Tiffany Extra Band 03
Ben nickte verständnisvoll. „Warst du am College?“
„Ich habe ein Master’s Degree in Kriminalrecht“, erwiderte sie. „Nebenher habe ich das Kellnern gelernt.“
„Und dein Vater und dein Bruder sind Texas Ranger“, sagte Ben. „Was ist mit deiner Mom?“
„Dieser Teil der Geschichte ist wahr. Sie ist wirklich verschwunden, als ich sieben war. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist und was sie treibt. Ich kann nicht behaupten, dass es mich interessiert. Jarod und Dad sind meine Familie.“
„Seht ihr euch oft?“
„In letzter Zeit schon, besonders seit …“ Sie brach ab. Ben hatte die Narbe gesehen, berührt, geküsst. Aber sie hatten nicht darüber geredet.
„Seitdem auf dich geschossen wurde“, ergänzte er.
„Ja, es war …“
„Mein Dad hat mir einen Zeitungsausschnitt gezeigt. Ein Foto zeigt dich, wie du gerade in den Krankenwagen verfrachtet wirst.“
„Aha. Ich hatte diesen Kerl in Yuma aufgespürt. Ein echtes Monster, eine Zeit lang schien er nicht zu fassen zu sein. Sein letztes Opfer war ein fünfzehnjähriges Mädchen. Er hat es vergewaltigt und zum Sterben liegen gelassen. Er wurde verhaftet, entkam jedoch beim Transport, als der Fahrer einen Herzinfarkt erlitt. Ich hatte ihn in die Enge getrieben und Unterstützung angefordert. Aber ich wusste, das würde mindestens zwanzig Minuten dauern. Da habe ich versucht, ihn allein zu überwältigen. Nun ja, ich wurde angeschossen, der Kerl ist entwischt. Es war eine ziemliche Blamage alles in allem.“
„Aber man hat ihn dann doch noch erwischt?“
„Oh ja. Das FBI hat ihn ein paar Tage später verhaftet.“
„Für deine Familie muss das hart gewesen sein. Wie geht’s deinem Dad?“
„Er geht bald in Rente. Jarod ist befördert worden und arbeitet jetzt in der Verwaltung. Er hat geheiratet und will Kinder.“
Es war merkwürdig, ein solches Gespräch zu führen, nachdem sie schon so viele intime Momente gehabt hatten. Doch im Bett nahmen sie sich nie die Zeit für längere Konversation – was auch verständlich war.
„Klingt, als ob ihr es ganz gut hinbekommen hättet, obwohl deine Mom euch verlassen hat.“
„Am Anfang war es schon hart. Dad und Jarod wussten oft nicht, was sie mit einem Mädchen anfangen sollten, aber das Wichtigste haben sie mir beigebracht.“
„Nämlich?“
Sie grinste. „Schießen, Autofahren, Kartenlesen, das Überleben in der Wüste und wie man sich die Jungens vom Leib hält.“
Ben musste lachen. „Das sind auf jeden Fall die fünf wichtigsten Dinge, die ein Mädchen im Teenageralter können muss.“ Er kniff die Augen zusammen. „Du hast also nur so getan, als ob du eine Anfängerin im Schießen wärst?“
„Tja, es war nicht leicht, zumal ich wahrscheinlich besser schießen kann als du.“
„Wäre nicht schlecht, wenn wir das mal testen könnten.“
„Du solltest es mir einfach glauben.“
„Dass ich mich von den SEALs verabschiedet habe, hatte zum Teil damit zu tun, dass jemand von einer Kugel getroffen wurde.“
„Du bist anstelle von jemand anderem getroffen worden?“
„Nein. Andersherum.“
„Jemand aus deinem Team wurde getroffen, der dich beschützt hat?“, fragte Joanna. „Hast du dich deswegen dagegen gewehrt, dich von uns beschützen zu lassen?“
„Vielleicht. Der Gedanke, dass jemand sein Leben für mich riskiert, ist schwer zu ertragen.“
„Man kann sich damit verrückt machen, wenn man immer wieder darüber nachdenkt. Ich kann verstehen, dass du am liebsten alles allein regeln würdest. Aber wenn du dabei getötet wirst, hilft das niemandem. Die Bösen kommen ungestraft davon, und deine Familie trauert. Man kann nicht alles allein schaffen. Man kann nicht die ganze Welt retten und immer alles hundertprozentig richtig machen.“ Sie legte ihre Hand auf seine. „Nicht einmal große, starke Navy SEALs können das.“
„Ich weiß.“ Er hielt ihre Hand fest. „Oder U.S. Marshals“, fügte er hinzu und hob eine Braue.
Sie lächelte. „Kann sein.“
Joanna erwachte mitten in der Nacht. Ben hatte den Arm über ihre Brust gelegt. Sie war sofort hellwach und blickte zum Fenster. Jetzt hörte sie es wieder. Das Knacken eines Zweigs.
Ben schlief tief und fest. Vorsichtig löste sie sich aus seiner Umarmung, zog Jeans und T-Shirt an und ging barfuß, da sie ihre Schuhe nicht finden konnte, nach unten.
Ohne das Licht anzuschalten, trat sie ans Fenster. Da draußen bewegte sich jemand in der Dunkelheit. Lautlos ging Joanna zur Tür hinaus und schloss
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