Tiffany Sexy Band 73
nicht darauf angesprungen bist …“
„… ist der einzige Grund dafür, dass ich noch am Leben bin“, führte sie seinen Gedanken zu Ende. „Trifft die erste Vermutung zu, heißt das, dass er all die Jahre in der Nähe war und mich beobachten konnte. Trifft die zweite zu …“
„… bedeutet es, dass es eine undichte Stelle in meiner Abteilung gibt“, beendete er grimmig den Satz. „Und ich habe dich aus deiner sicheren Existenz an die Öffentlichkeit gezerrt.“
Jamie erwachte in vollkommener Dunkelheit. Es war nicht die Dunkelheit, die sie nachts in ihrem Schlafzimmer gewöhnt war, sondern eine undurchdringliche schwarze Finsternis. Sie wusste, dass sie sich in Kells Geländewagen befand, und wo immer sie angehalten hatten, es war noch nicht lange her, denn das Wageninnere war noch warm. Nur fehlte Kell.
Sie musste auf die Toilette, außerdem brauchte sie etwas anderes zu trinken als die geschmolzenen Eiswürfel in dem Getränkebecher aus dem Fast-Food-Restaurant.
Da Kell das Kommando hatte, wartete sie. Ein falscher Schritt konnte alle seine Vorsichtsmaßnahmen zunichte machen.
Kurze Zeit später hörte sie Schritte auf Holzplanken. Sie hob den Kopf von den Knien und sah Kell die Verandastufen vor einem kleinen Holzhaus herunterkommen. Aus der Tür hinter ihm fiel warmes gelbes Licht und erhellte seinen Weg zum Wagen. Erst da fiel ihr wieder ein, dass er ihr von dem Haus erzählt hatte. Er erholte sich hier, angelte und jagte. Als er die Wagentür öffnete, strömte der Duft von Erde und Kiefern herein.
Beim Aussteigen rutschte sie in seine Arme, und er drückte sie fest an sich. Sie erschauerte und schmiegte sich an ihn. Es tat so gut, von ihm gehalten zu werden. Er lehnte sich zurück, um ihr ins Gesicht sehen zu können, und sie fragte sich, ob er vielleicht das Gleiche dachte wie sie –, dass das Schicksal sie zusammengeführt hatte, und zwar nicht nur, um die Morde im Sonora Nites Diner aufzuklären.
„Ich habe unterwegs eine Menge neuer Dinge an dir bemerkt“, sagte er und lächelte schelmisch.
„Welche denn?“
„Zum Beispiel, dass du schnarchst. Mein geplatztes rechtes Trommelfell ist der Beweis.“
Er neckte sie, um eine unbeschwerte Stimmung herbeizuführen, und sie war dankbar für seine Bemühungen und boxte ihn spielerisch gegen die Schulter. „Ich hoffe, du hast hier ein zusätzliches Bett, denn ich werde allein in deinem schlafen.“
Kell stieß ein Wolfsheulen aus, und in diesem Moment wusste Jamie, dass sie ihn liebte.
Im Bett schmiegte Kell sich von hinten an sie und hielt sie mit einem Arm an sich gedrückt. Beim letzten Mal hatte er ihr noch erklärt, er sei kein Kuscheltyp, jetzt fragte sie sich, was sie davon halten sollte, dass er sie nicht mehr loslassen wollte.
Sie genoss es, seine Nähe zu spüren, aber irgendwann musste sie zur Toilette, deshalb schlich sie so leise wie möglich aus dem Bett. In dem winzigen Badezimmer wusch sie sich die Hände und das Gesicht, dann schlich sie barfuß und auf Zehenspitzen in das vordere Zimmer.
Als sie ankamen, war es schon zu dunkel gewesen, um sich die Gegend anzuschauen, deshalb zog sie jetzt Shorts, ein weißes Tanktop und Sandaletten an und öffnete die Hintertür.
Kells Hütte lag in einem Tal, sie nahm an in den Guadalupe Mountains, da sie das Gebiet der Davis Mountains hinter sich gelassen hatten. Sie waren so lange über Schlängelpfade gefahren, dass sie am Ende keine Orientierung mehr gehabt hatte.
Von der hinteren Veranda aus sah sie die Sonne hinter den Bergen aufgehen. Sie war erstaunt über die friedliche Ruhe, die sie umgab, und lehnte sich an einen der rauen Verandapfosten. Es würde ein heißer Tag werden, doch im Augenblick war die trockene Wärme angenehm, und es duftete nach Kiefern und frischer Erde. Die Luft war rein und frisch und klar.
Sie atmete tief ein, und als sie Kell im Haus hörte, überlief sie ein sinnlicher Schauer der Vorfreude. Kurz darauf roch es nach Kaffee. Sie musste lächeln, denn plötzlich fühlte sie sich sehr lebendig. Besser konnte es nur noch werden, wenn ihr Leben nicht mehr in Gefahr war, denn sie wollte es auf keinen Fall verlieren, jetzt, wo sie ihren Platz und ihren Mann gefunden hatte.
Das klang wundervoll. Ihr Mann. Natürlich wusste sie, dass ihre Hormone für solche Gedanken und Gefühle verantwortlich waren, aber seit sie Kell kennengelernt hatte, musste sie ständig an ihn denken, an seine Lachfältchen um die Augen, an sein Lächeln, an seine weißen Zähne und
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