Tiffany Hot & Sexy Band 26
herrschen hier andere Sitten als in Madrid, aber es wäre nett gewesen, vorher anzurufen“, sagte Alejandro eisig.
Wie immer reagierte sein Halbbruder mit cooler Gelassenheit auf seinen Zorn.
„War das ein Rock, der da gerade um die Ecke verschwunden ist, als wir reinkamen?“
„Wir?“
Michael trat einen Schritt zur Seite. Seine Kollegin, Special Agent Ruby Dawson, ging hinter ihm in der Galerie auf und ab.
Lucienne war nirgends zu sehen.
„Das war meine Assistentin“, erklärte Alejandro.
„Ah, die mysteriöse Lucienne Bonet.“
„Was soll das heißen, mysteriös?“
Michael zuckte mit den Schultern. „Du hast sie schon mehrmals erwähnt, aber ich habe sie noch nie richtig gesehen.“
Alejandro blickte noch einmal durch die Tür. Warum hatte es Lucienne so eilig gehabt, wenn sie seinem Bruder gar nicht den Weg zum Büro zeigen wollte? Außerdem war Michael quasi im Auktionshaus aufgewachsen und kannte sich aus.
„Sie hat viel zu tun“, gab er zurück. „Wir sind sehr beschäftigt.“
Michael grinste. „Tut mir leid, dass ich eure wichtige Arbeit unterbreche, aber es gibt eine Wende in dem Fall, an dem ich arbeite. Es kann sein, dass ich noch vor der Auktion die Stadt verlasse, und wenn ich wiederkomme, musst du zurück nach Madrid. Es wird also Zeit, dass wir beide etwas sehr Wichtiges erledigen.“
Alejandro straffte die Schultern. Ihm war plötzlich flau im Magen. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass sein eigener Bruder um die Welt jettete, um gefährliche Kriminelle einzufangen.
„Um was für einen Fall geht es?“
Michael lächelte geheimnisvoll. „Du weißt, dass ich darüber nicht reden kann. Und ich möchte auch gar nicht. Hier geht es um etwas viel Wichtigeres.“
Michael schloss die Tür. Doch anstatt sich hinzusetzen, ging er um den Schreibtisch herum und kniete nieder.
Alejandro musste lachen. „Willst du mir einen Antrag machen?“
Sein Bruder gab Alejandros Stuhl einen Stoß, sodass er gegen das Bücherregal hinter ihm prallte. Dann strich Michael mit der Hand über eine Einkerbung, die sich im Boden befand. Er drückte in die Vertiefung, woraufhin sich die Diele am anderen Ende anhob.
„Was ist das?“
Michael wurde ernst. Jetzt sah er seinem Vater plötzlich ziemlich ähnlich. Im Gegensatz zu Alejandro, der den dunklen Teint und die braunen Augen von Ramon geerbt hatte, ähnelte Michael mit den stahlblauen Augen und dem hellbraunen Haar auf den ersten Blick eher seiner Mutter.
Unter der Diele kam ein Safe zum Vorschein. Er war alt und staubig, doch der Deckel ließ sich fast geräuschlos öffnen, nachdem Michael die Kombination eingegeben hatte. Er holte eine verkratzte Holzschatulle und eine Dokumentenmappe aus Leder heraus. Der modrige Geruch sehr alter Gegenstände erfüllte den Raum.
Michael legte die Dokumente auf den Tisch und reichte Alejandro die Schatulle, der sie sofort einschätzte: achtzehntes Jahrhundert, eindeutig spanisches Muster, aber wahrscheinlich in der Neuen Welt hergestellt. Das war unschwer an der Art der Hölzer zu erkennen, die verwendet worden waren. Möglicherweise war sie für die Juwelen einer Adligen angefertigt worden.
Das Schloss war aus gehärtetem Stahl und mit achtzehn Karat vergoldet.
Alejandro schaute seinen Bruder fragend an. Er und Lucienne hatten das gesamte Gebäude sorgfältig durchsucht, aber den Safe nicht entdeckt.
„Ich frage dich noch einmal. Was ist das?“
„Mach es auf“, befahl Michael.
Alejandro beugte sich vor und schaltete die schwenkbare, elektrisch beleuchtete Lupe an der Seite des Schreibtischs ein. Als er die Schatulle öffnete, stellte er erstaunt fest, dass das Innere in schlechterem Zustand war als das Äußere.
Das Seidenfutter, das wohl mal leuchtend rot gewesen sein musste, war ausgebleicht, und der Ring, der auf dem Sockel in der Mitte steckte, hatte auch ganz offensichtlich schon bessere Zeiten gesehen. Die Opale, die den großen Stein in der Mitte umgaben, schimmerten zwar, aber das Gold war matt, und der große funkelnde Stein in der Mitte hatte einen deutlich sichtbaren Kratzer in der Form einer 2.
Oder war es ein Z?
„Das hier entspricht ja wohl kaum dem Standard unseres Vaters“, stellte er fest. Selbst er musste zugeben, dass Ramons Sammlung, trotz ihrer fragwürdigen Herkunft, hervorragend war.
„Es gehört auch nicht zum Auktionsbestand.“
Michael blickte über Alejandros Schulter. Beide betrachteten das Porträt an der Wand. Ramon trug darauf einen schwarzen Anzug
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