Tiffany Extra Band 03
Stivers telefoniert. Alles schien in Ordnung zu sein. Als ob es nie irgendwelche Probleme gegeben hätte.
Ihrer Erfahrung nach waren aber das genau die Augenblicke, in denen die schlimmsten Dinge passierten.
Schließlich gab sie das Yoga-Training auf und ging die Treppe hinauf, um zu duschen. Sie sah Licht unter Bens Tür und klopfte leise an.
Als er öffnete, war er nackt bis auf seine Shorts. Haut und Haare waren noch feucht. Joanna musste erst einmal Luft holen.
„Ich gehe unter die Dusche. Verlass das Haus nicht“, kommandierte sie, strenger als beabsichtigt.
Er blickte an sich herab und wedelte mit dem Buch, das er in der Hand hielt. „Und ich geh schlafen.“
„Okay. Ich brauche nur fünfzehn Minuten, dann bin ich wieder unten.“
„Warum nimmst du nicht das Zimmer am Ende des Flurs, Jo, es ist …“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich behalte lieber das Erdgeschoss im Auge. Von dort aus ist man auch schneller draußen, um die Umgebung zu kontrollieren. Der Diwan reicht mir.“ Im selben Moment wollte sie sich auf die Zunge beißen. Ihre Blicke trafen sich, und sie wusste, sie dachten jetzt beide an das, was auf diesem Diwan passiert war.
„Also, ich bin dann unten, falls du mich brauchst.“ Sie drehte sich um.
„Oh ja, ich brauche dich. Ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll.“
Sie hielt inne, nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. Sie blickte über die Schulter. „Keine Sorge. Wir werden überhaupt nicht damit umgehen. Ich mache hier einfach nur meinen Job, alles klar?“
„Aber du könntest mich viel besser hier drin bewachen“, sagte Ben mit gesenkter Stimme.
Joanna verengte die Augenlider. „Flirtest du etwa mit mir?“
Er schaute sie einen unendlichen Moment lang schweigend an. Joanna begann zu zittern. Dass Ben sie immer noch begehrte, brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht.
Vielleicht hatte er es genau darauf abgesehen. War das ein neues Spiel, das er spielte? Um es ihr heimzuzahlen?
„Du kennst mich, Joanna.“ Er öffnete die Tür ein Stück weiter.
Einladung oder Herausforderung?
Seine goldbraunen Augen erinnerten sie an alles, was sie mochte. Wüstensand, Karamell, Whiskey … nach Stimmung und Licht schienen sie ihre Farbe zu verändern. Im Moment wirkten sie eher dunkel.
Vor Begierde.
Er lehnte sich provozierend an den Türrahmen.
„Warum tust du das?“, fragte sie irritiert.
„Ich habe heute mit meinem Dad geredet, und ich schätze, das hat mir die Augen geöffnet. Dass du mich belogen hast, hat mich wütend gemacht, aber ich verstehe, dass du nur deinen Job gemacht hast, und ich weiß, es ist ein verdammt ernster Job. Du hast Befehle zu befolgen. Ich verstehe das, und ich sehe nicht ein, weshalb uns das trennen sollte.“
Joannas Herz machte einen Sprung, doch sie blieb äußerlich kühl.
„Ich schon. Ich muss meine Arbeit machen, und das kann ich nicht, wenn ich … wenn wir … du weißt schon.“
Er lächelte. „Wenn wir was, Jo?“
„Zusammen schlafen“, sagte sie zögerlich.
„Geschlafen haben wir“, Ben grinste sie frech an, „kaum.“
„Ich gehe jetzt duschen.“
„Falls du es dir anders überlegst …“, hörte sie ihn noch sagen, dann schloss sie die Badezimmertür hinter sich und atmete tief durch. Sie wollte nicht, dass Ben merkte, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Aber wem versuchte sie da eigentlich etwas vorzumachen?
Sie drehte das kalte Wasser auf, bis ihre Zähne klapperten und ihr Kopf wieder ganz klar war. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie diesen Job durchhalten würde.
Es war einfacher, solange Ben wütend auf sie war, nicht mit ihr redete, Abstand zu ihr hielt. Aber wenn er seine Strategie änderte – und genau so kam ihr das vor –, dann wurde es für sie schwerer, ihm zu widerstehen.
Weil er ihr mehr bedeutete, als sie wollte. Weil sie ihn mehr begehrte, als sie wollte.
Es wäre sicher klüger, sich von diesem Einsatz ablösen zu lassen. Don sollte jemand anderen schicken, wie er es geplant hatte. Aber Joanna konnte das nicht. Sie konnte nicht zugeben, dass sie mit der Situation nicht zurechtkam. Sie musste die Sache zu Ende bringen.
„Ben!“
Sie keuchte überrascht auf, als er plötzlich zu ihr unter die Dusche trat und sie in die Arme nahm. Er küsste sie, bevor sie über Protest auch nur nachdenken konnte. Sie wusste, sie sollte ihn von sich wegschieben, doch wie sollte sie das schaffen, wenn er sie bereits küsste, als hinge sein Leben davon ab?
Und er beließ es nicht
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