TIFFANY LIEBEN & LACHEN SONDERBAND Band 02 - JULIE KISTLER, SANDRA CHASTAIN, SANDRA PAUL
eigensüchtig war, wie sie zunächst angenommen hatte. Er leugnete es zwar, doch seine Mieter lagen ihm ebenso am Herzen wie seine Mandanten. Zweifellos war er ein hervorragender Jurist. Seine zynische Haltung hatte sich verflüchtigt, als sie das Album mit seinen früheren Fällen durchblätterten. Er war plötzlich lebhaft und aufgeschlossen geworden.
Dev lächelte, während er heranschlenderte. In den Winkeln seiner dunklen Augen bildeten sich kleine Falten, und Gaby wurde auf einmal klar, dass dieser Mann viel zu selten lächelte. Er arbeitete zu angestrengt, war viel zu ernst – besonders in Cecilias Gegenwart. Diese Frau sprach offenbar seine negativen Seiten an.
Gaby schüttelte ihre neuerlichen Bedenken ab und erwiderte sein Lächeln. Er trat neben sie auf die Sandfläche. „Musste Cecilia schon gehen?“, erkundigte sie sich.
„Sie muss noch einiges für die Party erledigen. Ich habe ihr gesagt, dass wir auch allein zurückfinden.“ Fragend zog er die Brauen hoch. „Wo sind denn auf einmal all die Kinder geblieben?“
Sie wies über den Rasen auf ein weißes Fahrzeug. „Der Eismann hat mir den Rang abgelaufen.“
„Sie haben dich einfach im Stich gelassen?“
„Das ist wohl mein Schicksal.“ Die Worte klangen ernster, als Gaby beabsichtigt hatte. Dev kniff die Augen zusammen und kam näher. Sie schluckte. Er war zu nah. Immer wenn sie die Nähe seines Körpers spürte, überfiel sie Gehemmtheit – und eine ungehörige Erregung. So locker wie möglich ging sie zu einem Schaukelsitz und ließ sich darauf nieder.
Dev folgte ihr und lehnte sich mit seinen breiten Schultern an den Pfosten. „Wie meinst du das? Deine Eltern haben dich doch nicht etwa ausgesetzt?“
„Nein. Klar, mein Vater verließ meine Mutter, aber das war vor meiner Geburt – sie waren nicht verheiratet. Er sagte, er wolle sich nicht anketten lassen. Ein paar Jahre später starb er.“ Sie strich mit den Sandalen über den Sand und ließ die Körnchen zwischen ihre Zehen gleiten. „Eigentlich komisch, seine Begründung. Mom wollte sich nämlich auch nicht anketten lassen. Sie war ständig in der Welt unterwegs, bis zu ihrem Tod.“
Dev beobachtete sie genau. Er griff nach der Schaukelkette und versetzte sie in Drehung, bis Gaby in Halbkreisen schwang. „Das war sicher hart für dich“, sagte er leise.
„Nein, nein, es war nicht weiter schlimm.“ Sie lächelte.„Mom und mein Onkel – ihr Bruder – hatten ein humorvolles Gemüt. Sie kamen überall zurecht und haben die vielen Bekanntschaften und Ortsveränderungen immer genossen. Manchmal denke ich, sie fühlten sich in den verschiedenen Städten stets wohler als die Menschen, die ihr ganzes Leben dort verbrachten.“ Ihr Lächeln schwand. „Für meinen Onkel war es ein schwerer Schlag, als Mom vor ein paar Jahren starb. Außer mir war sie seine einzige Angehörige. Eine Zeit lang war er ziemlich am Trudeln. Er verlor den Boden unter den Füßen.“
„Und du?“, fragte Dev eindringlich.
Ich war mein ganzes Leben lang am Trudeln. Laut sagte sie:
„Mir hat sie auch sehr gefehlt.“
Dev blickte auf sie herunter und fragte sich, was hinter diesem leicht betrübten Gesicht vorgehen mochte. Sie schien sich stets mehr um andere zu sorgen – zum Beispiel um ihren Onkel –, als um sich selbst. „Lebt dein Onkel noch?“, wollte er wissen.
Gaby schrak auf. Ahnte Dev etwa, dass Herbert Smith ihr Onkel war? „Ja, allerdings“, gab sie vorsichtig zurück. „Er hat sich in eine Frau verliebt …“
„Und hofft, mit ihr glücklich bis an sein Lebensende zu werden“, schloss Dev sarkastisch.
„Warum auch nicht?“ Da sie weitere Fragen im Kern ersticken wollte, begann sie zu schaukeln. „Das macht wahnsinnig Spaß. Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr auf einer Schaukel gesessen.“
Zu ihrer Erleichterung ließ Dev von seinem Thema ab und bemerkte nüchtern: „Ich nehme an, das ist wie Rad fahren. Man verlernt es nie.“
Er trat hinter sie. Gaby machte große Augen, als er sich über ihre Schulter beugte. „Was wird das?“
„Ich schubse dich an.“ Er legte ihr die Hände auf den Po und gab ihr einen leichten Stoß.
„Das ist aber nicht nötig.“ Automatisch streckte sie die Beine aus, um die Schaukel höher zu treiben.
„Ich glaube doch“, meinte Dev, als sie zurückschwang. „Du hast mich die ganze Woche lang herumgeschubst, jetzt bin ich mal an der Reihe.“
„Sehr witzig“, bemerkte Gaby, doch sie protestierte nicht weiter. Sich schaukeln zu
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