TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
sollte, kam das Ganze ihr völlig verrückt vor.
Alle im Ballsaal starrten zu ihr hoch und warteten gespannt. Sie entdeckte Griffin. Seine Miene war nicht zu deuten, aber er sah nicht gerade begeistert aus. Lass dich überraschen, mein Freund, frohlockte sie insgeheim. Es wird noch schlimmer.
„Unser guter Freund Dr. John“, begann sie und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme abzustellen. Sie konzentrierte sich auf Grace und die Gehirnchirurgen-Geschichte und jede einzelne der unverschämten Lügen, die Griffin ihr aufgetischt hatte. „Unser guter Freund Dr. John hat sich bereit erklärt, die Sachen, die er heute Abend trägt, für einen guten Zweck versteigern zu lassen. Hier und jetzt!“
„Super!“, jubelte eine Frauenstimme, und die Umstehenden schoben Griffin näher an das Podium heran.
„Helfen wir ihm hier herauf, ja?“, schlug Nell vor und beobachtete, wie er sich vergeblich wehrte. Selbst aus der Entfernung war der Zorn in seinen Augen nicht zu übersehen.
„Ausziehen! Ausziehen!“, ertönten die ersten Rufe aus der brodelnden Menge. Griffin stemmte sich gegen die Flut und blieb wie angewurzelt stehen. „Okay, das reicht!“, knurrte er.
Er schüttelte die beiden Männer ab, die seine Arme gepackt hatten, ging nach vorn und stellte sich neben Nell auf das Podium. Sie wusste, dass er fuchsteufelswild war und sie sich auf sehr dünnes Eis begeben hatte, aber inzwischen war ihr alles egal.
Lächelnd zupfte sie an seinem Ärmel. „Wie viel bietet ihr für die Jacke des guten Doktors?“
Doch bevor jemand ein erstes Gebot abgeben konnte, begann der riesige Kronleuchter in der Mitte des Saals zu zischen und zu flackern. Mit einem Knall ging er schließlich aus und tauchte einen weiteren Teil des Raums in Dunkelheit. Zugleich schien es noch heißer zu werden. Als die Gäste entsetzt aufschrien und fluchtartig den Bereich unter dem qualmenden Kronleuchter räumten, nutzte Griffin seine Chance.
Obwohl um sie herum ein regelrechter Tumult ausbrach, sah Nell nur ihn. Mit einem Schritt war er bei ihr und hob sie und ihr sündiges rotes Kleid auf die Arme. Dann trug er sie aus der Gefahrenzone.
Nell erstarrte, aber das änderte nichts an dem Kribbeln, das ihren erhitzten Körper in einer Welle nach der anderen durchlief. Und auch nichts an der gefährlichen Anspannung, die sich in ihr aufbaute. Verdammt! Warum fühlte sie sich in seiner Obhut so sicher, so geborgen, so wundervoll? Warum war sein Arm an ihrem bloßen Rücken und seine Hand an ihrem Schenkel so warm und die Seide ihres Abendkleids so dünn? Warum war sein Blick direkt auf ihren viel zu tiefen Ausschnitt gerichtet? Und warum prickelte ihre Haut überall dort, wo er sie berührte oder auch nur anschaute? Allein der Gedanke, er könnte seinen Blick dorthin richten, reichte aus, um sie zum Prickeln zu bringen.
Ein Mann, den sie hasste, trug sie auf seinen kräftigen Armen durch die weiten Räume des Arcadia , und sie wehrte sich nicht, sondern ließ es geschehen. Nicht nur das, es gefiel ihr! Und sie dachte an nichts anderes als daran, wie schnell sie ihr albernes Kleid abstreifen, ihm das Hemd und die Hose ausziehen und mit ihm in einem Wandschrank, einer Abstellkammer oder wohin auch immer verschwinden könnte.
„Wohin bringst du mich?“, fragte sie, als er mit ihr herumwirbelte, um auf den Fahrstuhlknopf zu drücken. „Und wann wirst du mich endlich absetzen?“
„Weißt du, Nell“, sagte er verärgert, während er seinen Griff um sie festigte. „Angesichts deiner überschäumenden Dankbarkeit bin ich versucht, dich nie wieder zu retten.“
„Dankbarkeit?“, fragte sie verwirrt.
Sie musste etwas sagen, irgendwas, um sich davon abzulenken, dass seine Finger sie an den Rippen kitzelten, keine Handbreit von der Brust entfernt, und sie sich vor unterdrücktem Verlangen fast in seinen Armen wand. Sie konnte kaum noch atmen, wagte jedoch nicht, sich zu bewegen oder gar zu befreien.
„Ich habe mich bei dir bedankt, als du mich das letzte Mal aus einer Gefahr gerettet hast, oder etwa nicht?“, fuhr sie fort und war erstaunt, ihre Stimme zu hören, obwohl ihr Verstand nicht mehr richtig zu funktionieren schien. „Mehr liegt nicht drin. Ich meine, du hast noch nicht einmal gesagt, dass es dir leidtut. Ich soll dir verzeihen und dankbar sein, und du zeigst keinen Funken Reue.“
Er überlegte einen Moment. Dann schaute er ihr tief in die Augen und lächelte. „Und wenn ich es tue, bist du dazu bereit?“
„Wozu bereit?“,
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