hatte gewusst, dass er zurückkehren würde. Am liebsten wäre sie zurück ins Haus gegangen und hätte die Tür fest verschlossen. Aber stattdessen steckte sie die Hände in die Hosentaschen und ging zum Tor, um ihn zu begrüßen.
Es war ihm gelungen, sich in ihre Träume zu schleichen, und sie hatte kaum schlafen können. Als sie ihn jetzt betrachtete, kehrte ein Teil ihres Traums zurück. Sie waren zusammen im Garten gewesen, aber der Garten war nicht die überwucherte Wildnis von jetzt, sondern so gepflegt wie früher. Es war Nacht gewesen, und der betörende Duft der Blumen hatte die Luft erfüllt.
Seine Hände, die Hände, mit denen er ihren Körper erforschte, waren sanft und liebevoll gewesen, zuweilen fast schüchtern. Seine Zärtlichkeiten hatten Serena ungeahnte Empfindungen beschert, und sie hatte sich ihm rückhaltlos und voller Vertrauen geöffnet. Sie hatten sich stundenlang geliebt, Cameron war leidenschaftlich und liebevoll zugleich gewesen.
Ein himmlischer Traum, dennoch war sie schweißgebadet erwacht. Sie hatte sich gezwungen, aufzustehen und zu duschen, doch noch Stunden danach hatte die Erinnerung an den Traum sie verfolgt.
Als sie ihn jetzt ansah, erkannte Serena, dass auch Cameron nicht besonders gut geschlafen haben konnte. Er sah so aus, wie sie sich fühlte.
“Hast du etwas vergessen?”, fragte sie ihn.
Ohne ein Wort stieß er das Tor auf und ging auf sie zu. Dann nickte er.
“Ja, ich habe etwas vergessen”, erwiderte er grimmig. “Ich will die Wahrheit wissen, Serena.”
“Was meinst du damit?”
“Du bist nicht zurückgekehrt, um hier zu leben. Du hast dieses Haus immer gehasst. In deinen Augen
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