Tiffany Hot & Sexy Band 26
mit weißem Hemd. Die rote Krawatte und der funkelnde grüne Stein an seinem Fingerring bildeten die einzigen Farbakzente.
Diesen Ring hielt Alejandro jetzt in der Hand. „Er hat ihn nicht mit ins Grab genommen?“Sein Bruder schüttelte den Kopf. „Dieses Schmuckstück ist seit vier Jahrhunderten im Besitz der Familie. Es wird immer vom Vater an den ältesten Sohn weitergegeben. Jetzt bist du dran.“
Alejandro ließ die Schatulle fallen. Der Ring löste sich aus der Halterung. Jetzt konnte man sehen, dass er auf der Rückseite sehr dünn und mehrmals repariert worden war.
Der schlechte Zustand überraschte Alejandro nicht, schließlich war das Erbstück unglaublich alt und offenbar ständig getragen worden. Was ihn jedoch wirklich schockierte, war Michaels Forderung, er solle diesen Ring tragen.
„Ich kann doch nicht den Ring deines Vaters nehmen!“
„Er war auch dein Vater.“
„Nur genetisch.“
„Er wollte, dass du ihn bekommst.“
„Das ist absurd!“
Weshalb sollte Ramon dem Sohn, den er vor über dreißig Jahren verlassen hatte, ein Familienerbstück vermachen?
„Es ist die Wahrheit.“ Michael ging mit ernster Miene vor dem Schreibtisch auf und ab. „Er hat zu mir gesagt, dass du ihn bekommen sollst. Gleich, nachdem er mir zum ersten Mal von dir erzählt hat.“
Alejandro schüttelte den Kopf. Auch wenn es ihnen nicht leichtgefallen war, hatten er und Michael es bis jetzt vermieden, über Ramon zu reden. Er konnte seinem Bruder dessen glückliche Kindheit nicht verübeln, aber er legte keinen Wert darauf, alle Details darüber zu erfahren.
„Wir müssen das nicht diskutieren.“ Er schob Michael die Schatulle zu.
„Doch, müssen wir. Vor ein paar Jahren, als ich neu beim FBI war, gab es einen Fall, in den Dad verwickelt war. Es ging um Kunstraub. Der Dieb schnitt sich an einem Metallrahmen und hinterließ DNA-Spuren. Das Labor gab die Daten im Computer ein und fand … mich.“
Alex hob eine Braue. „Du hast ein Gemälde gestohlen?“
Sein Bruder verdrehte die Augen. „Natürlich nicht, aber als FBI-Agent hatte ich bei der Einstellung eine DNA-Probe abgeben müssen. Es war keine hundertprozentige Übereinstimmung, aber zumindest ein starkes Indiz dafür, dass ich mit dem Einbrecher irgendwie verwandt sein musste. Das führte uns zu Dad.“
Alejandro fühlte sich immer unbehaglicher. Er blickte sich um. Seine Mutter hatte seinen Vater immer wegen seines unmoralischen Verhaltens kritisiert, aber dass er seine Sammlung sogar mithilfe von Kunstraub aufgebaut haben sollte …
„Ich weiß nicht, was ich …“
„Aber auch er hatte das Gemälde nicht gestohlen“, beeilte Michael sich zu sagen.
„Wie kannst du da so sicher sein?“
„Er hat auch eine DNA-Probe abgegeben, und wieder war die Übereinstimmung nicht hundertprozentig, die Wahrscheinlichkeit jedoch noch höher, dass er mit dem Dieb verwandt sein musste. Es hieß, es müsste ein Sohn von ihm sein. Da hat er mir von dir erzählt.“
Wütend sprang Alejandro auf. „Ich wurde verdächtigt? In einem Fall von Kunstraub?“
„Nein, nicht wirklich. Dein Ruf ist zu makellos. Außerdem haben wir Ermittlungen angestellt.“
Alejandro starrte Michael erbost an. Sein ganzes Leben arbeitete er daran, dass der schlechte Ruf seines Vaters nicht auf ihn abfärbte. Jetzt musste er erfahren, dass man ihn in den Vereinigten Staaten eines Verbrechens verdächtigt hatte?
Michael hob abwehrend die Hände und bedeutete ihm, sich wieder zu setzen. „Dank Dad sind wir sehr schnell von dem Verdacht abgekommen. Er legte zum Beweis ein Foto aus einer spanischen Illustrierten vor. Darauf warst du abgebildet, als Gast einer Benefizveranstaltung in Barcelona, die in der Nacht des Diebstahls stattgefunden hatte.“
Alejandro wusste nicht, was ihn mehr erstaunte – die Tatsache, dass er, wenn auch nur kurz, für einen Kunsträuber gehalten worden war, oder dass sein Vater, der sich nie gemeldet oder auch nur einen Geburtstagsgruß geschickt hatte, so um den Beweis seiner Unschuld bemüht gewesen war.
Als er sich entschieden hatte, der Einladung seines Bruders in die USA zu folgen, war ihm klar, dass er damit alte Wunden aufreißen würde. Aber er hatte geglaubt, damit zurechtzukommen, nun, wo Ramon tot war. Immerhin hatte er ja bis jetzt ein sehr gutes Leben gehabt. Eine Mutter, die ihn über alles liebte. Einen Großvater, der ihm trotz Krankheit und Altersschwäche ein guter Ersatzvater gewesen war. Er hatte seine Kindheit im Kreis einer
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